Vorsichtiger Neustart beim KSV

Nach und nach betraten die B-Jugend-Kicker des Kevelaerer SV mit Maske und Sporttasche den Rasenplatz. Der 15-jährige Robin war einer von gut 30 Jungs, die auf dem Feld in Zehnergruppen anfingen, gegen den Ball zu treten.

„Es war echt lange. Ich spiele im Verein neun Jahre – das Längste, wo ich nicht gespielt habe, waren Ferien – und selbst da hat man sich mit Freunden getroffen. Das ist echt jetzt ein schönes Gefühl“, freute er sich darüber, wieder auf dem Rasen zu sein. „Respekt hat man schon – aber das ist mit den Zehnergruppen ist jetzt gut geregelt.“

Coach Simon Fiedler holte die Jungs zu einem großen Kreis zusammen, um mit ihnen den Traingsablauf zu besprechen, sich als Trainer der B-Mannschaft zu verabschieden und den Staffelstab an Marcel te Nyenhuis und David Brinkhaus zu übergeben. „Wir sind alle wieder ganz froh, dass wir hier sein dürfen. Es gab eine ganz, ganz lange Zeit, wo wir zu Hause sein mussten. Ich werde ein letztes Mal heute Ansagen machen. Und denkt dran: Wir haben die Regeln“, fasste er seine Gedanken in Worte.

Am Spielfeldrand verfolgte KSV-Geschäftsführer Ralf Hermens, wie die Spieler sich in den drei Gruppen den Ball zuspielten und später auch begannen, in Kleinteams um den Ball zu kämpfen und in Zweikämpfe zu gehen – wenn auch mit deutlich angezogener Handbremse. „So wie die Jungs gekommen sind, waren alle mit Maske, alle Hände desinfiziert und es ist sehr ruhig auf dem Platz. Das ist bemerkenswert.

Und so gut hat der Rasen auch noch nicht ausgesehen. Da freut sich jeder Spieler, wenn er so was unter den Füßen hat.“ Die Regeln für den Sport waren ja schon am 8. Mai gelockert worden. „Da war allerdings nur kontaktloser Sport erlaubt. Das konnten wir aber nicht gewährleisten, dieses ganze Corona-Sicherheitskonzept. Außerdem war noch nicht klar, wie sich die Infektionszahlen durch die Lockerungen verändern“, erläuterte er. Deswegen hatte der KSV erstmal beschlossen, bis zum 30. Mai abzuwarten, bis feststand, wie sich die Situation entwickelt.

Nachdem klar war, dass Outdoor- und Kontaktsport erlaubt ist, Gruppen bis zehn Personen miteinander agieren dürfen und die Kinder auch Zweikämpfe führen dürfen, gab es dann grünes Licht. Dafür entwickelte man ein präzises Hygiene- und Abstandskonzept plus klare Regeln. „Es kommt jeder freiwillig. Jeder kann nur teilnehmen, wenn die Eltern unterschreiben, dass die Kinder keinen Kontakt zu Corona-Infizierten hatten.“ Und sie müssen erklären, dass sie aktuell keine Symptome haben. „Was andres kann man ja nicht sagen. Die Eltern entscheiden für ihre Kinder, ob sie wie in der Schule das Restrisiko eingehen.“

Beim Betreten des Platzes gelten 1,5 Meter Abstand, die Spieler sollen einzeln kommen. „Es gilt Mundschutz bis auf dem Platz und vorher Hände desinfizieren. Nur die Toiletten dürfen benutzt werden, die Umkleidekabinen bleiben geschlossen.“ Und jeder Trainer hat schriftlich eine Corona-Schutzverordnung erhalten.

In der vergangenen Woche haben sich die Abteilungsleiter aller Sportarten zusammengesetzt und beraten, welche Sportarten man mit dem Sicherheitskonzept entsprechend ausüben kann. Was für die Fußballer gilt, trifft nicht auf alle Abteilungen des KSV zu, bedauert Hermens.

„Die Turnhallen bleiben geschlossen, sodass unsere ganzen Hallensportarten nicht ausgeübt werden können. Wenn die Stadt sagt, die Hallen bleiben zu, bleiben die zu. Das ist bitter für die Handballer, die Turner, die Badmintonspieler.“ Aber da wird nach kreativen Lösungen gesucht. „Die Handballer überlegen, ob sie Freiluftspielen anbieten. Aber das ist natürlich kein Ersatz.

Zwei Turngruppen machen auf dem Rasen im Stadion ihre Übungen.“ Die Volleyballer hätten „ein bisschen die Möglichkeit, auf dem Beachvolleyballfeld zu spielen, aber auch nicht adäquat. Unsere Cheerleaderinnen können auch nach draußen auf die Wiese und die Leichtathleten natürlich nur in dem Bereich, wo sie keine Geräte anfassen – nicht wie bei Kugelstoßen oder Speerwerfen, bei denen man desinfizieren müsste. Die Läufer können ihre Runden laufen mit Abstand.“

Und die Wasserballer sind wegen der Öffnung des Freibades mit der Stadt im Gespräch. Jede Entscheidung bezüglich Corona „ist für uns da Neuland“, sagt Hermens. „Deshalb haben wir gemeinsam entschieden, Zug um Zug möglichst gefahrlos in den Betrieb wieder zu starten.“

Wie wertvoll das für die Kicker ist, macht Simon Fiedler deutlich. „Man merkt, wenn man auf dem Platz steht, was gefehlt hat. Man merkt, einige stolpern über den Ball“, sagt er trocken. „Ein bisschen Bewegung hat da schon gefehlt. Aber die kommen ja schnell wieder rein, sind ja alles gute Fußballer.“ Natürlich hätte er mit seiner „alten“ B-Jugend die Saison gerne zu Ende gespielt. „Wir hatten eine gute Position mit der aktuellen Mannschaft, aber da kann man nichts machen.“

Endlich wieder aktiv am Ball.

Ein bisschen komisch war der Abschied für ihn in dem Moment schon. „Ich gehe hoch in die A-Jugend, sodass ich den 2004er Jahrgang schweren Herzens verlassen muss. Aber die kommen ja in einem Jahr zu mir hoch. Die gehen nicht verloren. Eine A-Jugend hatte ich noch nicht, aber die kenne ich ja.“

Gerd Baumanns, sportlicher Leiter der A- bis C-Jugend, konnte sich an eine derartige Unterbrechung des Spielbetriebes in den Jahren seines Wirkens nicht erinnern. „Hoffen wir, dass es nur bei einem Vierteljahr ohne Fußball bleibt.“

Denn der KSV hat Ambitionen. „Wir wollen im September mit A- und B-Jugend die Qualifikation für die Niederrheinliga spielen.“ Wie planbar die Saison werden wird, das ist die entscheidende Frage. „Vor Oktober wird es in keiner Klasse losgehen. Das kann eine lange Vorbereitung werden. Normalerweise stellt man das Team vor den Sommerferien zusammen. Dann geht es ab Mitte August los, weil Anfang September die Meisterschaft sonst anfängt.“

Die Spieler waren nach einer Stunde Fußball zufrieden – und auch ein Stück kaputt. „Es war anstrengend. Man ist ein bisschen aus der Übung gekommen in der ganzen Zeit“, meinte der 15-jährige Jan danach.

Der 16-jährige Verteidiger Ben war froh, wieder auf dem Platz gestanden zu haben: „Das hat schon gefehlt unter der Woche, man war so unausgelastet.“ Die Niederrhein-Liga ist für ihn wie für die anderen Jungs auf jeden Fall eine Motivation. „Das wird schwer, aber wir geben unser Bestes.“