Zeit für Geselligkeit

Wieder ein neuer Besucherrekord, das ist die Bilanz der diesjährigen Spielemesse in Essen. Viele Hundert Neuerscheinungen konnten die Besucher testen, zunehmend von internationalen Verlagen präsentiert. Da kam jeder Spieler auf seine Kosten. Das KB hat drei Spiele für verschiedene Ansprüche getestet.
Pinguinschnipsen
Das Kinderspiel des Jahres ist mit „Ice Cool“ in diesem Jahr ein Geschicklichkeitsspiel. Das dreidimensionale Spielfeld ist durch mehrere Wände unterteilt, durch die Türöffnungen führen. In diesem Spielfeld – einer Pinguingrundschule – tummeln sich die Pinguinfiguren der Spieler. Ein Spieler ist der Fänger und muss mit seiner Figur jede andere einmal berühren, indem er seinen Pinguin schnipst. Die anderen Spieler müssen drei bestimmte Türen passieren, um Fische zu sammeln, bevor der Fänger sein Ziel erreicht hat. Anschließend rotiert die Rolle des Fängers, bis sie jeder einmal innegehabt hat. Der besondere Reiz des Spiels liegt darin, dass man die Pinguine geradeaus oder mit Effet schnipsen und sogar über Wände springen lassen kann – wenn man denn kann. Denn die gezielte Bewegung des Pinguins erfordert einige Übung. Dem Spaß, insbesondere der jüngeren Spieler, tut das keinen Abbruch. Wer aber zu viel von seinen Künsten erwartet, kann auch frustriert werden.
Neben dem kurzweiligen Spaß für Kinder und Familien hat „Ice Cool“ zudem das Potenzial, ähnlich wie „Looping Louie“ als Partyspiel zweckentfremdet zu werden.
„Ice Cool“ von Brian Gomez ist für 2-4 Spieler ab 6 Jahren, dauert etwa 30 Minuten und kostet 29,99 Euro.
Taktikglück
„Kingdomino“ hat nicht nur die Jury des „Spiel des Jahres“ überzeugt, sondern erntet auch in Vielspielerkreisen ausgezeichnete Noten. Jeder Spieler baut aus Dominosteinen sein individuelles Königreich aus fünf mal fünf Feldern. Auf den Steinen finden sich sechs Landschaftstypen, mindestens eine der Berührungskanten beim Anlegen muss im Landschaftstyp übereinstimmen. Der Reiz besteht im Erwerb der Dominosteine: Jede Runde liegen so viele Steine wie Spieler aus, sortiert nach ihrer Qualität: die besten unten, die am wenigsten Siegpunkte versprechenden oben. In der ersten Runde erfolgt die Auswahl in einer zufälligen Reihenfolge. Ab dann wählt immer der zuerst, der in der vorherigen Runde den obersten Stein gewählt hat. Wer also zuvor den punkteträchtigsten Stein verbauen durfte, muss nun nehmen, was die anderen Spieler verschmähen. Am Ende sollten die jeweiligen Landschaftstypen möglichst große zusammenhängende Flächen bilden und dazu noch mindestens eine Krone aufweisen, um viele Punkte zu zählen.
Bei unseren Probespielen gab es starke Schwankungen bei den individuellen Spielergebnissen. Das deutet darauf hin, dass der Glücksfaktor des Spiels weit größer ist, als das taktische Spielgefühl vermittelt. Wem das nicht den Spaß verdirbt, der hat mit „Kingdomino“ ein schnelles und familientaugliches Spiel mit einfachen Regeln, das beim Spielen eine Menge Spaß macht.
„Kingdomino“ von Bruno Cathala ist für 2-4 Spieler ab acht Jahren, dauert 15-30 Minuten und kostet 24,95 Euro.
Rund um die Tafel
Wer als Vielspieler ein anspruchsvolles Spiel mit unverbrauchtem Mechanismus sucht, sollte einen Blick auf „Merlin“ werfen. Jede Runde hat ein Spieler vier Würfel zur Verfügung. Mit dreien bewegt er seine eigene Figur auf einem Kreis aus möglichen Aktionen im Uhrzeigersinn, mit dem vierten kann er „Merlin“, der allen Spielern zur Verfügung steht, in eine beliebige Richtung auf dem Aktionsrad verschieben. Es gilt also, die Reihenfolge, in der die Würfelaugen genutzt werden, geschickt zu planen. Obendrein lassen manche Aktionsfelder die Wahl anderer Aktionen zu, beispielsweise wenn dort Mitspieler stehen.
Mit den Aktionen gilt es, rund um das Aktionsrad Gegenstände zu sammeln und Einfluss aufzubauen, um Auftragskarten zu erfüllen, die Punkte einbringen. Außerdem müssen Rittergüter erreichtet werden, die dem Spieler mit der Mehrheit in einer Region Siegpunkte einbringen. Und nicht zuletzt gilt es, Verräter abzuwehren, was bestimmte der zuvor erwähnten Gegenstände erfordert.
Kurzum: Hat man das etwas längere, aber gut aufgebaute Regelwerk erst einmal verinnerlicht, präsentiert sich einem eine spannende Mischung aus Strategie und Taktik, die besonders mit drei oder vier Spielern viel Interaktion und komplexe Optionen bietet.
„Merlin“ von Stefan Feld ist für 2-4 Spieler ab 14 Jahren, dauert 75 Minuten und kostet 54,99 Euro.