Freiheit, die ich meine

Man hat sie mir genommen, ich will sie wiederhaben! „Mehrere Wochen sind zu viel des Guten“. „Ich stehe kurz vor dem Ende“. Solche Worte und Sätze haben wir inzwischen täglich gehört und gelesen. Die Medien haben da schon für reichlich Informationen gesorgt.

So weit, so gut. Auch die Kevelaerer Geschäftswelt hat ihre Schwierigkeiten und Probleme und versucht, sie zu meistern, mit Engagement, Mut und guten Ideen, oft auch mit Erfolg – gottlob.

Nun melden sich landauf, landab die Ersten mit einem gewissen Freiheitsdurst lautstark zu Wort, vor allem in den letzten beiden Wochen und werden hervorgerufen bzw. hervorgelockt durch politische Entscheidungen, die eine Öffnung und Lockerung bisheriger Vorgaben erlauben. ­„Viiieeel zu wenig!“, tönt es allerorten und man versammelt sich, trifft sich in Trupps und Gruppen, auf Teufel (Corona) komm heraus.

Wenn ich mir nun besagte Medien anhöre und anschaue, frage ich mich nach meinem eigenen Mut, der sich aber nicht übers eigene (Kiepen)geschäft Sorgen macht, sondern: Wird das auch in Kevelaer kommen, dass Krawallmacher, denen es nur um das „hoolen“ (kommt von Hooligans) geht, Leute mit anderer Meinung als der ihrigen niederschreien oder gar körperlich angreifen? Auch darüber haben TV-Sender bereits berichten müssen.

Unter dem Deckmantel und der scheinheiligen Ausrede, man wolle doch nur die vom Grundgesetz garantierte Freiheit verteidigen, die einem gerade vom Staat genommen wird, kreischen und pöbeln diese „Freiheitskämpfer“ lauthals und übersehen dabei unter anderem dieses: Gerade dieser Staat ermöglicht und erlaubt ihnen dieses Geschrei. Zur Information für diese „Herrschaften“: Das nennt man Demokratie (aber bitte nicht zum Selbstzweck).

Wenn ich so eine(n) Krakeeler(in) auf der Haupt-, Busmann- oder sonstigen Straße antreffe, werde ich ihn/sie fragen: „Wollen Sie Ihre erstrittene, so genannte Freiheit eines Tages im Krankenbett oder gar auf der Intensivstation genießen? Oder wollen Sie nicht doch lieber akzeptieren, dass mit Maskenschutz und angemessenem, erlaubtem Abstand der Freiheit zurzeit Genüge getan ist?“

Wie waren wir erschreckt, als wir vom schnellen Anwachsen der ersten Ansteckungszahlen hörten. Und heute? Fast genau dieselben Zahlen, jetzt aber (hurra!) „im Sinken“ begriffen, wollen / sollen uns heute das Ende aller Gefährdung signalisieren. Es ist doch abzusehen, dass die aktuellen Öffnungen und Lockerungen, ob am Strand, in Firmen, Gastronomie, Schulen oder Kitas, bei der derzeitig gelebten Missachtung der Abstandsregelung zwangsläufig und geradewegs in die zweite Welle führen, die uns dann bevorsteht.

Haben Sie Mechels Kommentar dazu schon gehört: „Nach tesame!“

Euer Hendrick