Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns verlässt Kevelaer. Bei der Stadt könnten alte Strukturen wieder aufleben.
Zurück in die Zukunft
Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Tourismus und Kultur aus einer Hand? Die Kevelaererinnen und Kevelaerer erinnert das an was: Das gab‘s doch schon mal!
Richtig: Der Kevelaerer Wirtschaftsförderer, der dieses umfangreiche Paket schnürte – und dann gleich selbst für eine Weile schulterte – hieß Hans-Josef Kuypers. Er orientierte sich Richtung Kreiswirtschaftsförderung – und wird dort etwas früher als Hans-Josef Bruns in Kevelaer die Geschicke der Gesellschaft in die Hände von Nachfolgerin Brigitte Jansen legen. In Kevelaer folgte ihm Ruth Keuken, die schließlich auch für den Kreis tätig wurde und noch immer tätig ist. Was für Kevelaer folgte, war eine lange Zeit der Umfirmierung und Umorientierung, Aufsplittung und Wiederzusammenführung. Nun also könnte mit dem Weggang von Hans-Josef Bruns wieder eine „Organisationseinheit“ entstehen.
Ende 2022 ist Schluss
Ende 2022 ist für den dann 63-jährigen Hans-Josef Bruns offiziell Schluss bei der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Gut acht Jahre managte Bruns als Wirtschaftsförderer in Kevelaer die Schnittstelle zwischen Verwaltung, Politik, Unternehmen sowie Investorinnen und Investoren. Eine Aufgabe, die der aus der freien Wirtschaft kommende Bruns nach eigenen Angaben immer gerne gemacht hat. Mit Auflösung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ende 2013 hatte Bruns als Gesicht der Stabsstelle des Bürgermeisters die Aufgabe, die sehr wichtigen und gleichermaßen sensiblen Themen der Wirtschaftsförderung in die Verwaltungsorganisation zu implementieren.
„Mir war von Anfang an sehr wichtig, dass die Verwaltung in der Außenwirkung nicht nur als reine Prüfbehörde wahrgenommen wird, sondern als ein Ansprechpartner, der dienstleistungsorientiert gemeinsam mit den Unternehmen und Investoren immer an Lösungen interessiert ist. Wirtschaftsförderung macht nicht nur der Wirtschaftsförderer, Wirtschaftsförderung ist im Prinzip eine Grundhaltung, die auch in der Verwaltung eine wichtige Rolle spielt“, so Bruns.
„Herr Bruns hat sich mit seiner Aufgabe immer voll identifiziert. Er hat sich sehr engagiert für die Interessen der Wirtschaft eingesetzt und war in vielfacher Hinsicht Impulsgeber für eine Vielzahl von Themen und Projekten. Besonders hervorheben möchte ich seine Mitwirkung bei der Entwicklung der Hüls mit Solegarten und allem was dazugehört sowie die Akquise nicht unerheblicher EU-Fördermittel. Aber auch der Markenbildungsprozess, der gesamtstädtische Breitbandausbau sowie die Vertretung der Verwaltung bei dem Projektauswahlgremium der Leader-Region Leistende Landschaft gehörten zu seinen breitgefächerten Aufgaben“, so Bürgermeister Dr. Dominik Pichler. Durch seine Mitarbeit in diversen Ausschüssen und Gremien ist Bruns nicht nur regional, sondern auch auf NRW-Landesebene vernetzt.
Die Stabilität des Wirtschaftsstandorts
Die Stabilität des Wirtschaftsstandorts Kevelaer und dass die Unternehmen sich selbst in sehr schwierigen Zeiten gut entwickelt haben, spricht aus Sicht von Bruns für die gute ,Performance‘ der Unternehmen am Standort. Dass er daran auch selbst aktiv mitwirken durfte, hat ihn immer motiviert und ihm große Freude gemacht. Waren es im Jahr 2013 zum Beispiel noch rund 6.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, so sind es heute rund 8.600 in Kevelaer. Die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt haben sich in dieser Zeit von 10,9 Mio. Euro auf jetzt rund 19,5 Mio. Euro fast verdoppelt.
Bürgermeister Pichler: „Es gibt derzeit Überlegungen, die Aufgaben Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Tourismus und Kultur zu bündeln und in einer Organisationseinheit zusammenzuführen.“ Eine Maßnahme, die auch aus Sicht des Wirtschaftsförderers richtig ist: „Die Vermarktung eines Standortes muss vor dem Hintergrund der permanenten und wahnsinnig schnellen Veränderungen mehr denn je ganzheitlich gedacht werden. Durch die Bündelung der Ressourcen werden sich sicherlich viele Vorteile und Synergien ergeben, die dann am Ende auch den Unternehmen hier in Kevelaer selbst zu Gute kommen werden“, ist Bruns überzeugt.
Auf die Frage, was er zukünftig mit der zur Verfügung stehenden neu gewonnenen Zeit anstellen wird, antwortet Bruns schmunzelnd: „Schau‘n mer mal.“