Der D´Artagnan der Kunst

Es war ein besonderes Ende einer Ausstellung, die zu der Person und dem Charakter des Ausstellers passte: Malcolm Lichtenberger und Thomas Brokamp inszenierten im Rahmen einer szenischen Collage das Leben und Werk von Anarchasis Cloots, der – 1755 auf Schloss Dombrüggen geboren – im Jahre 1794 hingerichtet wurde.

Unterstützt von Karola Simons an der Trommel, schlugen die beiden Schauspieler des „Theaters im Fluss“ aus Kleve einen weiten Bogen – von dem Bekenntnis des Schriftstellers, Politikers und Revolutionärs zur Universalität der Menschenrechte und der Freiheit des Geistes über dessen Anklage und Verfolgung durch Robespierre bis zu Ereignissen von Repression und der Missachtung der Menschenrechte in Syrien, China und anderen Orten der heutigen Zeit.

„Cloots setzte sich während der französischen Revolution für die universelle Gültigkeit der Menschenrechte ein und erklärte, dass diese nicht an Staatsgrenzen gebunden sei. Der Einsatz für diese Überzeugung kostete ihn wortwörtlich den Kopf“, erläuterte „wort.werk“-Galeristin Eva-Maria Zacharias im Zuge der Finissage.

Sie schlug dabei den direkten Bogen zu dem 70-jährigen Niederrhein-Künstler Aloys Cremers, der seit Dezember seine Zelte quasi in der Galerie aufgeschlagen hatte, dessen Landschaftsbilder, Collagen, Engel-Skizzen und Bücher in der Galerie ihre Heimat gefunden hatten.

„Um Kopf und Kragen redet sich Aloys Cremers immer wieder mal mit vollem Einsatz und Leidenschaft“, meinte Zacharias. „Da ist es nicht verwunderlich, dass er sich einem Verfechter der Menschenrechte wie Anarcharsis Cloots über zeitliche Grenzen hinweg verbunden fühlt.“

„Andersdenken“

Das „Andersdenken“ sei geradezu „ein zentrales Motiv seines Schaffens als Künstler, als Mensch mit Ecken und Kanten, als Anreger, Mitbegründer und Ideengeber, der nicht zulerzt am Niederhein Vieles bewegt“, würdigte Zacharias Cremers.

Als „niederrheinischer D´Artagnan der Kunst“ werfe er „in Bildern und Worten einen ganz eigenen Blick auf Kunst und Kultur im Kontext zeitgeschichtlicher Umbrüche und Erfahrungen.“ Er „schreibt seine Bilder und malt seine Bilder“, gab sie die Selbstbeschreibung des Künstlers wieder, der in seinen Texten massenweise Assoziationen und Wortspiele verwende.

Cremers selbst zeigte sich anschließend berührt: „Was hier grade passiert ist, da hab ich Gänsehaut“, gestand er . „Weil Cloots immer als Verrückter beschimpft wurde. Und das ist das, was ich auch hunderttausendmal höre. Ich bin auf die gleiche Art unterwegs, für die Gleichheit und grenzüberschreitend. Auch ich sage Sachen, die man nicht hören will“, verwies er auf seine bislang 300 geschriebenen Bücher.

In seinen Bildern sei „immer Freude und Freiheit – nichts ist geplant und alles zugelassen. Ich will nichts wissen, was ich mache. Es geht um die Intuition, da kommt immer raus, was man fühlt.“ Er habe den Eindruck, dass „Genie hier keine Zeit“ habe. „Das wird abgehauen und immer schön angepasst.“ Sein Eindruck nach eineinhalb Jahren intensiver Beschäftigung mit Kevelaer und seiner Geschichte vor Ort war, „dass Kevelaer nicht mehr unverwechselbar“ ist.

Ausgangspunkt der Ausstellung im Dezember war die Benefizaktion zugunsten der Kevelaerer Kerpenkate-Stiftung im „wort.werk“ In der Zeit malte Cremers seine „Engelanders“ – besondere Engelbilder, die er bereits 2018 auf dem Advents-und Krippenmarkt gemalt hatte – und ließ sich dabei über die Schulter schauen.

Die Bilder verkaufte er zugunsten der Kerpenkate-Stiftung. Dementsprechend konnte er 100 Euro Erlös aus der Aktion an Karl Aengenheyster von der Stiftung übergeben. „Nicht soviel diesmal“, meinte Cremers angesichts des etwas magereren Erlöses. Aengenheyster selbst freute sich aber ausdrücklich über die Unterstützung. „Ich bin stolz, dass er sowas macht“, meinte er nur.