Ein Hauch von New Orleans in Kevelaer

Eine angesagte Musikbar in New Orleans vor 90 Jahren, eine nicht minder angesagte Band mit coolen Musikern betritt die Bühne und lässt schon gleich be ihren ersten Tönen die Füße der Zuhörer mitwippen. So oder so ähnlich kann an sich den Effekt vorstellen, den das erste „Löwen“-Jazzkonzert in diesem Jahr beim Publikum im vollbesetzten Saal auslöste.
Der Burscheider Engelbert Wrobel, ein seit Jahrzehnten angesehener Klarinettist und Saxofonist, der im Verlauf seiner Karriere schon mit Größen wie Chris Barber oder Clarke Teerry zusammen gespielt hat, präsentierte sich an diesem Abend mit dem hochklassigen Ensemble „Hot Jazz Five“, das ein wenig von der Atmosphäre des „Hot Jazz“ der 20er bis 40er Jahre in die altehrwürdige Spielstätte zauberte.
Unterstützt von seinen „Spielgefährten“ – dem Trompeter und Sänger Boris Odenthal, dem niederländischen Hony-Tonk-Pianisten Harry Kanters, dem sehr souveränen Gitarristen und Banjospieler Johannes Zink und dem europäischen Sousaphon-Spieler Clive Fenton – sorgte Wrobel und für flotten Swing und lockere Partystimmung im Raum.
Ob zu Fats Wallers „Ain´t misbehavin“, dem flotten „I´m gonna sit down and write myself a letter“ mit „Puttin on the ritz“-Zitat, Klassikern wie „Exactly like you“ oder der Ballade „New Orleans“ – alle Musiker erhielten eine Menge Raum, sich mit ihrem individuell reichen Spiel an dem Song zu beteiligen und immer wieder eigene Impulse zu setzen.
Odenthal brillierte als Armstrong-naher Sänger bei bei „South“ oder „That´s my home“, Kanters durfte zwischendurch mit einem flüssigen Boogie-Woogie Solo für Begeisterung sorgen.
Johannes Zinks filigrante Linie überzeugte sogar Kollege Clive Fenton („Der spielt so entspannt“). Und Fenton selbst brachte sein Sousaphon gekonnt zum Klingen, überzeugte als Sänger bei „Honeysuckle Rose“ und sorgte im Verbund mit seinen Kollegen an der Trompete beim „Snake rag“ für Tempo.
Dazu kam ein bestens aufgelegter Wrobel, der sich bei Stücken wie „Sunny side of the street“ selbst auf den Arm nahm („Das hat einen Makel: Ich sing dat!“), mit dem Sopran-Saxophon Sidney-Bechet-Songs wie „Dans les rues d´Antibes“ das elegante Vaudeville-Flair verlieh; butterweich „si tu vois ma mére“ interpretierte und mit seinen Jungs und seiner Klarinette „I love Paris“ darbot. „Das spielen sie bestimmt für uns – wir haben jahrelang in Paris gelebt“, schmunzelte Irmgard Baers hinter der Theke.
Mit „Its time like that“ endete ein dreistündiger Ausflug in die Welt von Swing und New-Orleans- und mit dem kurzen „Sleepy time“ von Louis Armstrong rundete das Quartett einen fröhlich-entspannten Musikabend ab.