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Wölfin besuchte Weeze

Kevelaer/Weeze. Bei ihren kurzen Besuchen in NRW, bei dem das Tier auch durch den Kreis Kleve streifte, blieb die Wölfin Naya offenbar unbemerkt. Dem Umweltministerium NRW liegen keine Meldungen aus den betreffenden Zeiträumen vor.

Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern hatte am 16. Januar 2018 bekannt gegeben, dass eine Wölfin von Mecklenburg-Vorpommern über Sachsen-Anhalt, Niedersachsen in die Niederlande und weiter nach Belgien gewandert ist. Die Wölfin mit Namen Naya war im Mai 2016 in der Lübtheener Heide südlich von Schwerin geboren und im Herbst 2016 mit einem Halsbandsender ausgestattet worden. Im Oktober 2017 verließ die Wölfin das elterliche Territorium, überquerte die Elbe und wanderte 700 km in Richtung Westen.

Wie Dr. Norman Stier, Leiter des Wolfsforschungsprojektes an der Technischen Universität Dresden, jetzt dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW mitgeteilt hat, berührte die Wölfin Naya auf ihrem Weg von Mecklenburg-Vorpommern nach Belgien im November und Dezember 2017 dreimal kurz das Gebiet von Nordrhein-Westfalen:

In der Nacht zum 30.November 2017 lief die Wölfin ganz im Norden des Kreises Minden-Lübbecke aus Richtung des Großen Uchter Moores kommend zwischen 3:00 und 06:00 Uhr morgens durch den Spreenbruch bei Rahden und das Oppenweher Moor bei Stemwede und dann weiter Richtung Dümmer See.

In der Nacht zum 6. Dezember 2017 versuchte die Wölfin nordwestlich von Osnabrück die Autobahn A 1 zu queren. Um 3:00 Uhr morgens wurde sie dabei in Lotte-Büren im Kreis Steinfurt geortet. Das Umfeld des Autobahnkreuzes Lotte-Osnabrück erwies sich aber als Sackgasse. Sie wandte sich daher zurück nach Norden und fand am 17. Dezember zwischen Osnabrück und Diepholz eine Querungsmöglichkeit auf ihrem weiteren Weg nach Westen.

In der Weihnachtszeit erreichte sie die Niederlande und bog dort in Richtung Süden ab. Möglicherweise suchte sie nach einer geeigneten Stelle, um den Rhein zu überqueren. Am 28. Dezember 2017 kam sie dann von Norden in den Kreis Kleve. Bei Emmerich gelang es ihr zunächst die Autobahn A 3 und dann den Rhein zu überqueren. Sie hielt sich hier nicht auf sondern lief weiter Richtung Süden. Sie querte die Autobahn A 57 im Raum Kalbecker Heide bei Weeze, überschritt in am 29. Dezember 2017 erneut die deutsche Grenze und erreichte den niederländischen Nationalpark de Maasduinen. Sie durchquerte niederländisches Gebiet und zog am 2. Januar 2018 nach Belgien weiter. Sie hält sich derzeit auf einem Truppenübungsplatz 70 km vor Brüssel auf. Naya ist der erste wilde Wolf, der seit mehr als hundert Jahren in Belgien nachgewiesen wurde.

Nutria in der Innenstadt von Kevelaer

 

Die Kevelaerer Feuerwehr wurde zu einem ganz speziellen Einsatz gerufen. An der Marktstraße, nähe St. Klara-Platz, hatte sich ein besonders stattliches Exemplar einer Nutria (Biberratte od. Sumpfbiber) in ein Kellerloch verirrt. Die Feuerwehrleute hatten gehörigen Respekt vor dem verängstigten Tier, da es durch seine Größe und vor allem durch seine hervorstehenden Nagezähne beeindruckte. Nutrias können bis 65 Zentimeter groß werden und acht bis zehn Kilogramm wiegen. Die reinen Pflanzenfresser kommen eigentlich nur an Gewässern vor und sind hier bei uns auch an der Niers heimisch. Um so mehr stellt sich die Frage, was hat die Nuria in der Innenstadt gesucht und wo kommt sie her, da sich in unmittelbarer Nähe des Fundortes keine Gewässer befinden. Das Tier wurde nach der Bergung in der freien Natur entlassen, nachdem ein Tierarzt die Unversehrtheit festgestellt hatte.

Gehölzschnitt im Naturschutzgebiet Fleuthbenden

Im Naturschutzgebiet Fleuthbenden – gelegen an der Issumer Fleuth unmittelbar östlich von Winnekendonk – sollen demnächst umfangreiche Gehölzschnitt-Maßnahmen durchgeführt werden: Seit vielen Jahren durchgewachsene Hecken werden abschnittsweise „auf den Stock gesetzt“, ältere, teils schon auseinander brechende Weiden werden als Kopfbäume geschnitten. Außerdem sollen inzwischen sehr dicht gewachsene Gehölzriegel stellenweise aufgelichtet werden.
Es wird also ganz schön „geholzt“ werden – und das auf dem Gelände der Stadt Kevelaer, das vor über 30 Jahren durch die NABU-Ortsgruppe Kevelaer mit Heckenpflanzungen und der Anlage von Gewässern als „Vogelschutzgebiet“ gestaltet wurde! Da wird sich mancher fragen: Ist das denn Naturschutz?
Aus der Sicht des  NABU gibt es gute Gründe für diese Maßnahmen: In der niederrheinischen Kulturlandschaft werden Hecken üblicherweise regelmäßig geschnitten. So entsteht eine offene, lichte Landschaft, die zahlreichen Vogel- und anderen Tierarten Lebensraum bietet und deren Gehölze die Wiesen vor Dünge- und Pestizideinträgen aus den umliegenden Äckern schützen.
Dieser Heckenschnitt ist in der Fleuthbende leider lange Zeit unterblieben, und auch die Erlen und Weiden am Ufer der Fleuth wachsen immer weiter in die Wiese hinein. So ist diese inzwischen von, dichten „Gehölzmauern“ umgeben und wird stark beschattet. Die hohen Gehölze könnten auch ein Grund dafür sein, dass sich auf dem Storchenmast im Gebiet bislang keiner der am Niederrhein immer häufiger auftretenden Störche zur Brut niedergelassen hat. Auch die regelmäßige Wiesenmahd, die notwendig ist, um die artenreichen, ungedüngten Feuchtwiesen zu erhalten, wird durch die stetig wachsenden Sträucher und Bäume zunehmend schwieriger.
Die geplanten Arbeiten dienen also dazu, den ursprünglich angestrebten Zustand des Schutzgebietes wieder herzustellen und die hier seit langem erfolgreich praktizierte naturschutzgerechte Wiesennutzung zu erhalten. Zur Schonung der Natur werden die Gehölzarbeiten ausschließlich im Winter durchgeführt, und sie werden sich daher voraussichtlich auf zwei bis drei Jahre verteilen.
Die Maßnahmen finden in den nächsten Wochen im Auftrag des NABU Naturschutzzentrums Gelderland mit Unterstützung der Stadt Kevelaer als Eigentümerin statt.

Vieltausendfaches Gänsegeschnatter am Niederrhein

Große Trupps der winterlichen Gäste mit bis zu 5000 Individuen wurden in den letzten Tagen von den haupt- und ehrenamtlichen Gänsezählern in und um die Düffel, einem Natur- und Vogelschutzgebiet nahe der niederländischen Grenze, gezählt. Doch lag die Ankunftszeit der weitgereisten Tiere deutlich später als in den Vorjahren. Die ersten Wildgänse kommen normalerweise schon im September an, im November erfolgt ein Masseneinflug.
Nicole Feige von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein erklärt: „Grund dafür ist wahrscheinlich der milde Winter im Osten Europas. Moskau war zum Beispiel in diesem Jahr noch lange schneefrei. Die Wildgänse konnten so auf ihrer Zugroute noch genügend Flächen finden, die nicht wie sonst verschneit waren. Die klugen und sozialen Vögel sparen sich dann die Energie und verbleiben an Rastplätzen mit genügend Futter.“ Schließlich wurde es dann doch noch kalt in Russland und die Wintergäste sind hierzulande angekommen. Gründe dafür sind die idealen Überwinterungsbedingungen am Niederrhein und eine große Treue der Gänse zu ihren Rastplätzen.
In die Düffel kommen nun auch wieder die Teilnehmer der Gänsesafaris. Geschulte Ehrenamtliche der NABU-Naturschutzstation Niederrhein führen zu den „Gänse-Hotspots“ in der Region. Dabei erzählen die erfahrenen Exkursionsleiter Wissenswertes und Anekdoten über die sozialen Tiere, ihre Eigenarten, ihre Zugrouten und die besondere Kulturlandschaft in der Düffel. Für die Naturschützer wichtig: Die Tiere werden durch die organisierten Touren nicht gestört.
Die nächsten Gänsesafaris dieser Saison finden zwischen dem 7. Januar und dem 18. Februar 2018, jeweils am Sonntag um 13 Uhr statt. Die Touren im Reisebus starten am Rilano Hotel in Kleve (Bensdorpstraße 3) und dauern etwa 2,5 Stunden. Die Kosten betragen 16 Euro für Erwachsene, Kinder bis sechs Jahre zahlen keinen, bis 14 Jahre einen ermäßigten Preis. Die Mitfahrt ist nur mit Anmeldung möglich: www.nabu-naturschutzstation.de/de/veranstaltungen oder unter der Telefonnummer 02826-9187600.

Zustände wie im Garten Eden

Eine Delegation amerikanischer Landwirte besuchte den Naturhof Etzold, um zu erfahren, wie am Niederhein Landwirtschaft praktiziert wird. Durch das feuchte Feld marschierte die Gruppe mit Hofbesitzerin Miriam Etzold, ihrer Tochter Lea und Sohn Jonas zu der mobilen Hühnerstation. Dort erläuterte der Junior der Familie den Gästen aus Übersee den praktischen Ablauf, vom Futter bis zum Eierlegen.
„Mich interessiert deutsche Landwirtschaft“, sagte Michelle Jones. Die 33-Jährige betreibt ein eigenes Gut in Billings im Süden Montanas. Sie war besonders darauf gespannt, „welche Kämpfe sie hier organisatorisch wie politisch haben und welche Lösungsansätze sie finden.“
Den Draht zu der Gruppe hatte Lea Etzold hergestellt, die zurzeit bei der Deutsch-Amerikanischen Außenhandelskammer (AHK) in Chicago tätig ist. „Das ist ein Besuch im Zuge des transatlantischen Landwirtschaftsdialogs“, erklärte die junge Frau.
Das Programm der Kammer führt seit 2015 deutsche und amerikanische Landwirte, Betriebsleiter und Fachleuten im Bereich der Landwirtschaft zum Austausch zusammen. „Das Ganze wird aus Mitteln des European Recovery Program des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert und soll den Handel untereinander befördern“, so Lea Etzold.
Zuvor hatte die Gruppe in der Woche ihres Aufenthaltes bereits die deutsche Landwirtschaftsgesellschaft in Frankfurt, einen Landmaschinenhersteller in Alpen und den Riswicker Bauernmarkt besucht. Etzold war die letzte offizielle Station.
Das Programm sei erfolgreich. Bislang habe man über 100 Amerikaner über den Atlantik locken können, ergänzte Lea Etzolds Chefin Corinna Jess. Auf beiden Seiten zeige sich viel Interesse. „Man könnte denken, dass die Landwirte unterschiedlich sind. Aber die Mentalität, die Probleme zu lösen, etwas zum Wachsen zu bringen, die sind ähnlich.“
Barbara Rinehart probierte unterdessen die Möhren. „Lecker“, lautete das Urteil der 67-Jährigen. Ihre Vorfahren waren im 17. Jahrhundert aus Deutschland nach Amerika ausgewandert. Sie selber hat heute auf ihrem Hof in Nebraska 70 Kühe.
„Wir haben viel weniger Tiere und dafür mehr Land“, bewunderte sie die Saftigkeit des Grases. Sie lebt in einer fast nur aus Sanddünen bestehenden Prärieregion. Man habe mit der Bewirtschaftung der Böden aber generell ein Problem, meinte Benjamin Lyle aus Sunburst/ Montana. „Wir sind größer, sind aber weniger produktiv“.
Die Gäste ließen sich von den Etzolds zu den Schweineställen führen. Es ging vorbei an den diversen Saatflächen für Blumenkohl, Süßkartofffeln, Feldsalat und Zuccini sowie den Laufenten. Die Etzolds erläuterten den Besuchern aus Übersee die technischen Gerätschaften für die Bewirtschaftung und gaben ihnen auch die Gelegenheit zum Stöbern im hauseigenen Bioladen.
Am Ende zeigte sich Gary Broyles von der „Montana Grains Foundation“ mehr als beeindruckt: „Das ist wie der Garten Eden hier – so gesunder Boden“, meinte der Landwirt, der 2002 nmal Präsident der „National Association of Wheat Growers“ war. „In Amerika gibt es ganz wenige Plätze, die solche Bedingungen wie hier aufweisen.“

Ehrliches Interesse für die Belange von Landwirtschaft und Natur

Gut zwei Dutzend Bürger und Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek e.V.“ (NuK) warteten Sonntagmittag am Achterhoeker Dorfplatz gespannt auf den hohen Besuch.
„Wir haben uns anlässlich der Bundes-Silbermedaille für „Unser Dorf hat Zukunft“ in Berlin kennengelernt und sie hatte einfach Interesse, das Dorf mal kennenzulernen“, unterstrich Johannes Baaken vom NuK den eher informellen Charakter der Visite. „So einen Anlass gab es hier noch nie – eine Bundesministerin in unserer kleinen Ortschaft“ , unterstrich der Vorsitzende des NuK, Rainer Verhülsdonk.
Um kurz vor halb ein Uhr entstieg die 65-jährige Kleverin dann ihrem Dienstwagen, begrüsste leger und entspannt die Anwesenden und Bürgermeister Dominik Pichler. Wir müssen das dörfliche Leben für die Zukunft stärken und erhalten“, plädierte sie in dem Rahmen für nachhaltige Landwirtschaft, streifte Themen wie die örtliche Versorgung durch nahe Städte wie Kevelaer und zukünftige Gesundheitszentren und scherzte angesichts des beschränkten Busplatzes: „Die anderen können doch mit der Fiets hinterher.“
Anschließend machte sich ein ausgewählte Gruppe mit der Ministerin auf den Weg zu verschiedenen Stationen. Am alten Kapellener Weg begrüssten Jörg und Romy Werner die Ministerin und den Tross auf ihrem Bio-Naturlandbetrieb Möllenhof, erläuterten ihr Konzept mit der Hühner-Freilandhaltung ohne Antibiotika und dem landesweiten Vertrieb im Zusammenspiel mit dem zweiten Standort nahe Wuppertal.
Hendricks erwähnte in dem Kontext die Sorgen des früheren Niederrhein-Bischofs Wilfried Theising, der jetzt im Oldenburger Land mit „Wiesenhof“ zu tun hat, wo große Mengen Hähnchen geschlachtet und die Menschen in „prekären Arbeitsverhältnissen“ beschäftigt würden. Als Verbraucher sei man diesbezüglich nicht konsequent genug, nahm sie sich selbst dabei nicht aus.
An der „Singendonkschen Achtkantmühle“ gab Besitzer Jürgen Bay einige Infos zur 220-jährigen Geschichte der Mühle, seiner Idee, für ein eigenes Bier Hopfen anzubauen und in der Scheune Kultur-Events zu machen. „Das wird irgendwann dann doch Beruf“, bemerkte die Ministerin anerkennend und schüttelte den Kindern der Familie die Hand.
Die Gebrüder Michael und Bernhard Stenmans stellten dann am Booshof ihren Schweinemastbetrieb mit 120 Hektar Land und 300 Sauen vor. Sie unterstrichen dabei, dass sie seit Jahren keine Zuchttiere mehr dazukauften und statistisch zu dem „oberen Zehntel mit dem wenigsten Medikamentenanteil“ zählten.
„Kommen Sie mit der Gülle-Verordnung zurecht?“, fragte Hendricks gezielt nach und fand die Idee einer „Kreativschmiede Landwirtschaft“ nicht schlecht. Auf dem Weg zu Johannes Baakens Mehrgenerationengarten ließ sie sich über verschiedene Naturschutzprojekte aufklären – wie die Umwandlung von 2000 Quadratmetern Seitenstreifen an Feldern zu Grünstreifen „im Einvernehmen mit der Landwirtschaft“ und die Aktivitäten für ein „blühendes Band“ am Niederrhein.
Bei Baakens begutachtete sie die Versuchswiese für diese Grünstreifen, setzte sich mit Baakens Sohn in dessen Weidentipi und plauderte mit den Eltern des Naturschützers. An der NuK-Vereinswiese und der Geschäftsstelle am Achterhoeker Schulweg bei David/Dassel endete die Rundreise. Dort löcherten Amelie David und Paula Bey von der NuK-Jugend die Ministerin mit gezielten Fragen – wie zur Möglichkeit eines Verbots von Mikroplastik in Kosmetikartikeln und von Plastiktüten.
Hendricks wich da der Diskussion nicht aus. Die Umweltministerin verwies auf das Problem, dass ein Mikroplastikverbot nur auf europäischer Ebene gelingen könne, und bei den Plastiktüten eine Verordnung für einen Pro-Kopf-Verbrauch angedacht sei.
Mit einem Präsentkorb und einem Umschlag mit Fragen machte sich die Ministerin auf den Weg. Sie zog eine positive Bilanz: „Das Engagement der Achterhoeker ist beispielgebend, weil sie sehr überlegt, sehr vernetzt und im Bewusstsein der Wirkung dessen, was sie tun, handeln.“
Matthias David vom NuK meinte: „Es war gut, dass Sie es nicht als Wahlkampf missbraucht hat – echt ehrliches Interesse.“ Und Verhülsdonk fand gut: „Das war sehr konkret und kein Wischi-Waschi.“

Für die Natur im Achterhoek

Auf dem Achterhoeker Dorfplatz wiesen NuK-Geschäftsfüher Matthias David und  Johannes Baaken die knapp 30 Helfer vor dem Start  in die Sammelbereiche und Aufgaben ein. „Wir wollen auch die kleinen Dinge wegpacken“, verteilte Baaken danach die Müllgreifer und Mülltüten, mit denen sie die diversen Gegenstände aufheben und einsammeln sollten.
Den Impuls zur ersten gemeinschaftlichen Sammelaktion hatte Davids 13-jährige Tochter Amelie gegeben. Sie hatte immer wieder Unrat wahrgenommen, „wenn ich mit dem Skateboard nach Sonsbeck fahre oder mit dem Rad zur Schule.“
Gemeinsam mit acht anderen Kids hatte sie eine NuK-Jugendgruppe gegründet und bei einem ersten Treffen erste Aktionen durchgesprochen. „Das hier ist die erste – und es sind gut Leute da“, war sie von der Resonanz sehr angetan. Und ihr Vater Matthias meinte nur stolz:  „Für sie fehlt mir grad der Superlativ – die sind gezielt von sich selbst aus auf die Idee gekommen.“ Auf seiner Tour entlang der L 362 entdeckte er später „alle 100 Meter Schnupftabakdosen  – und alle zehn Meter Wodkaflaschen.“
Blöd, das Brot
Und so machten sich die Helfer innerorts, entlang der Xantener Straße, nahe der A 57 und der näheren Umgebung des Achterhoek auf den Weg. „Weil ich der Natur helfen möchte“, erläuterte die 13-jährige Fiona ihre Motivation zur Teilnahme – und erschrak angesichts eines in Folie eingepackten Brotes, das sie im Graben am Feld fand: „Ist ja eklig, so´n lebendiges Brot.“
Am Achterhoeker Rödchen fanden Stefanie Eickermann und ihre beiden Kinder „jede Menge Zigaretten, hier scheint jemand Raucher zu sein.“ Am dortigen Spielplatz pickten Björn und Daniela Klug – seit einem Monat erst Achterhoeker – Papier und andere Gegenstände in die Tüten. „Wir sind Hundehalter, haben uns da unterhalten und nach Vereinen gefragt. So hat sich´s dann ergeben – eine supertolle Idee“, konnte das Paar mit früherem Wohnsitz Berlin „nebenbei“ gleich noch neue Kontakte knüpfen.
In einer Wiese fand Bernhard Wormland an der Landstraße am Straßenrand einen Hydraulikschlauch. „Ich hasse es, wenn sowas weggeschmissen wird, deshalb bin ich auch dabei“, ärgerte sich der 67-Jährige. „Und dann noch hier die ganzen Einwegbecher und Zigaretten, diese Unachtsamkeit halt – einfach Fenster auf und raus“, schloss sich Renate Mennies dem Unverständnis an. „Hauptsache, das Auto bleibt sauber.“
Auch KB-Mitarbeiter Jörg von der Höh sammelte als NuK-Mitglied nahe der Autobahnzufahrt an der Kevelaerer Straße „Getränkedosen, schwarzes Plastik, Joghurtbecher, viele Zigaretten“ und sogar „einen Herrenschlüpfer mit benutzter Binde“.
Vor der eigenen Haustür
Nach zwei Stunden kamen alle am Dorfplatz wieder zusammen – dazu stießen unter anderem noch die Künstlerin Judith Schelbergen und ihr Mann. „Wir kamen zur Aktion leider zu spät – haben aber dafür vor unsrerer eigenen „Haustür“ gekehrt“, konnten beide angesichts ihrer Funde nur den Kopf schütteln. „Was die Leute da bis in den Waldweg hineinwerfen – sogar Schlittschuhe.“
Am Ende kamen auf den großen Sammelwagen der Stadt zum Entsorgen noch diverse Autoreifen, Plastikabfälle, Katzenstreu – und zwei alte Toiletten. Der NuK-Vorsitzende Rainer Verhülsdonk konnte angesichts der besonderen Funde nur konstatieren: „Das ist wie bei der BILD: keiner kauft sie, aber alle lesen sie – und mit dem Müll ist es genauso: Keiner macht´s , aber es is da!“ Die junge Alina als Initiatorin des Ganzen zeigte sich „zufrieden“ mit der Sammlung, aber auch sie fand es „extrem, wieviel Müll hier so rumlag.“
Es geht weiter
Bei der Sammelaktion, bei der 220 Kilo Müll zusammenkamen, wird es aus Sicht der NuK-Jugendgruppe nicht bleiben. Sie plant, zwei Wurfmülleimer nach niederländischem Vorbild im Achterhoek aufzustellen. Mittels zweier Sponsoren sind 1000 Euro für die Anschaffung eines ersten Behälters bereits sicher – für einen Zweiten benötigen die Kids noch Geld.

Kaum mehr Hoffnung für Twistedens Linden

Den Bäumen auf dem Schulhof in Twisteden geht es schlecht. Das bestätigt auch Johannes Baaken, Gärtnermeister und Betriebshofleiter der Stadt Kevelaer, auf Nachfrage des Kevelaerer Blattes. „Sie stehen allerdings immer noch unter Beobachtung“, erklärt Baaken.
Im Juli 2015 wurden bei einer routinemäßigen Kontrolle an fünf Linden auffallende Schäden entdeckt. Das Laubkleid der 25 Meter-Riesen wies große Lücken auf. Etliche Blätter waren braun verfärbt, wirkten vertrocknet. An den Stämmen wurden Löcher entdeckt, in die – vermutlich schon im März oder April – eine undefinierbare Substanz geschüttet wurde. Diese sollte zum Absterben der 60 Jahre alten Baumriesen führen. „Ein feiger Anschlag“, urteilten damals viele Bürger im Dorf.
Um Schlimmeres zu verhindern, wurde ein radikaler Rückschnitt an den geschädigten Bäumen vorgenommen. Auch sofortige Rettungsmaßnahmen mit Mikroorganismen kamen leider zu spät. Erst kürzlich entnommene Proben lassen keine neue Fruchtbarkeit erkennen. „Es käme schon einem Wunder gleich, sollten sich die Bäume tatsächlich noch einmal erholen“, so Baaken. Im nahen Zeitraum werde man sich erneut mit Vertretern des Dorfes zusammensetzen, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen.
Es wird aber wohl darauf hinaus laufen, dass man im Herbst dieses Jahres die Bäume roden und im Frühjahr 2018 eine neue Bepflanzung vornehmen werde. „Die Menschen, die diese Bäume beschädigt haben, haben ihr Ziel erreicht – leider“, so der Bauhofleiter mit betroffener Stimme.

Der Müll ist weg in Kleinkevelaer

Ortsvorsteherin Johanna Ambrosius (rechts) hatte gerufen und 25 naturliebende Mitbewohner der kleinen Ortschaft kamen. Alle waren mit Müllzangen „bewaffnet“. Zum zehnten Mal ging es darum, die Straßen- und Feldränder sowie die Wassergräben vom Unrat und Müll zu säubern.
Seit dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2008 ist diese Aktion im Veranstaltungskalender fest eingeplant. Als die Aktiven (zehn Prozent der Einwohner) mit Handschuhen, Säcken und Müllzangen loszogen, war klar, hier geht es nicht nur um das schöne Bild von Kleinkevelaer und den Naturschutz. Neu Zugezogene wurden herzlich willkommen geheißen und Neuigkeiten aus dem Dorf wurden ausgetauscht. Auch das Einbeziehen der jungen Generation in der kleinsten Ortschaft Kevelaers ist hierbei sehr gut möglich. Elf Kinder und Jugendliche nahmen an der Säuberungsaktion teil.
Johanna Ambrosius ist sich sicher: „Solche Aktionen verschönern nicht nur unsere Ortschaft, sondern sie tragen Generationen verbindend zu einem positiven Miteinander bei. Außerdem besteht dabei die Möglichkeit, sich gegenseitig Kennenzulernen.“ Damit dies auch nach getaner Arbeit noch ein wenig gepflegt werden konnte, saß man zum Abschluss noch bei Getränken, Brötchen und Würstchen in gemütlicher Runde zusammen.
An den vielen strahlenden Gesichtern konnte man sehen, dass gemeinsames Handeln für den eigenen Lebensraum nicht nur Gemeinschaft fördert, sondern auch viel Spaß macht.

Auf der Suche nach neuen Ideen

Es war ein kleiner, aber feiner Kreis, der sich im Pfrarrheim zusammenfand, um über die Perspektiven der „Dorfentwicklung und Infrastruktur“ in den Gemeinden Geldern, Kevelaer, Nettetal und Straelen zu diskutieren.
Manfred Meis vom VVK Leuth Nettetal, Hansgerd Kronenberg als Winnekendonker Ortsvorsteher und Vertreter des Heimatvereins „Ons Derp“, Egbert Schminke vom Heimat Förderverein Pont e.v. , Thomas Grootens von der Volksbank an der Niers,  Martin Brands als Sprecher des Arbeitskreises und Kevelaers Wirtschaftsförderer Hans-Joachim Bruns kamen  im Rahmen des LEADER-Prozesses zusammen. Eingeladen hatte Simone Schönell, eine der Regionalmanagerinnen der LEADER-Region.
Man habe bereits in den letzten Monaten zahlreiche Gespräche unter anderem mit Ortsvorstehern und Ortsbürgermeistern geführt. „Wir führen hier die Fäden als Netzwerk zusammen, damit die Kommunen gemeinsame Projekte identifizieren“, skizzierte Schönell die Grundlagen ihrer Arbeit. Im Zentrum der Diskussion standen neue Ideen, welche weiteren Töpfe man anzapfen kann, wie man die Planungsprozesse gestaltet und insgesamt mit den Projekten umgeht. Dabei gehe es darum, „nichts von oben überzustülpen, sondern dass diese Dinge von unten wachsen“, so Wirtschaftsförderer Bruns.
Der Kervenheimer Ortsvorsteher Martin Brands umschrieb das mit den Worten: „Wie kriegen wir es hin, aus einer Idee ein Projekt zu machen?“ Er stellte insbesondere den Erhalt der Gaststätte „Brouwers“ und die Ausgestaltung der Burg Kervenheim zum „kulturellen Zentrum“ und „Ort der Begegnung“ für die ganze Region, in Kooperation mit der Kirche, als Ideen in den Raum.
Dabei könne man auch Mittel aus anderen europäischen Töpfen wie Interreg eventuell beziehen. Eine begleitende Projektstudie könnte da hilfreich sein.
Schönell und Bruns regten hinsichtlich gewünschter Dorferneuerungsmaßnahmen ein regionsübergreifendes Planungskonzept und ein Gespräch an, vielleicht sogar eine Vor-Ort-Diskussion mit der Bezirksregierung Düsseldorf als Prüfbehörd, die einem dann auch konkrete Hinweise zur Umsetzung geben könnte.
Einzelne Dorfplätze werde man ohne weitere Einbindung in eine lokalen oder regionalen Zusammenhang schwerlich als LEADER-Projekt durchkriegen, gab Schönell zu bedenke. Dafür stünden jedoch andere Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Es gebe mehrere Ortschaften, die sich die Gestaltung von Dorfplätzen vorstellen können, benannte sie einen Punkt, der an diesem Abend länger diskutiert wurde.