Für die Menschen

Zum Auftakt der Versammlung im „Goldenen Löwen“ ging es um das „Fest der Begegnung“ am 5. April und eine Musikveranstaltung, die aufgrund von gesundheitlichen Problemen von Elmar Lehnen nicht stattfinden kann.
Außerdem trug der Vorsitzende Ulrich Hünerbein-Ahlers eine Mail von Josef Niederholz vor, in dem der Betreiber der „Radwerkstatt“ ankündigte, als „Einzelkämpfer“ im November die Türen für den Service dichtzumachen, falls sich kein Unterstützer findet. Die Runde verständigte sich darauf, dazu eine Anzeige zu schalten.
Anschließend wurde kontrovers darüber diskutiert, ob man als „Runder Tisch“ das „Madonnari-Festival“ finanziell unterstützen soll. Es wurden Zweifel geäußert, ob das dem Satzungszweck des Vereins entspricht. „Wenn Flüchtlinge dabei sind und die würden das Material übernehmen, dann Ja, sonst nicht“ lautete da die Linie.
Danach ging es um den OGS-Besuch im „Irrland“, Verdunklungen in der Unterkunft Karl-Leisner-Straße und die Bestellung von Skateboards für Flüchtlinge im Zusammenhang mit der neu entstehenden Anlage.
Der städtische Flüchtlingskoordinator Heinz-Josef Theunissen machte deutlich, dass aktuell 241 Flüchtlinge in 25 Unterkünften untergebracht sind.
Zahlen stark zurückgegangen
Seit der Hochzeit der Flüchtlingskrise 2015 sei die Zahl der Neuankömmlinge stark zurückgegangen. 2018 lag ihre Zahl bei 70, in diesem Jahr bei bislang 15 (Stand 14.3.). Fünf Personen könne man noch zuweisen, die Vorlaufzeit dafür mit zwei Wochen nannte er „komfortabel“.
Er sprach von „locker 120 Personen, die nicht mehr in Unterkünfte reingehören“, aber keine Alternative fänden. Es sei „schwierig, von der Stadt aus sozial Schwache oder Flüchtlinge unterzukriegen“, lautete seine Erkenntnis.
Im Rahmen seines Rechenschaftsberichtes ging Ulrich Hünerbein-Ahlers ausführlich auf ein Schreiben ein, dass der Vorstand des „Runden Tisches Flüchtlinge“ an den Vorsitzenden der Geselligen Vereine, Peter Tenhaef, geschrieben hat. Unterzeichnet wurde dieser von Hünerbein-Ahlers, Daniel Heinrichs und Hans-Peter Angenendt.
Hünerbein-Ahlers zitierte dabei aus einigen der Äußerungen, die Tenhaef als Präsident der Geselligen Vereine im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 8. Januar getätigt haben soll. So heißt es: „Die Fremdenfeindlichkeit gegenüber ausländischen Mitbürgern besteht in großen Teilen der Bevölkerung nach wie vor, wobei man aber auch sagen muß, dass diese von den Betroffenen zum Teil selbst verschuldet ist.“
Und weiter: „Würden sich diejenigen, die es betrifft, wie Gäste in unserem Land aufführen und nicht so, als wenn wir dummen Deutschen sich nach ihnen zu richten hätten, würde sich die Situation mit Sicherheit deutlichst verbessern. Respekt vor Ordnung und Gesetz sind hier vielfach in keinster Weise vorhanden – als Beispiel seien Essen und Marxloh beiläufig erwähnt.“
Außerdem soll Tenhaef auch diese Sätze gesagt haben: „Leider gibt es bei uns noch eine Vielzahl von deutschen Arbeitslosen, die nicht arbeiten wollen und sich in unverschämtester Art und Weise aus den vielen Zuschussmöglichkeiten bedienen, die unser Staat ihnen ermöglicht. (…) Auch viele Migranten haben diesen Weg bereits erkannt und nutzen diese Möglichkeiten schamlos aus.“
In den Schreiben bezieht der „Runde Tisch“ zu den vorgetragenen Äußerungen klar kritisch Stellung. „Sie haben mit Ihrem Redebeitrag keinen Beitrag zur Integration von Geflüchteten und Migranten in unserer Stadt geleistet.“
Der Vorstand macht darin laut Hünerbein-Ahlers unmißverständlich klar: „Wir kennen keine Flüchtlinge, die sich so aufführen, als wenn wir die dummen Deutschen sind, die sich nach ihnen richten müssen. Im Gegenteil, wir erleben viele Flüchtlinge, die sehr dankbar sind für die Hilfe, die sie in Kevelaer bekommen.“
Und weiter heißt es in dem Schreiben: „Die von Ihnen angesprochenen Verhältnisse in Essen und Marxloh gibt es in Kevelaer nicht. Und das ist das Verdienst von Menschen in Kevelaer, die eine Willkommenskultur auf Augenhöhe praktizieren.“
Das Schriftstück beinhaltet auch einen Dank an die „Stadt Kevelaer, an der Spitze Herrn Bürgermeister Dr. Pichler und die vielen MitarbeiterInnen, die sich um die Flüchtlinge kümmern.“
Es benennt auch die „vielen ehrenamtlichen BürgerInnen, die mit Empathie und großem Engagement den geflüchteten Männern, Frauen und Familien mit Kindern helfen, die in unserer Stadt leben.“
Die Geflüchteten „wertschätzen dieses Entgegenkommen und wollen Teil unserer Gesellschaft werden mit gleichen Rechten und Pflichten“, zitierte Hünerbein-Ahlers weiter aus dem Brief. Und dazu gehöre unbedingt, „dass sie sich an Recht und Gesetz halten.“
Tenhaef solle mal erleben, „mit welchem Eifer Männer, Frauen und Kinder unsere Sprache lernen wollen, weil sie erkannt haben, dass Sprache der Schlüssel zur Integration und zur Arbeitsstelle ist.“ Dann, so die Autoren des Briefes, „würden Sie nicht mehr behaupten, dass viele Migranten überhaupt nicht arbeiten wollen.“
Er könne sich gern „einen persönlichen Eindruck von der Situation in Kevelaer machen“. Er sei zu dem „Fest der Begegnung“ mit Geflüchteten eingeladen. „Auch für ein Gespräch stehen wir Ihnen gerne und jederzeit zur Verfügung.“
Es habe bislang auf den Brief keine Reaktion gegeben. „Wir sind enttäuscht“, meinte Hünerbein-Ahlers. Man habe sich gefragt, was diese Äußerungen auf einer Jahreshauptversmmlung der Geselligen Vereine zu suchen hatten. Der Vortrag sei keinem Affekt entsprungen, machte der Vorsitzende deutlich: „Das ist nicht irgendjemand, er bekleidet ein exponiertes Amt – und er hat es nicht im Partykeller gesagt.“
Die anwesenden Mitglieder des „Runden Tisches“ billigten die Form des Umgangs mit der Angelegenheit und den Inhalt des Briefes. „Ich hätte den Brief auch an den Vorstand geschrieben“, unterstrich Diakon Berthold Steeger. Das Schreiben sei im Vorstand bekannt, sagte Hünerbein-Ahlers.
Nach dem Vortrag des Kassenberichts und der Entlastung des Vorstands standen dann noch Neuwahlen an. Hünerbein-Ahlers wurde in seinem Amt wiedergewählt und dankte für das Vertrauen.
„Ich mache das sehr gerne, aber das ist meine letzte Saison“, kündigte er im gleichen Atemzug an. Daniel Heinrichs wurde als stellvertretender Vorsitzender gewählt, Hans-Peter Angenendt als Kassierer im Amt bestätigt. Und Ludger Holla bekleidet das Amt des Geschäftsführers.
Bei der Debatte über die Ausrichtung der Arbeit des „Runden Tisches“ machte Gudrun Blumenkemper von der Caritas klar, dass die Beratungsthemen immer komplexer würden.
Psychologisch schwierig sei es, wenn viele Flüchtlinge mit guten Jobs zuhause hier Gleiches suchten und es sich anders darstellt, als sie es sich vorgestellt haben. Es brauche für eine Jobberatung ein niederschwelliges Angebot.
Auch bleibe es weiter wichtig, die Flüchtlinge mehr mit Deutschen „in Kontakt zu bringen“ und weiter „Konversationstraining“ zu betreiben, meinte Sylvia Rommen-Ahlbrecht. Da könnten vielleicht pensionierte Lehrer gegen Bezahlung helfen, regte sie an. Als nächster Termin für ein gemeinsames Treffen des „Runden Tisches“ wurde der 6. November 2019 anberaumt.