Auf den Spuren von Busch, Hoffmann und Heine durch das Museum

Nicht nur etwa 50.000 verschiedene Spielzeugschätze von Juliane Metzger (1906-1992) beherbergt das Niederrheinische Museum Kevelaer in seiner Dauerausstellung. Das Museum besitzt auch rund 10.000 verschiedene Kinder- und Jugendbücher der privaten Sammlerin und Schriftstellerin, von denen immerhin ein guter Teil in der Sonderaussstellung aktuell zu sehen ist.

„Juliane Metzger hat einfach gesammelt, was ihr gefiel und was sie gut bekommen konnte, ohne Wert auf Vollständigkeit oder auf Raritäten zu legen“, so Museumspädagogin Indra Peters, die zum ersten Mal eine Gruppe auf einer neueingeführten Themenführung durch das Museum leitete.

Unter den vielen Klassikern und Märchen hob sie besonders die Werke dreier großer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts hervor: Wilhelm Busch, Heinrich Hoffmann und Heinrich Heine. Die Teilnehmer staunten, dass „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch etwa am Anfang vom Verleger abgelehnt wurde, weil dieser dachte, die Erzählung käme nicht gut an. Über einen anderen Verleger aber gelangten die lustigen Streiche der beiden Lausbuben in den Druck und wurden nach kurzer Zeit zu einem Riesenerfolg. Auch in zahlreiche andere Sprachen wurde diese berühmteste Erzählung von Wilhelm Busch übersetzt.

Ein persönliches Weihnachtsgeschenk

Eine verrückte Entstehungsgeschichte hat auch der Klassiker „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann. Dieser suchte 1844 in Frankfurt nach einem passenden Bilderbuch als Weihnachtsgeschenk für seinen dreijährigen Sohn. Als er nichts Geeignetes fand, kaufte er einfach ein leeres Schreibheft und beschloss, selber ein Buch für seinen Sohn zu schreiben und zu malen. Dieses persönliche Weihnachtsgeschenk begeisterte nicht nur den Beglückten, sondern auch zahlreiche andere Erwachsene, die Heinrich Hoffmann, der eigentlich Arzt war, drängten, dieses Kinderbuch zu veröffentlichen.

Indra Peters führte durch die Ausstellung. Foto: DdB

„Der Struwwelpeter ist die wohl erste Bildergeschichte, die für Kinder gemacht wurde. Davor waren die Kinder wie Erwachsene behandelt worden, nun durften Kinder selber einfach Kinder sein“, wusste Indra Peters.

Anschließend ging es auf den Spuren dieser beiden berühmten Kinderbücher durch das Museum, wo eine Meerschaumpfeife aus dem 19. Jahrhundert, wie sie auch Meister Lämpel hatte, bestaunt, oder der Struwwelpeter zumindest in Buchform in den historischen Friseurladen gesteckt wurde. In einem historischen Schlafmobiliar wurde die Geschichte mit Onkel Fritz und den Maikäfern, die ihm Max und Moritz unter die Decke steckten, lebendig. „Ich hatte einmal einen im Schlafzimmer. Er war so laut, dass es klang, als würde ein Motorrad durch die Luft fahren. Da kann man schnell Panik bekommen“, fügte Indra Peters aus eigener Erfahrung an.

Anklänge an große Meister der Kunst

Nebenan gab es alte Utensilien der Backstube zu bestaunen, u.a. auch einen großen Löffel, mit dem die Witwe Bolte den Hund Spitz aus der Küche jagte. Die Führung endete mit dem Bilderzyklus von Martin Lersch über Heinrich Heines „Wallfahrt nach Kevlaar“. Dieses 1822 zum ersten Mal als Frühwerk Heines veröffentlichte Gedicht wurde 2009/2010 durch den Gocher Künstler Lersch wunderbar ausgearbeitet und die Teilnehmer konnten anhand des wechselnden Kunststils viele Anklänge an große Meister der Kunst entdecken. Angesichts des Todes des Protagonisten, das die Mutter zu dem Ausspruch „Gelobt seist Du, Marie“ verleitete, musste offen bleiben, ob der Nichtkatholik Heine einfach über katholische Frömmigkeit spottete oder aber den durch nichts aus dem Lot kommenden Glauben der einfachen Mutter bewunderte.

Die Teilnehmer, darunter auch ein Kinderbuchsammler seit 30 Jahren, brachten auf jeden Fall ihre Ideen und Argumente ein, sodass jeder am Ende bereichert nach Hause gehen konnte.