Debatte um Gesamtschulstandorte

Die Schulkonferenz der Gesamtschule Kevelaer-Weeze beschäftigt sich aktuell mit der Frage, wie der Standort Weeze fit für die Zukunft gemacht werden soll. Die Gemeinde Weeze schlägt ein Sanierungs- und Modernisierungsprogramm in Höhe von rund fünf Millionen Euro vor. Aufgrund der Kooperationsvereinbarung müsste die Stadt Kevelaer etwa 2,33 Millionen Euro beisteuern (das KB berichtete). Unter Berücksichtigung des heute Abend zu treffenden Votums der Schulkonferenz will sich am kommenden Dienstag der Schul- und Sportausschuss entscheiden, ob er die Pläne mitträgt oder eine andere Lösung favorisiert. Einige wichtige Fragen dazu wurden bereits im Vorfeld erörtert.

Schulleiter Michael Cuypers bestätigte, dass auch die Gesamtschule die typischen Probleme von Schulen mit zwei Standorten habe, darunter vor allem das unerträgliche Pendeln zwischen Kevelaer und Weeze, wovon Schüler und Lehrer betroffen seien. Insbesondere, weil an der Gesamtschule das Fachlehrerprinzip herrsche, entstehe dieses Problem: Während beim Klassenlehrerprinzip rund 80 Prozent des Unterrichts vom Klassenlehrer erteilt werde, gebe es an der Gesamtschule ab der fünften Klasse AGs, ab der sechsten Klasse Wahlpflichtunterricht bezüglich der zweiten Fremdsprache und ab Klasse sieben die Fachleistungsdifferenzierung. Da das Pendeln in den Pausenzeiten erfolgen muss, entfallen wichtige Erholungsphasen und Zeit, um beim Lehrer Rückfragen zum Unterricht zu stellen.

Erschwert sei auch eine heterogene Klasseneinteilung hinsichtlich Geschlecht, Religion, Leistungsfähigkeit, Verhaltensauffälligkeiten und mehr, betonte Cuypers: Aus Weeze und Uedem seien in den vergangenen Jahren überwiegend Schüler mit Hauptschulempfehlung oder Förderbedarf angemeldet worden. So seien für das kommende Schuljahr an der Gesamtschule 18 Schüler mit Förderbedarf angemeldet, darunter elf aus Weeze, die dort auf zwei Klassen verteilt werden können, und sieben aus Kevelaer, die hier auf sechs Klassen verteilt werden können.

Mit schlechtem Image behaftet

Zu der Anmeldesituation trägt sicherlich bei, dass der Weezer Standort, in dem sich früher eine Hauptschule befand, noch immer mit deren eher schlechtem Image behaftet ist. Eine Modernisierung des Gebäudes soll deshalb auch diesbezüglich ein deutliches Zeichen setzen und verdeutlichen, dass es sich beim Gesamtschulstandort um eine neue Schule mit neuen Qualitäten handelt.

Die je Jahrgang zwei Klassen in Weeze und fünf bis sechs in Kevelaer tragen auch zu einer ungleichen Schülerverteilung bei: In Weeze kommen so bei derzeit 190 Anmeldungen etwa 25 Schüler auf eine Klasse, in Kevelaer bis zu 30. Weil 190 Schüler aber eigentlich nur sieben Klassen rechtfertigen würden – und nicht acht, wie aufgrund der Standortverteilung erforderlich – stehen eigentlich auch nicht genügend Lehrerstunden für Unterricht in acht Klassen zur Verfügung. Diese richten sich nämlich nach der Schüler- und nicht nach der Klassenzahl.

Für die Gesamtschule dürfte damit entscheidend sein, inwiefern das Modernisierungskonzept diese Probleme verringert oder womöglich auf viele Jahre festschreibt. Ganz offensichtlich besteht mindestens bei Teilen des Personals Zweifel, ob der Standort Weeze fortgeführt werden sollte. Die Teilung entstand damals, weil in Kevelaer das Schulzentrum massiv hätte erweitert werden müssen, um eine neunzügige Gesamtschule unterzubringen, hätte man nicht auf die vorhandenen Räumlichkeiten in Weeze zurückgreifen können. Wenn beide Gemeinden zusammen nun fünf Millionen Euro in die Hand nehmen wollen, könnte das Geld aus Kevelaerer Sicht natürlich auch alternativ in den Ausbau des Schulzentrums fließen. Weeze hingegen ist verständlicherweise daran interessiert, selbst Schulstandort einer Gesamtschule zu bleiben.

Mehrkosten für Mensa und Turnhalle

Auf Anfrage der FDP hat die Stadt Kevelaer geschätzt, dass fünf Millionen Euro wohl ausreichen würden, um den für einen einzigen Standort nötigen Raum am Schulzentrum auf der Hüls zu schaffen. Allerdings seien dann eine erhebliche Erweiterung der Mensa und der Bau einer weiteren Turnhalle für Kosten in Millionenhöhe erforderlich.

Sollten der Rat und die Schulkonferenz tatsächlich beabsichtigen, den Standort Weeze aufzugeben, müsste das von der Bezirksregierung genehmigt werden. Zweifel, dass die Anmeldezahlen aus Weeze auch langfristig für den dortigen Standort ausreichen – und die Investitionen dort nicht in den Sand gesetzt wären – hat die Stadt Kevelaer allerdings nach eigener Darstellung nicht. Sie empfiehlt der Politik daher auch, dem von Weeze vorgelegten Sanierungskonzept mit der entsprechenden Beteiligung Kevelaers zuzustimmen.

Bürgermeister Dominik Pichler wies zudem ausdrücklich darauf hin, dass sich Weeze in der Vergangenheit vereinbarungsgemäß an den Investitionen in Kevelaer beteiligt habe. Die Gemeinde wird sich den Planungen zufolge auch in den kommenden Jahren mit rund 1,9 Millionen Euro bei Investitionen in den Schulraum in Kevelaer einbringen.

Die Debatte im Schulausschuss am Dienstag, 17. April, um 18.30 Uhr im Ratssaal ist öffentlich. Das letzte Wort hat der Rat am 19. April, 18.30 Uhr im Ratssaal.