Festakt zum Fünfzigsten

Mit einem Festakt und einer abendlichen Feier begingen ehemalige Schüler, Lehrer und Ehrengäste den 50. Geburtstag der Hauptschule Kevelaer. Vor dem offiziellen Festakt hatten die Schüler der aktuellen Jahrgangsstufen neun und zehn auf dem Schulhofgelände nahe der Zweifachturnhalle die volle Aufmerksamkeit der Gäste.

Dort zeigten sie die Ergebnisse der Projekte, die aus der gemeinsamen Berlin-Fahrt heraus mit 113 Schülern und zwölf Lehrern entstanden waren: von der Umsetzung einer eigenen „Berliner Mauer“ mit Graffiti über einen kleinen Olympia-Parcours bis zu verschiedenen Stellwänden, die das Tempelhof-Areal im Wandel der Zeit oder den Unterschied der Politik in Kevelaer und im Bundestag darstellten. „Unser aktuelles Berlin-Projekt mit der heutigen Präsentation zeigt einmal mehr, was eine Hauptschule kurz vor der Auflösung trotz geringer Schülerzahl noch auf die Beine stellen kann“, würde Schulleiterin Renate Timmermann später beim Festakt sagen.

Einer der Gäste, die sich umschauten, war der frühere Rektor Winfried Janssen. „Wehmut für das, was Hauptschule bedeutet hat, 36 Jahre als gewaltigen Lebensabschnitt. Ich war von Beginn an dabei“, beschrieb er seine Gefühlslage. Er zeigte sich „stolz, dass wir vielen jungen Menschen den Weg ins Leben und in eine ganz gute Karriere geebnet haben“ und hatte beim Jubiläum auch das Ende 2019 im Blick. Die Wehmut Janssens teilten viele Gäste: „Das ist eine Entscheidung gegen die eigene Meinung. Dreigliedrig war einfach immer gut“, meinte Marieluise Schoofs vom Schul- und Sportausschuss der Stadt.

Um Punkt 12 Uhr schwang der stellvertretende Hauptschulleiter Bernd Druyen die Originalglocke der alten Marktschule („Die ist bestimmt 60, 70 Jahre alt“) , um alle Personen auf ihre Plätze zu bitten. „Mal sehen, wem wir die Glocke vererben“, richtete sich der erste Hinweis an den Bürgermeister.

Gemeinsam begrüßten beide die Gäste und machten dann eine Zeitreise durch die Geschichte der Hauptschule – von der Auflösung der Volksschule und der Begründung der beiden Hauptschulen „Edith Stein“ und „Theodor Heuss“ bis zur Fusion 2005/2006 zur Gemeinschaftshauptschule und dem bevorstehenden Ende 2019. „Wir wollen aber keine depressive Stimmung aufkommen lassen, denn schließlich haben wir heute Jubiläum“, rief Timmermann die Anwesenden zum Feiern auf. „Ich finde gut, dass gefeiert wird, auch wenn in einem Jahr Schluss ist. Es gibt für die, die feiern, keinen Anlass, traurig zu sein“, machte Bürgermeister Dominik Pichler in seiner Rede deutlich. „Was die Hauptschule anbietet, ist ein qualifizierter Abschluss.“

Viele, die er persönlich kenne, seien durch diese Schulform erfolgreich gegangen und verdienten vielleicht sogar mehr als ein Jurist. „Manche Themen sind ein Wiedergänger. Bei G9 dachte man auch, es ist abgeschafft. Und es werden neue Hauptschulzweige eingerichtet“, wollte er in den vollkommenen Abgesang auf die Schulform nicht einstimmen.
Viele Redner würdigten die Arbeit der Schule. Die Schulausschussvorsitzende Brigitte Middeldorf dankte Timmermann und Druyen, „dass Sie und Ihr Team noch mit so viel Herzblut da rangegangen sind.“ Was von der Hauptschule in anderen Schulformen bleiben werde, seien ganz viele wichtige Elemente wie das konkrete Lernen über Praktika, die Schülerorientierung oder der Beitrag zur Erziehung.

Tobias Jaschke sprach von einer „Erfolgsgeschichte“, viele Eltern und andere Schulformen empfänden Dankbarkeit. „Die Realschule war ein Wegweiser für neue pädagogische Arbeit“, nannte er die Inklusion und den Ganztag als Beispiele, dankte Druyen und Timmermann persönlich.

„Ich wäre in Sachen Inklusion ein Fall für ADHS gewesen. Ich war ein Spätstarter“, scherzte Norbert Killewald, der als ehemaliger Schüler der beiden Standorte Edith-Stein- und Theodor Heuss-Hauptschule sein Zeugnis mitgebracht hatte und auf eine „Fünf“ in Schrift verwies. „Man muss kein Abitur machen, um glücklich und zufrieden zu sein“ und könne auch nach neun Schuljahren einen Betrieb gründen und damit erfolgreich sein.

Druyen und Timmermann führten durch das Festprogramm.

Schule sei ein Ort ganzheitlichen Lernens, beziehe sich auf den ganzen Menschen in Richtung „Selbstständigkeit, Mündigkeit und Herzensbildung“, unterstrich der Berufsmusiker und frühere Heuss-Schüler Sebastian Sürgers in seiner Laudatio. Zukunft sei Bildung, und Bildung brauche einen Ort. „Die Hauptschule trägt daran ihren Anteil.“

Zwei ehemalige Schüler sorgten für das musikalische Rahmenprogramm des Festaktes. Daniel Klingel bewies am Klavier seine Fähigkeiten für gefühlvolle Melodien. Und Igor Harz sang später mit „In the Ghetto“ und „Wahnsinn“ zwei unterschiedliche, aber beide auf ihre Weise beeindruckende Songs. Am Klavier unterstützte ihn Karl Timmermann.

Sportlich überzeugte Jakob Wieggers von der 9a mit seinen Fähigkeiten am Trampolin. Sonja Ochmann von der 9b trug im Kontext der Berlin-Fahrt „Berlin in Zahlen“ von Erich Kästner vor, Jos van Bebber von der 9b „Das große Tor“ von Gerhard Ledwina und dazu präsentierten die Schüler das gemalte Brandenburger Tor auf der Bühne.

Im Anschluss an die Feier gab es im Obergeschoss der Turnhalle noch einen Empfang und rund 120 ehemalige Schüler trafen sich am Nachmitag zum gemeinsamen Erzählen bei „Scholten“ , verfolgten das WM-Spiel Deutschland gegen Schweden und erlebten „eine stimmungsvolle Feier“, wie Organisatorin Angelika Achten danach zufrieden feststellte.