Bewusst verwenden statt verschwenden

Die Stadtwerke Kevelaer, die NiersEnergie GmbH und die Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze haben vor wenigen Tagen das Kardinal-von-Galen-Gymnasium, die Gesamtschule Kevelaer und die Grundschule Wetten mit hochwertigen Wassersprudlergeräten ausgestattet.

Gleich als Geschenk dazu gibt es demnächst noch für alle Schüler passende Mehrwegflaschen. Nicht nur das normale, streng kontrollierte und hochwertige Leitungswasser soll so wertgeschätzt werden, es soll auch durch Vermeiden von Einwegbechern aktiv etwas gegen die zunehmende Müllproblematik unternommen werden.

Während der neunten Europäischen Woche der Abfallvermeidung gab es in 33 europäischen Ländern zahlreiche Ausstellungen und Aktionen zur Bewusstmachung der Thematik. Auch am Kardinal-von-Galen-Gymnasium gab es in der Zeit eine Sonderausstellung mit dem Titel „Ver(sch)wenden“. Diese wurde durch die Abfallberatung der Kreis Kleve Abfallwirtschaft GmbH (KKA) gestaltet und bot viele Denkanstöße, die von Schülern und Lehrern mit Interesse angenommen wurden.

Gertrud Kannenberg, pädagogische Mitarbeiterin der KKA, führte insgesamt elf Klassen durch die Sonderausstellung. „Vielfach sind die Schüler erstaunt und entsetzt über das, was sie durch die Ausstellung erfahren. Viele fangen sofort an, nachzudenken und umzudenken“, weiß sie aus Erfahrung.

Auch die 9a führte sie am letzten Tag der Ausstellung noch durch die Thematik. Auf die Frage, was die Schüler nach dem ersten Betrachten der Bilder und dem Lesen der Informationen am meisten erstaunte, gab es sofort die ersten Reaktionen: „Mich hat erschreckt, dass Deutschland in Bezug auf Verpackungsmüll Europameister ist“ oder „Ich wusste nicht, dass ganze 500.000 Bäume gefällt werden, nur um Coffee-to-go-Becher herzustellen“.

Gertrud Kannenberg legte den Schülern an Herz, bewusst zu konsumieren und bewusst einzukaufen, denn durch die momentane Art zu konsumieren würden 3,7 Erden verbraucht. „Mit jedem Einkauf entscheidet ihr selbst über den ökologischen Fußabdruck, den ihr hinterlasst, darüber, wie viel Rohstoff-, Strom-, Energie- und CO2-Verbrauch mit eurem Einkauf verbunden sind.“

Gertrug Kannenberg vor Tafeln der Ausstellung.

Dass gerade Deutschland in ganz Europa den meisten Müll verursache, liege daran, dass hier unzählige Pakete bestellt und etwa 400 Millionen Pakete auch noch retour geschickt werden, dass immer mehr Produkte und Lebensmittel für unterwegs und dadurch mit Einwegmüll verlangt werden, Obst und Gemüse im Supermarkt meistens fertig verpackt angeboten würde. „Unser Konsumverhalten ist einfach, praktisch, bequem. Aber mit dieser Bequemlichkeit erkaufen wir uns Probleme Anderer, etwa die Abholzung der Wälder am Amazonas.“

Auf der Suche nach Lösungen aus dem Dilemma kamen viele gute Vorschläge von den Schülern, etwa Leitungswasser in Mehrwegbehältern zu trinken. „Umweltschutz kann sogar bequem, gesund und preiswert sein, denn Leitungswasser ist das bestkontrollierteste Lebensmittel und muss nicht in Einwegflaschen extra transportiert werden und ist um ein Vielfaches preiswerter“, erklärte Kannenberg. Auch dass ganze 82 Kilo Lebensmittel im Jahr für etwa 235 Euro Wert pro Person einfach im Restmüll landen, sei ein Unding. Oft lande der Müll auch in der Natur und müsse über die Stadtreinigung und auf Kosten unserer Steuergelder mühsam eingesammelt werden.

Auch Cornelia Kleff war mit der 8c in der Erdkundestunde noch in der Ausstellung. In der Woche der Abfallvermeidung, so konnte die Erdkunde- und Biologielehrerin feststellen, war jede Stunde eine Klasse im Raum der Ausstellung.

Wie der neue Wassersprudler, so wurde auch die Ausstellung von den Schülern gerne und gut angenommen. Oft fragte sie auch Klassen einige Tage, nachdem sie die Ausstellung gesehen hatten, was sich dadurch bei ihnen geändert habe, worauf oft als Antwort kommt: „Ich versuche, bewusster einzukaufen und weniger Wurst oder Fleisch zu essen.“

Im Ausstellungsraum fragte sie die Schüler der 8c nach den möglichen Gründen für die riesigen Berge an Lebensmitteln, die einfach weggeworfen werden. „Vielleicht geht es uns zu gut, Lebensmittel sind heute so preiswert, sie haben für uns nicht mehr den Wert, den sie haben sollten“, meinte Elias, oder „Wir sind heute sehr wählerisch, wir leben im Überfluss, wollen oft nur essen, worauf wir Lust haben und nicht das, was gerade da ist“, wusste Anna.

„Altes Brot bekommen bei uns die Hühner der Nachbarin“

Auf die Frage, was jeder Einzelne etwa gegen den Müllwahn tun könne, kamen sofort gute Ideen: „Wir kaufen Obst und Gemüse der Saison und trinken fast immer Leitungswasser“ (Leo), „Altes Brot bekommen bei uns die Hühner der Nachbarin“ (Sophie), „Wir kaufen Milch vom Bauern und nehmen die Glasflasche selber mit.“ (Emily) oder „Wir können später Parteien wählen, die sich für Umweltschutz einsetzen (Elias).

Kleff erklärte den Schülern, dass Einwegpfandflaschen nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit sind: „Sie geben Kunststoffe ins Wasser ab. Aus meiner Sicht sollten sie nicht mehr produziert werden dürfen.“

Als Industrienation trage Deutschland Vorbildcharakter für andere Länder und es sei gut, selbst Verantwortung zu übernehmen, nur das Nötige, saisonal und regional einzukaufen und den Müll anschließend zu trennen, damit er auch recycelt werden kann. „Als ich so alt war wie ihr, gab es nur ganz kleine Restmülltonnen und auch diese waren fast nie ganz voll. Es gab kaum oder wenig Verpackungsmüll. Wir können selbst den Verpackungswahn meiden, indem wir mit eigenen Behältern loses Obst und Gemüse, Wurst oder Käse bzw. Milch vom Bauern kaufen. Das ist zeitaufwendiger, aber es dient der Umwelt und auch der eigenen Gesundheit! Ihr könnt alle bewusst einkaufen und essen!“

“Bewusst verwenden statt verschwenden”, das Motto der Ausstellung hat sich den Schülern durch bewegende Zahlen und Fakten tief eingeprägt und mit einem Quizzettel, den sie mit den Infos der Ausstellung auch ausfüllen konnten und mit all den Gesprächen über Ideen und Lösungen war das Thema spannend und interessant vermittelt.

Im kommenden Jahr wird die Ausstellung in der Gesamtschule Kevelaer zu sehen sein.