Eine Meisterin irdenwarener Zierschüsseln

Künstlerische und persönliche Interessen hatten Grethe Holtmann, Tochter des Malers Heinrich Holtmann, und Josef Vorfeld 1929 zusammengeführt. Sie arbeiteten in einem gemeinsamen Atelier in Kevelaer. Ab 1930 betrieben sie die alte Ölmühle auf Schravelen als Werkstatt.
1932 heiratete das Paar. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor, die gut 60 Jahre dauern sollte.
Die Töpfermeisterin, Jahrgang 1899, widmete sich dem Studium der niederrheinischen Irdenwaren, vor allem der Zierschüsseln. Bereits als sehr junge Frau war sie im Maler-Atelier von Friedrich Stummel und Vater Heinrich Holtmann sowie beim Krefelder Keramiker Paul Dressler ausgebildet worden.
Mit großer Kunstfertigkeit bemalte sie Gefäße, Schalen und Teller und ließ sich z.B. durch persische Fayence anregen. Ihre Werke fanden ungeahnten Zuspruch. In vielen niederrheinischen Wohnungen hängen bis heute Zierschüsseln aus den Händen von Grethe Vorfeld-Holtmann an den Wänden oder stehen in Vitrinen und werden gehütet als Familienschatz. Sie sind echte Sammlerstücke und auf dem Markt kaum zu bekommen.
Oft sind Teller und Schüsseln für die Erwerber persönlich gestaltet und bei aller Unterschiedlichkeit für Kenner durch Formensprache und Farbgebung auf Anhieb zu identifizieren.
Zwischen den Eheleuten Josef Vorfeld und Grethe Vorfeld-Holtmann entwickelte sich eine gute Arbeitsteilung: Josef drehte und montierte, Grethe verlieh dem Werk Leben und Farbe.
Die beiden gehören zu denen, die den Ruf der Marienstadt begründeten, auch eine Kunstwerkstadt zu sein. Das begnadete Paar war bis ins hohe Alter kreativ. Beide Namen, Holtmann wie Vorfeld, sind mit einer der bedeutsamsten Kulturstätten in Kevelaer elementar verknüpft: mit dem niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte.
1990 verlieh der Verein für Heimatschutz und Museumsförderung zum ersten Mal einen Ehrentaler an Persönlichkeiten, die die Einrichtung durch ihr Engagement gefördert hatten. Grethe Vorfeld-Holtmann und Dr. Franz Oehmen wurden bei dieser Premiere ausgezeichnet. Ihre Väter hatten zu den Gründern des Museums gezählt. Die „Kinder“ hatten die Arbeit fortgeführt.
Grethe Vorfeld-Holtmann erzählte damals von den Anfängen des Museums. Die erste Sammelstätte habe sich auf dem heimischen Speicher an der Antoniusstraße befunden. Wenn Vater Heinrich verreist war, schlichen die Kinder sich hinauf und begutachteten die alten Stücke. Ihr Vater hatte vor allem Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie Hausrat, Möbel und Bildschmuck zusammengetragen und den Grundstock für das später gegründete Volkskundemuseum gelegt.
Später widmete das Museum dem Lebens- und Kunstwerk von Josef Vorfeld und Grethe Vorfeld-Holtmann unter dem Titel „Die Werkstatt Grethe und Josef Vorfeld“ eine eigene Ausstellung.
Grethe Vorfeld-Holtmann starb 1992. Ihr Mann überlebte sie fünf Jahre.