Plötzlich Chef

Als Pfarrer Rolf Lohmann zum Weihbischof ernannt wurde, hatte das auch Konsequenzen für Christoph Schwerhoff, seit einem Jahr Kaplan an St. Marien: Der junge Priester würde bis zum Dienstantritt des neuen Pfarrers als Pfarrverwalter die Geschicke von Gemeinde und Wallfahrt führen. Was das für ihn bedeutet und wie er die Aufgaben bewältigt hat, darüber sprach mit ihm KB-Autor Björn Lohmann.
KB: Herr Schwerhoff, wie schnell haben Sie nach der Ernennung von Pfarrer Rolf Lohmann zum Weihbischof realisiert, was das für Sie bedeutet?
Schwerhoff: Das hat lange gebraucht, weil Pastor Lohmann noch lange da war. Aber mit der Zeit wurde klar, dass er mit der Ernennung schon zu einem Teil Weihbischof war. Für mich war das ein Sprung ins kalte Wasser, zumal ich erst seit einem Jahr überhaupt Priester war und nicht wusste, was das für mich bedeutet.
Was genau bedeutet es denn, Pfarrverwalter zu sein – und was auch nicht?
Ich bin dafür da, das laufende Geschäft am Rollen zu halten. Ich darf aber nicht das ganze System ändern, also nichts machen, wovon der Pfarrer sagt, das hätte er nicht gewollt, es aber nicht rückgängig machen kann. Im Wesentlichen geht es darum, den Platz für den Chef freizuhalten, damit sich keiner draufsetzt.
Der Wechsel fiel auch noch genau ins Jubiläumsfestjahr.
Es gab viele Dinge, von denen ich gedacht hatte, die macht der Pastor: den Wallfahrtsschluss vorbereiten, Kardinal Marx begleiten… Als Kaplan stehe ich einfach daneben. Als Pfarrverwalter bin ich verantwortlich, dass alles läuft. Das ist mit viel Konzentration verbunden, aber auch mit viel Freude.
Mit nur einem Jahr Erfahrung als Priester muss das eine große Aufgabe gewesen sein.
Das Jubiläumsjahr hat viel geholfen, weil ich von Anfang an gewohnt war, mit den Leuten im Priesterhaus und den Ehrenamtlichen zu planen. Dadurch kannte ich viele Leute und viele Leute kannten mich. Aber von der Aufgabe als Pfarrverwalter hatte ich keinen blassen Schimmer.
Wer hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?
Wo ich gar nicht weiter wusste, gab es auch Rücksprachen mit Weihbischof Lohmann, aber er musste sich auch selbst einarbeiten. Ganz viel Hilfe hatte ich aus dem Priesterhaus, von Dr. Killich, Thomas Selders, unserer Hauswirtschaftsleitung, Dr. Bercker vom Kirchenvorstand… es sind viele Menschen, die mit Herzblut dabei sind. Ich war nicht alleine.
Hatten Sie noch Zeit für die eigentlichen Aufgaben als Kaplan, beispielsweise die Radtour in den Herbstferien?
Als ich als Pfarrverwalter begonnen habe, habe ich überlegt, ob ich die Radtour schaffe. Aber das war mir so wichtig, dass das klappen musste. Die Fahrradtour war auch sehr schön. Ob die Mitarbeiter in Kevelaer gedacht haben, es wäre schön, wenn er hier wäre – das kann ich mir vorstellen. Es war ein Spagat: Was muss und möchte ich als Kaplan machen, wo muss ich als Pfarrverwalter ansprechbar sein?
Hatten Sie schon viel Kontakt zum künftigen Wallfahrtsrektor Gregor Kauling?
Seit seiner Ernennung haben wir immer wieder Kontakt. Er hat sich hier mit verschiedenen Leuten getroffen, um die Menschen und die Abläufe kennenzulernen. Ich habe gemerkt: Er ist sehr, sehr aufmerksam, hört gut zu und entscheidet dann auch schnell. Ich freue mich darauf.
Gab es schon erste Entschei­dungen?
Wir haben über die Gottesdienstordnung zu Weihnachten geschaut, ob wir das schaffen und alles so gut ist. Zwei kleine Änderungen wird es geben, die wir auch bald kommunizieren werden. Es gibt also schon einzelne Entscheidungen. Vor allem aber schaut er bislang: Welche Gruppen gibt es in Kevelaer? Wo setze ich meine Schwerpunkte? Richtig anfangen wird er erst am 19. November.
Das Ende Ihrer Pfarrverwaltung fällt im Wesentlichen mit dem Ende des Jubiläumsjahres zusammen. Welche Höhepunkte sind daraus für Sie hängengeblieben, was nehmen Sie mit?
Da jagte ein Höhepunkt den anderen. Fasziniert hat mich die komplette Festwoche, mit der Marientracht und dem Festspiel. Das ist noch sehr präsent in meiner Erinnerung, es war sehr berührend. Mit nehme ich, wie hoch engagiert die Vereine, besonders auch die Schützen, sind. Immer wenn ich eine Mail geschrieben habe, ob jemand mitmacht, habe ich viele Antworten bekommen. Für viele Menschen ist das eine Ehrensache. Das hat mich sehr berührt.