Anwalt der russischen Orgelmusik

Der Russe Alexander Fiseisky bot mit seiner Tochter Vera Fiseiskaya an der Flöte ein beeindruckendes Konzert in der Basilika. Bevor das Duo jedoch angekündigt wurde, nutzte Basilika-Organist Elmar Lehnen noch schnell die Gelegenheit, seinen alten Freund zu begrüßen.
„Wir kennen uns schon lange“, schüttelte er seinem renommierten Kollegen die Hand, bevor er Alexander Fiseisky „in großer Vorfreude“ dem Publikum als „Anwalt der russischen Orgelmusik“ vorstellte, der zum wiederholten Male der Marienstadt seine Aufwartung macht.
Der in Moskau geborene Fiseisky gilt als der renommierteste russische Organist überhaupt.
Mit seinem eineinhalbstündigen Konzert unterstrich er, warum er diesen Ruf wohl auch zurecht genießt. Errgänzt wurde sein Spiel an diesem Abend phasenweise von seiner Tochter Vera.
Auftakt mit Bach
Den Auftakt bestritt Fiseilsky mit der „Fantasia G-Dur“ vom Johann Sebastian Bach, dessen Gesamtwerk er im Bachjahr 2000 einmal in Düsseldorf sogar komplett an einem Tag gespielt hatte. Dem Russen gelang es, die mit introvertierter Leichtigkeit beginnende und sich dann zu einem machtvollen Wall an Klang emporschwingenden Komposition mit Ausdruck, Verve und Macht zu transportierenrüberzubringen. „Klassisch“und mit filigranem Flötenspiel korrespondierend ließ er dann die Sonate g-Moll von Bach erklingen. Stimmungsvoll, prachtvoll, mit Glanz versehen rief er die Chorverarbeitung „Lobt Gott , Ihr Christen allzugleich“ ab, bedachtvoller das „Aus der Tiefe rufe ich.“
Im zarten Spiel dezent vereint erklangen beide Instrumente dann bei Leonardo Vincis Sonate G-Dur, mit der „Siciliana“ zum Auftakt , heiter-trällernd in Vera Fiseiskayas Melodie beim „Allegro“, würdevoll-schön bei der „Aria Cantabile“ und im Charakter heiter beim „Menuetto Le Gout Francais“.
Kleine Geschmeidigkeitsübungen an der Orgel stellten dagegen die „11 Versetten“ von Domenico Zipoli dar, ehe das Duo bei Bernadetto Marcellos „Sonate G-Dur erneut die gesamte Feinheit und sanfte Ästhetik beider Instrumente in den Mittelpunkt ihres Spieles stellten.
Dem getragenen Choral mit Variationen „Herzlich tut mich verlangen“ folgte ein erneut machtvolle Orgel-Demonstration mit dem „Allegro in d“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ganz wunderschön erklang im Duett dann der „Reigen seliger Geister“ aus der Oper „Orpheus und Eudridike“ von Christoph Willibald Gluck.
Den kompletten Bruch mit den Hörgewohnheiten vollzog der russische Organist anschließend mit dem verstörenden, an Grenzen rührenden, wild-disharmonischen, klangverzerrend und aus den klassischen Mustern komplett ausbrechenden Komposition „Hell und Dunkel“ von Sofia Gubaidulina.
Frank Martin zum Schluss
Atmosphärische-getragene, schwebende Melancholie, dichte, subtil-bedrohliche Spannung und eine geradezu beladene Stimmung erzeugte das Duo mit Frank Martins „Sonata da chiesa“ von 1938, ein würdiger Schlusspunkt eines herausfordernden , aber sehr überzeugenden Musik-Nachmittags.