Zustände wie im Garten Eden

Eine Delegation amerikanischer Landwirte besuchte den Naturhof Etzold, um zu erfahren, wie am Niederhein Landwirtschaft praktiziert wird. Durch das feuchte Feld marschierte die Gruppe mit Hofbesitzerin Miriam Etzold, ihrer Tochter Lea und Sohn Jonas zu der mobilen Hühnerstation. Dort erläuterte der Junior der Familie den Gästen aus Übersee den praktischen Ablauf, vom Futter bis zum Eierlegen.
„Mich interessiert deutsche Landwirtschaft“, sagte Michelle Jones. Die 33-Jährige betreibt ein eigenes Gut in Billings im Süden Montanas. Sie war besonders darauf gespannt, „welche Kämpfe sie hier organisatorisch wie politisch haben und welche Lösungsansätze sie finden.“
Den Draht zu der Gruppe hatte Lea Etzold hergestellt, die zurzeit bei der Deutsch-Amerikanischen Außenhandelskammer (AHK) in Chicago tätig ist. „Das ist ein Besuch im Zuge des transatlantischen Landwirtschaftsdialogs“, erklärte die junge Frau.
Das Programm der Kammer führt seit 2015 deutsche und amerikanische Landwirte, Betriebsleiter und Fachleuten im Bereich der Landwirtschaft zum Austausch zusammen. „Das Ganze wird aus Mitteln des European Recovery Program des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert und soll den Handel untereinander befördern“, so Lea Etzold.
Zuvor hatte die Gruppe in der Woche ihres Aufenthaltes bereits die deutsche Landwirtschaftsgesellschaft in Frankfurt, einen Landmaschinenhersteller in Alpen und den Riswicker Bauernmarkt besucht. Etzold war die letzte offizielle Station.
Das Programm sei erfolgreich. Bislang habe man über 100 Amerikaner über den Atlantik locken können, ergänzte Lea Etzolds Chefin Corinna Jess. Auf beiden Seiten zeige sich viel Interesse. „Man könnte denken, dass die Landwirte unterschiedlich sind. Aber die Mentalität, die Probleme zu lösen, etwas zum Wachsen zu bringen, die sind ähnlich.“
Barbara Rinehart probierte unterdessen die Möhren. „Lecker“, lautete das Urteil der 67-Jährigen. Ihre Vorfahren waren im 17. Jahrhundert aus Deutschland nach Amerika ausgewandert. Sie selber hat heute auf ihrem Hof in Nebraska 70 Kühe.
„Wir haben viel weniger Tiere und dafür mehr Land“, bewunderte sie die Saftigkeit des Grases. Sie lebt in einer fast nur aus Sanddünen bestehenden Prärieregion. Man habe mit der Bewirtschaftung der Böden aber generell ein Problem, meinte Benjamin Lyle aus Sunburst/ Montana. „Wir sind größer, sind aber weniger produktiv“.
Die Gäste ließen sich von den Etzolds zu den Schweineställen führen. Es ging vorbei an den diversen Saatflächen für Blumenkohl, Süßkartofffeln, Feldsalat und Zuccini sowie den Laufenten. Die Etzolds erläuterten den Besuchern aus Übersee die technischen Gerätschaften für die Bewirtschaftung und gaben ihnen auch die Gelegenheit zum Stöbern im hauseigenen Bioladen.
Am Ende zeigte sich Gary Broyles von der „Montana Grains Foundation“ mehr als beeindruckt: „Das ist wie der Garten Eden hier – so gesunder Boden“, meinte der Landwirt, der 2002 nmal Präsident der „National Association of Wheat Growers“ war. „In Amerika gibt es ganz wenige Plätze, die solche Bedingungen wie hier aufweisen.“