Alle waren so zuversichtlich

Tristesse und Enttäuschung herrschten nach der 0:1-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft bei ihrem WM-Auftakt gegen Mexiko. Der Siegtreffer von Lozano bedeutete auch für die Fans in Kevelaer einen herben Rückschlag.

Dabei war alles für eine schöne Party angerichtet. Am Bühnenhaus hatte Gastronom Torsten Pauli eine überdimensionale schwarz-rot-goldene Flagge aufgehängt. Und die Fans zeigten sich vorm Anpfiff noch optimistisch. „Wir sind zu den Fußball-Events alle zwei Jahre immer hier. Ich tippe auf 3:1“, gab sich der Wettener Maurice Tschache siegessicher.

Große Zuversicht herrschte auch bei David Pawlik und seinen Kumpels (alle im Deutschland-Trikot): „Es gibt keine Spannung, natürlich gewinnen wir.“ Der mäßige Zuspruch beim ersten Public Viewing störte Pauly nicht. „Das war auch nicht die Erwartungshaltung jetzt.“ Da setzte er noch auf die Zeit, wenn Deutschland weitergekommen ist.

„Viele sind in der WM noch nicht angekommen“, hatte der Ecki Bormann eine Vorahnung. Der Duisburger schaute mit seiner Schwester (sie lebt in Kevelaer) und deren Kindern das Spiel: „Mexiko ist der schwerste Gegner der Gruppe.“ Das sollte sich bewahrheiten.
Schon kurz nach dem Anpfiff schwante der Wettenerin Nicole Manten nichts Gutes: „Ich hatte Mexiko nicht so stark erwartet.“ Und auch Marcel aus Kevelaer wollte gerade seinen Tipp von 4:0 auf 2:0 korrigieren, da fiel auch schon das Tor für Mexiko.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt machte sich auch in den beschaulichen V.I.P.-Räumen von Georg Kaysers der Frust breit. „Hier sind die Alten Herren vom KSV, Nachbarn und ausländische Gäste“, betonte er das Private der Feier. „Wir machen das seit 2001 von den Alten Herren aus, dass wir uns treffen.“ Beim privaten Kickerturnier hatte es sogar eine Überraschung gegeben: „Da wurde Island Weltmeister.“

Verwundert blickten die Fußballfans auch jetzt auf eine große Leinwand und einen Bildschirm. „Das Problem liegt hinten rechts“, schüttelte Dirk Keris den Kopf. „Aber eigentlich spielen sie alle nicht gut.“ Die Einwechslung von Reus brachte nochmal einen Impuls, aber der Kervenheimer Artur sah die Hoffnung schwinden: „Mexiko ist die bessere Mannschaft.“ Und Christian Ricken hatte kein gutes Gefühl. „Wenn die noch mehr Risiko gehen, dann kontern die Mexikaner.“

Am Ende blieb es bei dem Ergebnis, was Uwe Wassen ein wenig peinlich war. Hatte er doch 0:1 getippt. „Alle tippen Sieg für Deutschland. Wenn du Geld gewinnen willst, musst du schon ein blödes Ergebnis tippen.“ Und bei Rolf Sturme wuchs die Erkenntnis: „Es gibt bei der WM kein wirklich schwaches Team mehr. Mexiko war besser.“ Ein Gast blieb aber optimistisch: „1974 haben wir auch 0:1 verloren und danach wurden wir Weltmeister.“