Einige Ergebnisse lösten doch eher Zweifel aus

Etwas mehr als 20 Gäste waren der Einladung zu der Infoveranstaltung in den neu gestalteten Jugendräumen des IBC gefolgt. Die Zahlen der Sozialstudie waren vielen nicht bekannt, so- dass das Interesse zu spüren war. „Ich bin einfach gespannt, was dabei rumkommen kann?“, fragte sich nicht nur Tanja Kocken, Lehrerin an der Twistedener Grundschule. „Das hängt ja auch von den Ergebnissen ab und was man daraus ziehen kann.“ Gespannt war auch Martina Kandolf: „Ich wohne hier und interessiere mich für das, was hier passiert, vor allem, wenn man jetzt fundierte Daten hat.“
Die Aufgabe, die Ergebnisse der Studie vorzustellen, war Vanessa Freienstein von der Abteilung Pädagogische Dienste der Stadt Kevelaer vorbehalten, die auch den Löwenanteil der Arbeit an der Studie zu verantworten hat.
Sozialdezernent Marc Buchholz ließ sich entschuldigen. Dafür war der Vorsitzende des Sozialausschusses, Heinz Ermers, mit von der Partie. „Ich erwarte mir Input – was Ihnen wichtig ist. Man ahnt vieles, aber man weiß halt nicht alles“, war der SPD-Politiker gespannt. Freienstein stellte die einzelnen Zahlen der Studie für Kleinkevelaer und Twisteden vor. Dabei machten Feststellungen wie „Die Großfamilie ist auch hier ein aussterbendes Modell“ und Tatsachen, dass sich auch in Twisteden und Kleinkevelaer der Trend bestätige: „Kevelaer ist Zuzugsgebiet“ die Runde.
Erstaunen löste die geringe Zahl der polnischen Teilnehmer an der Umfrage aus. Das nährte Zweifel an der Aussagekraft der Zahlen. So gestand Freienstein beim Thema „Einkommen“ zu, dass möglicherweise nicht alle die Fragen richtig verstanden haben und sie nicht sagen könne, „wie hoch der Anteil der Eingabefehler“ gewesen sei.
Die Tatsache, dass wenige der befragten Mitarbeiter, Eltern und Kinder in den eingebundenen Einrichtungen den Bürgerbus tatsächlich nutzten, widersprach der wahrgenommenen Realität vieler Anwesender. „Der Bürgerbus wird von vielen anderen genutzt und schreibt schwarze Zahlen“, versicherte Bürgerbusfahrerin Karin Raimondi.
Danach diskutierte die Runde darüber, wie man die gut sechs Prozent der Mitbürger, die unter 1.250 Euro an Einkommen im Monat haben, über Bildung und Teilhabe entlasten kann. „Wir haben in Kevelaer eine hohe Anzahl, die aus dem Teilhabegesetz Geld nehmen könnten“, erklärte Ermers. „Es wird aber nicht genug angenommen.“ Sicher werde das ein wenig totgeschwiegen und es sei schwer, Eltern das zu vermitteln. Aber da sei man in Twisteden auf einem hohen Level, lautete der allgemeine Tenor.
Ein weiteres Thema war, abstrakt von den Zahlen, wie man aktiv in die polnischen Familien reingehen kann, um Sprachbarrieren abzubauen und den Kindern das Sprechen der deutschen Sprache zu ermöglichen. Ermers nannte das Beispiel Hubertusschule, wo durchaus eine Trennung von deutschen und polnischen Familien erkennbar sei. Karin Raimondi regte an, dass sich ein Sozialarbeiter niederschwellig bei den Familien umhören solle, um das mal herauszufinden. Insgesamt funktioniere aber die Kommunikation und das Auffangen bei sozialen Poblemen vor Ort, waren sich die Anwesenden einig.
Am Ende blieben viele etwas ratlos zurück, was man jetzt mit den Zahlen anfangen soll. „Für Twisteden habe ich daraus weiter keine Ideen gesehen“, gestand Ortsvorsteher Josef Kobsch. „Bei einigen Zahlen frage ich mich auch, ob sie stimmen.“ Seine Kollegin Johanna Ambrosius aus Kleinkevelaer wollte sich zu dem Nährwert des Abends nicht weiter äußern. Rolf Roosen von den Karnevalsfreunden meinte, so eine Studie könne vorausschauend gut sein, um mögliche Entwicklungen im Auge zu behalten. Man müsse aber auch berücksichtigen, wer gefragt worden sei.
Norbert Baumann nahm aus dem Abend mit, „dass es Twisteden gut geht. Aber man muss die Augen offenhalten, wie man heute über Unterstützung und Geld integrieren kann.“ Und Heinz Ermers‘ Fazit lautete schlicht: „Hier ist noch heile Welt.“