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Die Sache mit den Bienen und den Blumen

Die Steine des Anstoßes liegen auch in Kevelaer und den Ortschaften in einigen Vorgärten herum: Mit Stein-Split belegte Flächen sind in den vergangenen Jahren immer mehr in Mode gekommen. Sterile Rasenflächen und Hecken aus Lebensbaum oder Kirschlorbeer tun ein übriges. Wer einen solchen Garten sein Eigen nennt, sagt endgültig ade zur Idee blühender Landschaften. Denn sowas lockt keine Biene mehr aus der Wabe. Und auch andere Insekten oder Vögel drehen in Scharen und maßlos enttäuscht ab. Das ärgert längst nicht nur Bienen, auch Vertreter des gemeinen Volkes und erst recht Experten warnen vor dem Rückgang der Artenvielfalt in Flora und Fauna. In Kevelaer hat eine besondere Allianz jetzt beschlossen, mit einem lokalen Angebot auf diese Problematik zu antworten.

Wer Johannes Baaken im Achterhoek besucht, findet eigentlich immer eine blühende Landschaft vor. Der Leiter des städtischen Betriebshofs ist so etwas wie der „Daniel Düsentrieb“ der Saatgut-Mischungen: Seit Jahren experimentiert er in seiner Freizeit vor der eigenen Haustür mit den unterschiedlichsten Zusammenstellungen. Jetzt sollen auch andere von seinem Forscherdrang profitieren: Gemeinsam mit der städtischen Klimaschutz-Managerin Dr. Nina Jordan, Großhändler Cox und dem lokalen Gartencenter-Chef Heino Breuer hat Baaken das Projekt „Niederrhein-Mischung“ ins Leben gerufen. Unter dem Motto „für unsere regionale Artenvielfalt“ wird im Gartencenter Breuer ab sofort eine Blumenwiese „im Glas“ angeboten. Zum selber aussäen, auf ehemaligen Rasenflächen, ehemaligen Pflaster- oder Schotterflächen, im Vorgarten oder hinterm Haus.

Schon bei der Verpackung fängt‘s an: Nicht Ein-Weg, sondern ein Weck-Glas steht für 9,95 Euro im Regal. Auf die Idee ist Baakens Frau Petra gekommen. Kann man wiederverwenden, wenn man die Mischung entnommen hat, die Baaken mit Unterstützung seines verstorbenen Vaters Franz Baaken und seines Sohnes Raphael entwickelt hat und die von Mitarbeitern des Hauses Freudenberg ins Glas hineingefüllt wurde. Selbst das Bild der bunten Blumenwiese auf dem Aufkleber wurde von der Grafikdesignerin Elke Pechhold erstellt, die in Kevelaer geboren wurde. Wer jetzt denkt, es gehe nicht lokaler, der täuscht sich: Pro Glas soll ein Euro des Verkaufspreises an einen sozialen Zweck in Kevelaer gehen, auch das war Johannes Baaken wichtig. An welchen, wollen die Initiatoren und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler von der Höhe der Summe abhängig machen. In einer ersten Auflage sind 1000 Gläser bereitgestellt worden.

Im Gegensatz zu Mischungen vom Discounter, die laut Baaken „im Prinzip auch in Ordnung sind, jedenfalls immer noch besser als Schottergärten“, ist die „Niederrhein-Mischung“ speziell auf die regionalen Verhältnisse abgestimmt. Will heißen: Die Mischung kommt ohne Düngung mit den mageren Böden und der Witterung klar – extreme Wetterverhältnisse einmal ausgenommen. Und sie ist so zusammengesetzt, dass die Blumen nacheinander blühen und das mehrere Jahre hintereinander. Die Mischung für den Privatgarten kann an einem möglichst sonnigen bis halbschattigen Standort auf einen gepflügten oder umgegrabenen und danach geharkten Boden ausgebracht und dann gewalzt werden, ähnlich wie bei der Raseneinsaat. Mehr Arbeit hat man damit nicht, im Gegenteil: Harken oder Rasenmähen entfällt. Das sei übrigens auch eine gute Idee für öffentliche Grünanlagen, finden die Beteiligten und wollen auf fünf kleiner Flächen in der Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und etwas für die Artenvielfalt tun.

„Das Glas mit der niederrheinischen Blumenwiese ist ein schönes Geschenk für alle möglichen Gelegenheiten“, sagt Johannes Baaken. Nachfrage habe es schon vorher gegeben, etwa als der Betriebshof Flächen mit der ersten Mischung für „Blühstreifen am Wegesrand“ bestückte. Und die Mischung eigne sich ja nicht nur für Privatgärten, ergänzt Dr. Nina Jordan. Auch auf Firmengelände könne die niederrheinische Blumenwiese für einen echten Hingucker-Effekt und für einen nachhaltigen Umgang mit einem StückNatur sorgen. Daher sind alle beteiligten guter Dinge, dass die Kevelaerer jetzt die Gelegenheit nutzen, sich auch ein Stück echter Natur vor die Tür zu holen.

Das Saatgut kann von April bis Juni ausgebracht werden. Die Wuchshöhe beträgt ca. 80 Zentimeter. Der Inhalt eines Glases (100g) reicht für zehn Quadratmeter Fläche. Das Saatgut setzt sich aus folgenden Pflanzen zusammen: Bienenfreund, Ringelblume, Schafgarbe, Goldlack, Margerite, Bartnelke, Natternkopf, Schleifenblume, Bechermalve, Roter Lein, Staudenlein, Zwerglupine, Basilikum, Klatschmohn, Mittagsblume.

Borkenkäfer befällt Fichten

So hatte sich Raphaël von Loë die „Verjüngung“ seiner Waldbestände nicht vorgestellt. Nur wenige Meter vom Parkplatz am Altwettener Weg entfernt bieten sich dem Besitzer und den Besuchern „zutiefst erschreckende Bilder“. Weite Areale des bei Spaziergängern und Hundebesitzern beliebten Wäldchens sind schlichtweg abgeholzt worden. Die dort gerade gefällten Fichten waren zwar weit davon entfernt, als majestätisch bezeichnet werden zu müssen. Dem Freiherrn darf man trotzdem glauben, dass er sie nicht nur im übertragenen Sinne in seinem Geldbeutel vermissen wird. „Ich weiß gar nicht, wie ich das hier meinem Vater erklären soll.“

Freiherr von Loë. Foto: nick


Vielleicht so wie uns: Zuviel Wasser, zuviel Wind, zuviel Sonne – die Bäume waren durch die ex­tremen Witterungen der vergangenen Jahre geschwächt. „Und dann kommt der Käfer“, sagt Raphaël Freiherr von Loë. „Buchdrucker“ oder „Kupferstecher“ heißen die Borkenkäfer, die Waldbauer von Loë und sein Förster Frank Koch alles andere als niedlich finden. Und die natürlichen Abwehrmechanismen, etwa die Produktion von Harz, funktionieren bei geschwächten Bäumen leider nicht mehr in ausreichendem Maße. Den Befall durch die beiden Borkenkäferarten, die Fichten lieben und teils nur millimetergroße Löcher in der rauen Rinde oder Spuren von braunem Sägemehl hinterlassen, erkennt man in jedem Fall zu spät: Die Käfer vermehren sich explosionsartig und befallen auch die umstehenden Fichten.
Deshalb gibt‘s nur eins: Großflächig abholzen. Ein Weg, der momentan nicht allein in Kevelaer beschritten werden muss. Entlang der A 57 kann man derzeit beobachten, wie aus diesem Grund großflächig Fichten geschlagen werden. das bringt aus der Sicht des Waldbesitzers natürlich weitere Probleme mit sich: Auf dem Holzmarkt greifen die marktwirtschaftlichen Gesetze. Zwar lässt sich das Holz noch verkaufen, aber aufgrund der schlechteren Qualität und des großen Angebots fällt der Preis – um 40 bis 70 Prozent, schätzen von Loë und Koch. Und eine Förderung für die Wiederaufforstung gibt es nur bedingt: Allenfalls die Anschaffung der Pflanzen werde gefördert, die Arbeitskosten werde er selbst tragen müssen, sagt der Freiherr.
Doch auch wenn ihm beim Anblick der von schweren Gerät gefällten und zersägten Fichten das Herz blutet, blickt er in Gedanken schon in die Zukunft. Der Weg zum wesentlich robusteren Mischwald, der in Teilen durch Entnahme einzelner Bäume und gezielte Pflanzung in den vergangenen zehn Jahren hier schon beschritten wurde, soll nach dem „Wegfall“ der Fichten weiter beschritten werden. Eine „Mammut-Aufgabe“, auch weil es viele Jahrzehnte dauern wird, bis das Wäldchen wieder wie ein Wald aussehen wird.

„Das sind keine schönen Bilder“, sagt ein „zutiefst erschreckter“ Freiherr von Loë. Foto: nick


Information

Rund 2 Hektar der insgesamt 16 Hektar großen Wald-Fläche seien dem Sturmtief „Friederike“ 2018 zum Opfer gefallen. 4 Hektar Wald fielen dem Borkenkäfer zum Opfer. Der hatte leichtes Spiel, weil die Fichten aufgrund abgestorbener Wurzeln und der folgenden Trockenheit kaum Harz produzierten.

Diese Bäume werden gefällt

Die bereits im letzten Jahr angekündigte Beseitigung der kranken Linden vor dem Priesterhaus auf dem Kapellenplatz wird am Donnerstag vorgenommen. Die Linden sind vom Brandkrustenpilz befallen. Dadurch sind die Bäume bruchgefährdet und stellen eine Gefahr dar. Aus Gründen der Verkehrssicherheit werden die Bäume daher beseitigt. Die zwischen den alten Linden stehende jüngere Linde soll nach Möglichkeit verpflanzt werden.
Da im Zuge einer Umgestaltung des Kapellenplatzes auch Kanalsanierungen vor dem Priesterhaus erforderlich werden, wird zunächst von einer Nachpflanzung abgesehen. Die Standorte der beseitigten Bäume werden in den folgenden Tagen beigepflastert. Für die Rosskastanie an der Gnadenkapelle besteht dagegen keine Gefahr mehr.
Der Verdacht auf den befürchteten Bakterienbefall hat sich bei einer Laboruntersuchung nicht bestätigt.

Nistkastenaktion am World House

Die Kevelaerer Ortgruppe des Nabu traf sich am World House, um gewissermaßen eine kleine Erweiterung des Hotels vorzunehmen. Zehn „Unter­künfte“ für kleine Singvögel sollten auf dem weitläufigen, gepflegten aber  zum Teil im besten Sinne naturbelassenen Gelände installiert werden.
Initiiert wurde die Aktion von Nabu-Mitglied Gernot Brauers, einem Nachbarn des Hotels. Seine Anregung wurde von der Besitzerin Thera van Osch, die gerne aktiven Naturschutz betreibt, sofort aufgenommen.
Die Gruppe bestand aus dem Vorsitzenden Theo Mohn, Gernot Brauers, Brigitte Refflinghaus, Barbara Stell­macher und dem zehnjährigen Marlon Stellmacher, der selbst auf die Leiter klettern durfte, um Nistkästen anzubringen.
Insgesamt etwa zwei Stunden waren die Aktiven unterwegs, bekamen dabei noch eine Führ­ung über das Gelände und wurden anschließend noch von ihrer Gastgeberin zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Eine rundum gelungene Angelegenheit, wie alle Beteiligten einhellig bekundeten.

Da hat wohl ein Biber genagt

Da staunte KB-Leser Heinz Kempkes nicht schlecht, als er am frühen Morgen durch Kleinkevelaer fuhr: Bei der regelmäßigen Inspektion seiner Jagd entdeckte der Jäger an einem Baum am Ufer des Niers-Maas-Kanals überraschende Spuren: „Da hat wohl ein Biber genagt“, berichtet Kempkes. Aus Fotos von Kollegen kenne er die Spuren und dieser Baum sehe sehr ähnlich aus. „Wie angespitzt.“
Jetzt ist Heinz Kempkes gespannt, ob er weitere Spuren des Tieres oder gar das Tier selbst entdeckt.
Sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, in Kleinkevelaer oder entlang des Niers-Maas-Kanals Hinweise auf das in unserer Region noch seltene Nagetier entdecken, freuen wir uns, von Ihnen zu hören!

In der Innenstadt fallen die Bäume

In den nächsten Wochen werden an mehreren Stellen im Stadtgebiet Bäume entfernt, die nicht mehr ausreichend standsicher sind. Das teilte die Stadtveraltung jetzt mit.

Wie alle Lebewesen werden Bäume alt und krank. Was im Wald unproblematisch sei, stelle im Siedlungsbereich eine Gefahr dar. Schließlich solle niemand durch herabfallende Äste gefährdet werden. Für die Verkehrssicherheit der Bäume im öffentlichen Raum ist die Stadt verantwortlich.

Auf dem Kapellenplatz werden die zwei älteren Linden vor dem Priesterhaus beseitigt. Hier haben sich größere Faulstellen im Stammfuß gebildet, die wahrscheinlich auf den Brandkrustenpilz zurückzuführen sind, wie die Stadt mitteilt. Da hier in nächster Zeit Kanalbauarbeiten anstehen, wird auch die kleine Linde, die zwischen den kranken Bäumen steht, entnommen. Dieser Baum, der zwar noch keine Gefahr darstellt, sich aber an diesem Standort nicht entwickeln konnte, soll nach Möglichkeit an anderer Stelle wieder eingepflanzt werden.

Eine Rosskastanie an der Gnadenkapelle zeige deutliche Anzeichen eines Bakterienbefalls, der zu einem Absterben des Baumes führen kann, warnt die Stadt. Der Befall werde noch analysiert. Sollte sich der Verdacht bestätigen, werde auch dieser Baum entfernt werden müssen.

Weiter steht auf dem Kapellenplatz zwischen der Kerzenkapelle und dem Petrus-Canisius-Haus noch eine vom Brandkrustenpilz befallene Linde, deren Krone bereits im Frühjahr wegen akuter Bruchgefahr praktisch ganz eingekürzt wurde. Der verbliebene Baumstamm wird nun ebenfalls entfernt. Und schließlich soll auf dem Luxemburger Platz noch eine Rosskastanie am Durchgang zum Museum gefällt werden. Hier hätten sich erhebliche Schäden durch einen Bakterienbefall gebildet, der das Rosskastanien-Sterben auslöst.

Da im Bereich des Kapellenplatzes Umgestaltungsmaßnahmen anstehen, werden die beseitigten Bäume nicht direkt durch Nachpflanzungen ersetzt. Es sei sinnvoller, die Pflanzungen im Rahmen von Umbauarbeiten vorzunehmen und dabei gute Wachstumsbedingungen für die Bäume zu schaffen.

An der Friedenstraße stehen im Gehwegbereich 19 Robinien, die wegen erheblicher Standortprobleme aus Gründen der Verkehrssicherheit beseitigt werden müssen. Hier werden neue standortgerechte Bäume gepflanzt und dabei gleichzeitig Wurzelschutzmaßnahmen an den Versorgungsleitungen vorgenommen.

Und schließlich steht auf der Grünfläche an der Kardinal-von-Galen-Straße eine Rosskastanie, die ebenfalls von dem Bakterium befallen ist, das das Rosskastanien-Sterben auslöst. Auch hier wird als Ersatz ein neuer Baum gepflanzt.

Die Beseitigung der Bäume erfolgt durch Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs. Die Arbeiten werden voraussichtlich Mitte November durchgeführt.

Odile Jurgons stellt ihren preisgekrönten Garten vor

Hier, bitteschön, geht es zum Garten. Ein Hinweisschild zeigt genau den Weg. Odile Jurgons öffnet die Gartenpforte und schon der erste Blick lässt erahnen, dass sich hinter jedem Schritt ein neues Gartengeheimnis verbirgt. Bis man diese allerdings alle entdeckt hat, braucht es schon einiges an Zeit.

Odile Jurgons lacht: „Ja, der Garten erzählt mitunter unendliche Geschichten“, erklärt die Gartenbesitzerin mit einem französischen Akzent. Odile Jurgons kommt ursprünglich aus Frankreich, lebt aber seit 30 Jahren mit ihrem Mann in Winnekendonk. Und genau so lange gestaltet, hegt und pflegt sie auch ihr 2000 qm großes Naturgartenparadies. Dafür erhielt sie nun vom Kreisverband Kleve für Heimatpflege in der Kategorie Naturgarten den ersten Preis.

„Darüber habe ich mich schon sehr gefreut“, gesteht die Preisträgerin eher bescheiden, die ihrem bis zur Fleuth reichenden Garten einen unverkennbaren französischen Charme verliehen hat. Denn kaum hat man das Gartentor durchschritten, wird man unweigerlich von diesem empfangen. Eigentlich möchte man sich sofort niederlassen, Kaffee trinken, den Tag genießen, sich an den vielen schönen Dingen die einen umgeben erfreuen.

Großartige Antiquitäten

Vor einigen Jahren betrieb Odile Jurgons einen Antiquitätenhandel, hat viele Sachen auf Flohmärkten erworben. „Das findet man natürlich hier wieder“, gesteht die sympathische Diplomkauffrau, die den Aufenthalt im großen Naturgarten liebt. Richtig, den gibt es ja auch noch zu entdecken. Ein großer und weitläufiger Baumbestand, Eiche, Kiefer, Birke, Walnussbäume und vieles mehr säumen den Wegesrand, zieren den wunderbaren Garten, dienen im Sommer als Schattenspender. Fast wie zufällig angebracht scheinen da die Stauden-, Kräuter-, Hoch-, Blumen-und Beerenbeete. „Hier ist zum Beispiel ein Minzbeet mit Mojito-, Marokkanischer und Pfefferminze für Tee und Salat zu finden“, erklärt die Gartenliebhaberin. Unmittelbar dahinter wächst ein Quittenbaum. „Die Früchte stehen kurz vor der Ernte“, sagt Odile Jargons, die daraus herrliche Marmelade zaubert. Auch im Kräuterhochbeet wächst die letzte Ernte vor dem Winter heran.

Daneben hört sich das Plätschern eines Teiches wie Musik an. Es wirkt beruhigend. Die Pflanzenwelt mit Schmetterlingsstrauch, Rhododendron, Kamelie, einem Olivenbaum und so vielem mehr, dürfen sich, so scheint es, ungehindert ausdehnen. Beerensträucher zum Naschen genauso wie Beinwellblätter oder Rosmarin. „Beinwell ist gut bei Verstauchungen von Gelenken und Rosmarin verspricht ein hohes Alter“, weiß die Mutter von zwei Kindern zu berichten.

Kleine Auszeiten

Eine kleine Auszeit gefällig? Im Garten von Odile Jurgons kein Problem. Ein schmuckes Teehaus mit Bänken einer ausgedienten Kutsche lädt zur Teestunde mit Getränken in ein original aus China und Japan stammendes Teeservice ein. „Besonders im Winter sehr einladend“, berichtet die zweifache Großmutter.

Wer es etwas exotischer mag ist ein Stückchen weiter in dem einem Beduinenzelt ähnlichen Refugium bestens aufgehoben. Auch hier ist man von der Natur umgeben. Schnelles Klopfen beendet einen kurzen orientalischen Traum. Ein Specht im dazugehörigen Waldstück meldet sich mit Klopfzeichen.

Der Naturgarten in Winnekendonk bietet ein wahres Paradies für Tier und Mensch. Ein Naturgarten gepaart mit viel Liebe zum Detail. Eine Zinkwanne hier, der französische Flaschenhalter dort, eine wie zufällig drapierte Champagnerflasche oder die vielen unzähligen wunderbaren kleinen Dinge, die wohlwollend ins Auge fallen, lassen einen Aufenthalt im Garten von Odile Jurgons zu einem Erlebnis werden.

Schon 13.000 Euro für neue Bäume

Das erste Planungstreffen der Aktion „Grundlos Bäume pflanzen“ lockte 19 Austauschwillige zum intensiven Gespräch an den Tisch in der alten Feldscheune im Achterhoek. Vertreter der Heimatvereine von Winnekendonk und Kervenheim, den Vogelfreunden Twisteden und der Kommune waren erschienen. Zusammen mit Mitgliedern des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek“ (NuK) und einigen weiteren interessierten Bürgern wurde rege über die Möglichkeiten gesprochen, die sich angesichts der großen Spendenbereitschaft nun ergeben.

Der Topf, den der NuK mit 1.000 Euro als Startkapital befüllt hatte, hatte er sich dank einiger privater Spender zunächst verdoppelt. Eine Privatperson hatte zudem eine Spende in Höhe von 5.000 Euro angekündigt, wollte jedoch die Akteure und deren Ziele auf dem Planungstreffen erst einmal kennen lernen. Am Ende gab es keine Einwände mehr. Weiterhin profitierte der Spendentopf von der beschlossenen Auflösung der Unternehmervereinigung Kevelaer. Deren Auflösungsversammlung beschloss jüngst unter anderem den NuK als Begünstigen einzusetzen. So werden also in Kürze zirka weiter 5500 Euro in den Fond fließen. Unter dem Strich stehen nun bald über 13 000 Euro zur Verfügung – eine stolze Summe und eine Aufgabe, der an diesem Abend Rechnung getragen wurde.

Franz Heckens vertrat die Kommune und berichtete, das bereits Begehungen durch den Bauhof stand gefunden haben und Flächen begutachtet werden und zusätzliche gefunden werden können. Größere Flächen, auf denen man beispielsweise ein Sonderprojekt (Stichwort Stadtwald) unterbringen könnte, stehen in Kevelaer nicht zur Verfügung. Der größte Teil der Flächen wird bereits für Kompensationsmaßnahmen benötigt. Gute Zusammenarbeit kam auch von den anderen Vereinen.

Einige konnten bereits konkrete Flächen benennen, wo Bäume ein neues Zuhause finden könnten und stellten auch die Pflege in Aussicht. Jürgen Hendricks, der auch der Spielplatzkommision angehört, versprach die Spielplätze hinsichtlich einer kleinen Aufforstung zu prüfen. Von den Kervenheimern wurde die Bürgerwiese genannt, die in den Randbereichen ein paar Bäume verkraften könnte und auch über die Schulhöfe wurden nachgedacht. In Winnekendonk wurde der alte Sportplatz begutachtet.

Ein gesetztes Ziel der Aktion musste revidiert werden. Sollten vormals nur öffentliche Flächen bepflanzt werden, wurde diese Regel aufgeweicht, da es auf den kommunalen Flächen möglicherweise nicht für alle Bäume genug Platz gibt. Stattdessen kommt nun auch eine Bepflanzung auf privaten Flächen in Frage, wenn gewährt ist, dass sie öffentlich zugängig sind und der Eigentümer den Baum langfristig schützt. Weiterhin wurde beschlossen, jeweils nur im Herbst zu pflanzen und das Frühjahr auszulassen. Ein heißer Sommer, just nach der Pflanzung, würde viele Ausfälle bedeuten. Gepflanzt werden kann nur so viel, wie auch gegossen werden kann.

Dieser Umstand deckelt die Menge der Bäume, die gepflanzt werden kann. Daher ist es möglich bzw. sehr, sehr wahrscheinlich, dass die Aktion über mehrere Jahre verteilt werden muss. „Grundlos Bäume pflanzen“ wird keine einmalige Aktion bleiben. An diesem Abend wurde beschlossen, das Ganze als dauerhafte Aktion bestehen zu lassen. Immer dann, wenn jemand Lust hat, etwas für die Natur zu tun, dann kann er in diesen Fond einzahlen. Und immer dann, wenn jemand meint, dass hier oder dort ein Baum hinpasst, kann er diesen Fond abrufen.

Mit den Mikroben-Managern in der Zauberküche

Sie sind mikroskopisch klein, mit bloßem Auge nicht zu sehen. Sie besiedeln unsere Haut, unsere Schleimhäute. Ein Leben ohne diese Lebewesen? Undenkbar. Allerdings neigt der Mensch dazu sie, mit Meister Propers Hand und vielleicht auch noch schärferen Mittelchen zu bekämpfen. Doch einmal weggewischt sind sie sofort wieder da: Die Rede ist von Bakterien. Im Fachjargon auch Mikroorganismen genannt.
Die zivilisierte Menschheit verbindet Mikroorganismen oder Bakterien eher mit Krankheiten oder Verschmutzung. Dass wir diese Kleinstlebewesen aber durchaus sinnvoll und zu unserem Nutzen verwenden können, wissen wahrscheinlich die Wenigsten von uns. „Wir können Mikroorganismen sogar als Helfer benutzen“, erklären Gabriele Freitag-Lau und Kurt Walter Lau aus Twisteden.

Lebensinhalt

Das in Twisteden auf Gut Neuenhof lebende Verlegerehepaar (Inhaber des OLV Organischer Landbau Verlag und Herausgeber des Biogarten- und Permakultur-Magazins „Natürlich Gärtnern & Anders Leben“, Anmerkung. der Red.), hat sich die Vorzüge effektiver Mikroorganismen zum Lebensinhalt gemacht. Vor vielen Jahren schon haben sich die gelernte Bankkauffrau und Softwareentwicklerin und der gelernte Groß-, Außenhandels- und Verlagskaufmann mit Mikroorganismen auseinander gesetzt, sich mit ihnen beschäftigt. Und irgendwie hat sich zu diesen lebenswichtigen Kleinstlebewesen sogar eine Liebe entwickelt.

In Twisteden, nahe der holländischen Grenze, leiten Gabriele Freitag-Lau und Kurt Walter Lau das Unternehmen „Mikro Veda“, GmbH, das sich mit Entwicklung, Vermehrung und Vertrieb von effektiven Mikroorganismen und den daraus resultierenden Präparaten beschäftigt. Für das sympathische Paar ist der Umgang mit effektiven Mikroorganismen zu einem selbstverständlichen Tagesablauf geworden.
Dank ihrer langjährigen Ausbildung, unter anderem in Japan, USA, Südostasien, Südafrika und Europa verstehen sie sich als „zertifizierte Mikrobenmanager“ mit eigener Produktionsküche. Hier in der „Zauberküche“, in der Zuckerrohrmelasse als Hauptfutter dient, schwingt Gabriele Freitag-Lau ihren überdimensionalen Kochlöffel. Denn zur Herstellung der unterschiedlichsten Produkte benötigt die Bakterienexpertin etwas größere Kochtöpfe. „Gebraut wird hier in 300- bis 1000-Liter- Kesseln“, erklärt die Unternehmerin mit einem Lächeln.

Die Begeisterung für Mikroorganismen schlummert im naturliebenden Paar, dessen Kreativität kaum Grenzen zu haben scheint, schon lange vor Gründung des Unternehmens Mikro Veda. Erst ein Schlüsselerlebnis im Jahr 2000 in Thailand und die Herausgabe des Buches „Eine Revolution zur Rettung der Erde“ im OLV von Teruo Higa leitet ein Umdenken ein. „Das Buch wird zum unglaublichen Erfolg“, berichtet Kurt Walter Lau. Es beschreibt die Kraft der kleinen Lebewesen, die als Alleskönner die Probleme dieser Welt lösen könnten. Einem wissenschaftlichen Team der Firma Sanko Sangyo auf der japanischen Insel Okinawa, in der Professor Dr. Teruo Higa beratend tätig war, gelingt vor über 30 Jahren die Entdeckung effektiver Mikroorganismen-Komplexe. „Man kann auch von einem Zufallsprodukt sprechen“, erklärt Kurt Walter Lau. Es sollte sich als Chance für verbrauchte, überdüngte und vergiftete Natur herausstellen.

„Es werden mehrere Mikroorganismen, so genannte Biokulturen, bestehend aus Fotosynthesebakterien, Milchsäurebakterien, Hefen und fermentierten Pilzen vereint“, erklärt der Landschaftsgärtner und staatlich geprüfte Techniker im Gartenbau. Ein Erfolg, der die kleinen Helfer nach Europa, unter anderem auch nach Deutschland bringt.
Ausgestattet mit handwerklichem Grundwissen, mikrobiologischem Hintergrundwissen und dem gewissen Know How gründen Gabriele Freitag-Lau und Kurt Walter Lau 2003 in Xanten eine eigene Produktionsabteilung. Diese wird 2006 nach Twisteden verlegt. Hier werden Familienstämme nach original aus Japan stammender Technologie so zusammengeführt und weiterentwickelt, dass daraus sinnvolle Produkte entstehen. „In unserer Produktionsküche werden Produkte entwickelt, die in der Anwendung eine optimale Wirkung erzielen“, erklärt Gabriele Freitag-Lau, die sich nebenbei auch mit der Saatgutvermehrung beschäftigt.

Vielfalt

Effektive Mikroorganismen seien in jedem Bereich, sei es im Garten-und Landbau, in der Tierpflege, zum eigenen Wohlbefinden und Gesundheitsvorsorge, Wellness und Vitalität oder aber im Haushalt verwendbar. Die Produktpalette ist so vielfältig, dass sie in fast jedem Lebensbereich eingesetzt werden könnten.
„Wir arbeiten mit ursprünglichen, in der freien Natur vorkommenden und nicht gentechnisch veränderten effektiven Mikroorganismen“, garantieren der Gartenbaujournalist und Buchautor Kurt Walter Lau und seine Frau Gabriele Freitag-Lau.
Vier Mitarbeiter sorgen auf Gut Neuenhof für eine reibungslose Produktion und einen europaweiten Versand der inzwischen 21 Produkte aus effektiven Mikroorganismen.
Bakterien, die die Welt verändern? Professor Dr. Tero Higa brachte es in seinem oben erwähnten Buch auf den Punkt: „Wir müssen den Blick auf die Welt der Mikroorganismen richten, auf diese winzigen Lebewesen, deren Dasein und Tätigkeit unser Leben erhalten.“ Gabriele Freitag-Lau und Kurt Walter Lau verfolgen genau dieses Ziel.

Vom Heiligenhäuschen bis zur Baumpflanzaktion

Eine gute Nachricht hatte Kassenwart Peter Becker für die anwesenden Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek“ in der Feldscheune gleich zu Beginn zu vermelden: eine positive Schlussbilanz für das Jahr 2017 mit einem leichten Plus, die von den Kassenprüfern anschließend formell bestätigt wurde und der Vorstand entlastet werden konnte.

Danach ging es an die wichtigste Personalie der Jahreshauptversammlung: die Wahl des NuK-Geschäftsführers.
„Ich bitte um Vorschläge“, fragte der aktuelle Amtsinhaber, Matthias David, in die Runde. Johannes Baaken schlug dann Davids Wiederwahl vor. Die Versammlung erteilte ihm nach seiner nicht ganz ernstgemeinten „dreisekündigen Bedenkzeit“ (David) ein neues Mandat für weitere zwei Jahre. Zum zweiten Kassenprüfer neben Willi Düngelhoef wurde Bernhard Borgmann bestimmt.

Aus dem Vorstand schieden auf eigenen Wunsch Johannes Baaken und Christian Resse als Beisitzer aus, die Positionen mussten allerdings nicht akut nachbesetzt werden. „Wir reduzieren uns lediglich“, stellte David für den Vorstand sachlich fest. Für beide soll es demnächst noch eine besondere Ehrung geben – gleiches gilt auch für Petra Baaken.
Danach sagte der Vorsitzende des NuK, Rainer Verhülsdonk, noch einiges zu den laufenden und zuküftigen Aktionen und Projekten des Vereins.
Die Gestaltung des „Heiligenhäuschens“ gehe voran, das Dach sei schon drauf, es gelte noch, die Steine zu säubern, konnte er der Versammlung mitteilen.
Positiv konnte er auch vermelden, dass über die von der NuK-Jugend initiierte Müllsammelaktion jetzt genug Spenden für die Anschaffung zweier Mülleimer zusammengekommen sind, die am Ortseingang aufgestellt werden sollen. Der Naturschutz-Stammtisch soll verstetigt, die NuK-Internetseite überarbeitet werden.
Grünes Licht gebe es für den NuK auch hinsichtlich des ersten Achterhoeker Mittelaltermarktes, an dem sich insgesamt dreizehn Gruppen in klassischer Tracht und mit Musik beteiligen werden. Für die „Landart“ am 24. und 25. August werden noch einige fleißige Helfer gesucht. Das geplante Bluesrockkonzert am 8. September fällt wegen der Krankheit eines Musikers aus.

Als „unerwartet“ und „absolut positiv“ bezeichnete Matthias David die Resonanz auf die Aktion „Grundlos Bäume pflanzen“ , die „noch nicht in der heißen Phase“ sei und trotzdem schon erste Spenden nach sich gezogen hat.
Eventuell sei auch eine Großspende zu erwarten, eine Privatperson aus Geldern wolle dafür 5000 Euro geben. Am 31. August soll dazu ein Planungstreffen mit allen Vorsitzenden der Heimatvereine, mit der Stadt und dem Bauhof erfolgen um zu klären, wo dafür Plätze wären und wer die Bäume dann gießen soll. „Mit so einem großen Erfolg haben wir nicht gerechnet“.

Verhülsdonk ging auch nochmal auf die Debatte um Insektenschutz und die Debatte mit der Stadt und den Landwirten ein und machte da nochmal klar, dass die Landwirte an der Stelle „Partner“ seien, mit denen man konstruktiv im Dialog sei, um in der Sache etwas Gutes zu erreichen.