Sie blicken positiv in die Zukunft

Bereits vor einigen Wochen merkten Renate und Thomas Schatorjé in ihrem Kevelaerer Reiseunternehmen einen Corona-bedingten Buchungsrückgang. Anfang März dann kam der Betrieb zum Erliegen und der Arbeitsalltag besteht seitdem vor allem aus dem Bearbeiten von Stornierungen. Nachdem immer mehr Länder mit der Zeit ihre Grenzen geschlossen haben, gilt nun seit dem 3. April eine weltweite Reisewarnung. „Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Ausland wird bis mindestens Ende April 2020 gewarnt, da mit starken und weiter zunehmenden drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr, weltweiten Einreisebeschränkungen, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu rechnen ist“, heißt es von Seiten des Auswärtigen Amtes. Wir haben nachgefragt, wie es Kevelaerer Reiseunternehmen in der aktuellen Situation ergeht.

Die Inhaber der Firma „Schatorjé Reisen“ hatten im März drei große Reisen nach Italien geplant, die natürlich alle storniert werden mussten. „Eigentlich kamen alle Gäste, die gebucht hatten, und wollten nirgendwo mehr hin“, erinnert sich Renate Schatorjé an den Beginn der Auswirkungen. Auch der Verkehr der Schulbusse sowie der Gelegenheitsverkehr fallen weg. Die Reisen sind vorerst bis nach den Osterferien gecancelt, teilweise auch darüber hinaus. Das Ehepaar geht jedoch davon aus, dass das Busreiseverbot auch über den 19. April hinaus bestehen bleibt.

Das Team hält auch in der Krise zusammen

Das Tagesgeschäft besteht für die Unternehmer aktuell darin, Stornierungen zu bearbeiten, die Entwicklungen im Blick zu halten und die Planungen für die Zeit nach der Coronakrise fortzusetzen. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit zu Hause. Denn wenn die Busse stillstehen, keine Buchungen anstehen, Reisen ausfallen und der Kundenverkehr eingestellt ist, gibt es nicht genug zu tun. „Wir haben mit den Mitarbeitern die Situation schnell kommuniziert. Die stehen alle hinter uns“, zeigt sich Thomas Schatorjé dankbar für das Verständnis der Angestellten. Man wolle alle Fahrer halten – und nach der Krise das Team noch erweitern. „Das Soforthilfeprogramm haben wir noch nicht beantragt, wollen das aber nächsten Monat machen“, sagt Thomas Schatorjé.

Im Gespräch mit dem Unternehmerpaar wird schnell deutlich: Es tut ihnen leid, viele Reisen absagen zu müssen, der Blick in die Zukunft ist trotzdem optimistisch. „Die Auswirkungen sind bei uns im Unternehmen aktuell noch nicht zu erkennen. Wir geben jetzt nicht auf, das wird schon alles wieder gut werden“, sagt Renate Schatorjé. „Ich habe keine Sorge, dass wir es nicht schaffen werden“, fügt ihr Mann hinzu. Dennoch weiß er: „Der Tourismus leidet unter der Coronakrise exorbitant stark. Die Umsätze sind unwiederbringlich.“ Denn zum einen sei es unklar, wer nach der Krise finanziell überhaupt in der Lage ist zu reisen, und es gebe keinen Nachhol-Effekt. Wer in diesem Jahr seinen großen Sommerurlaub stornieren musste, wird vermutlich im kommenden Jahr nicht gleich zwei ausgiebige große Reisen machen.

Dennoch hätten bereits einige Kunden mit abgesagten Reisen umgebucht oder die Gutschein-Lösung genutzt. „Die Kunden halten uns schon die Treue“, berichtet Renate Schatorjé dankbar. Nichtsdestotrotz: „Das tut schon weh, so viele Reisen abzusagen, die gut gebucht waren.“ Für diese Reisen bekommen die Kunden des Unternehmens ihr Geld zurück. Die Gutscheinlösung, die sich aktuell in Gesprächen befindet, „werden wir sehr wahrscheinlich nicht umsetzen“, erklärt Thomas Schatorjé. „Wir sind uns auch sicher: Nach der Krise wollen die Leute raus“, blickt Renate Schatorjé in die Zukunft. „Die Reiselust kommt wieder, wenn die Angst verschwunden ist“, fügt ihr Mann hinzu.

Sandra Jacobs ist die Inhaberin des TUI Reisecenters in Kevelaer. Foto: privat

Auch Sandra Jacobs als Inhaberin des TUI Reisecenters in Kevelaer blickt positiv in die Zukunft. „Ich hoffe immer noch, dass das alles in 2 / 3 Monaten vorbei ist.“ Stornierungen stehen auch in ihrem Unternehmen aktuell auf dem Tagesplan. Neue Buchungen kommen schon lange keine mehr rein. „Die Kunden machen sich über kurzfristige, aber auch über langfristige Reisen Sorgen“, erklärt Jacobs. „Bei den Sommerferien hoffe ich auch, dass die ganz normal durchgeführt werden, in welcher Form auch immer.“ Wie es für ihre Kunden weitergeht, deren Reise abgesagt wurde, weiß sie noch nicht genau. „Wir sind auch nicht unbedingt für die Guthabenregelung“, da es für viele Kunden nicht unbedingt möglich sei, zu einem anderen Zeitpunkt zu reisen. Welche Regelung es letztendlich für stornierte Reisen gebe, müsse man abwarten. Auch Jacobs setzt auf die Treue ihrer Kunden. „Viele Kunden schauen schon aufs nächste Jahr. Eigentlich ist es so, dass die Reisenden positiv sind. Auf jeden Fall ist die Reiselust immer noch da.“

Keine Pluszahlungen mehr seit Mitte März

Ihre Mitarbeiter musste Jacobs in Kurzarbeit entlassen. Die laufenden Kosten seien aktuell nicht die größte Sorge. Wenn im Nachhinein Rückforderungen anstehen würden, dann sehe es „böse aus“. „Seit Mitte März kommt keine einzige Pluszahlung mehr auf mein Konto“, sagt Jacobs. Dabei bekomme sie eine große Unterstützung von ihrer Vermieterin der Geschäftsräume. „Sie hat die Miete auf ein absolutes Minimum reduziert. Da bin ich ihr sehr dankbar für.“ Die möglichen Zuschüsse habe sie bereits beantragt. „Wir hoffen einfach mal, dass wir irgendwie durchhalten. Es wird auch gehen. Ich bin da positiv.“

Sandra Jacobs, die am vergangenen Samstag ihre Quarantäne beenden durfte, nachdem sie selbst positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hofft darauf, dass nach der Krise zumindest kleine Reisen für die Leute interessant sind. Denn es müsse nicht immer die große Kreuzfahrt sein. Auch kurze Reisen in die Nachbarländer stehen bei ihr auf dem Programm. Doch wann es überhaupt wieder möglich sein wird, zu reisen, ist ungewiss. „Man muss abwarten“, sagt die Unternehmerin. „Ich halte solange es irgendwie geht durch. Das ist mein Job, den ich liebe. Wir schaffen das. Ich hoffe, dass wir bald wieder für unsere Kunden da sein dürfen.“

Gudrun Schiffer betreibt seit drei Jahren ihr eigenes Reisebüro. Foto: privat

Gudrun Schiffer, die seit drei Jahren mit ihrem Reisebüro Schiffer „Hin & weg“ in Kevelaer selbstständig ist, kann noch nicht absehen, ob ihr Unternehmen die Krise überstehen wird. „Ich bin im Aufbau. Ich habe schon einen guten Kundenstamm eigentlich, auf den ich dann später auch wieder setzen würde“, hofft auch sie auf die Treue der Kunden. Auch Schiffer musste geplante Reisen stornieren. „Ich bin in Vorkasse getreten und habe Arbeit investiert. Das kommt nicht wieder“, macht die Unternehmerin deutlich. „Das war schon eine Schlappe. Die bringen mich an den Rand der Existenz.“ Mögliche Fördergelder wird auch sie beantragen und abwarten, ob es eine Unterstützung geben wird.

Hoffnung auf Reisen innerhalb Deutschlands

„Es ist ein Stillhalten. Abwarten und Tee trinken“, muss auch Schiffer einen langen Atem beweisen. Dass sie ohnehin von zu Hause aus arbeitet und noch keine Mitarbeiter beschäftigt, kommt ihr in der aktuellen Situation zugute. Denn vor allem mit einem Unternehmen im Aufbau seien die Entwicklungen für sie „eine Katastrophe. Vom Finanziellen her ist es ein Genickbruch.“ Selbst wenn die Erlaubnis wieder da ist, sei es ungewiss, ob die Leute wieder reisen. „Jetzt muss jeder Haushalt gucken: Kann ich es mir erlauben?“ Schiffer setzt ihre Hoffnungen vorerst auch in Inlandsreisen. „Innerhalb Deutschlands kann relativ schnell wieder was passieren“, erwartet die Kevelaererin. In anderen Zielländern seien die Umstände dagegen unübersichtlich.

Ebenso wie Renate und Thomas Schatorjé sowie Sandra Jacobs blickt auch Gudrun Schiffer aktuell positiv auf das, was kommt. „Ich werfe nicht die Flinte ins Korn. Ich glaube, ich gehöre auch nicht zu denen, die so schwarz sehen. Ich sehe es realistisch. Es wird dauern.“ Die Kunden hätten bereits signalisiert, dass sie ihre stornierten Reisen nachholen möchten, sobald die Situation es zulässt. „Wir müssen gucken, was noch geht und wie es geht. Ich warte ab.“