Borkenkäfer befällt Fichten

So hatte sich Raphaël von Loë die „Verjüngung“ seiner Waldbestände nicht vorgestellt. Nur wenige Meter vom Parkplatz am Altwettener Weg entfernt bieten sich dem Besitzer und den Besuchern „zutiefst erschreckende Bilder“. Weite Areale des bei Spaziergängern und Hundebesitzern beliebten Wäldchens sind schlichtweg abgeholzt worden. Die dort gerade gefällten Fichten waren zwar weit davon entfernt, als majestätisch bezeichnet werden zu müssen. Dem Freiherrn darf man trotzdem glauben, dass er sie nicht nur im übertragenen Sinne in seinem Geldbeutel vermissen wird. „Ich weiß gar nicht, wie ich das hier meinem Vater erklären soll.“

Freiherr von Loë. Foto: nick


Vielleicht so wie uns: Zuviel Wasser, zuviel Wind, zuviel Sonne – die Bäume waren durch die ex­tremen Witterungen der vergangenen Jahre geschwächt. „Und dann kommt der Käfer“, sagt Raphaël Freiherr von Loë. „Buchdrucker“ oder „Kupferstecher“ heißen die Borkenkäfer, die Waldbauer von Loë und sein Förster Frank Koch alles andere als niedlich finden. Und die natürlichen Abwehrmechanismen, etwa die Produktion von Harz, funktionieren bei geschwächten Bäumen leider nicht mehr in ausreichendem Maße. Den Befall durch die beiden Borkenkäferarten, die Fichten lieben und teils nur millimetergroße Löcher in der rauen Rinde oder Spuren von braunem Sägemehl hinterlassen, erkennt man in jedem Fall zu spät: Die Käfer vermehren sich explosionsartig und befallen auch die umstehenden Fichten.
Deshalb gibt‘s nur eins: Großflächig abholzen. Ein Weg, der momentan nicht allein in Kevelaer beschritten werden muss. Entlang der A 57 kann man derzeit beobachten, wie aus diesem Grund großflächig Fichten geschlagen werden. das bringt aus der Sicht des Waldbesitzers natürlich weitere Probleme mit sich: Auf dem Holzmarkt greifen die marktwirtschaftlichen Gesetze. Zwar lässt sich das Holz noch verkaufen, aber aufgrund der schlechteren Qualität und des großen Angebots fällt der Preis – um 40 bis 70 Prozent, schätzen von Loë und Koch. Und eine Förderung für die Wiederaufforstung gibt es nur bedingt: Allenfalls die Anschaffung der Pflanzen werde gefördert, die Arbeitskosten werde er selbst tragen müssen, sagt der Freiherr.
Doch auch wenn ihm beim Anblick der von schweren Gerät gefällten und zersägten Fichten das Herz blutet, blickt er in Gedanken schon in die Zukunft. Der Weg zum wesentlich robusteren Mischwald, der in Teilen durch Entnahme einzelner Bäume und gezielte Pflanzung in den vergangenen zehn Jahren hier schon beschritten wurde, soll nach dem „Wegfall“ der Fichten weiter beschritten werden. Eine „Mammut-Aufgabe“, auch weil es viele Jahrzehnte dauern wird, bis das Wäldchen wieder wie ein Wald aussehen wird.

„Das sind keine schönen Bilder“, sagt ein „zutiefst erschreckter“ Freiherr von Loë. Foto: nick


Information

Rund 2 Hektar der insgesamt 16 Hektar großen Wald-Fläche seien dem Sturmtief „Friederike“ 2018 zum Opfer gefallen. 4 Hektar Wald fielen dem Borkenkäfer zum Opfer. Der hatte leichtes Spiel, weil die Fichten aufgrund abgestorbener Wurzeln und der folgenden Trockenheit kaum Harz produzierten.