Der Hauswirtschaftskurs kochte gemeinsam mit TV-Koch Björn Freitag

Gesamtschule lernt vom Star-Koch

Björn Freitag kontrolliert, ob der Spargel wirklich gründlich geschält ist. Foto: Wallfahrtsstadt Kevelaer

In zahlreichen Branchen wird zurzeit nach Nachwuchskräften gesucht. Vor allem das Gastgewerbe hat große Schwierigkeiten, Auszubildende zu akquirieren. Um potenzielle Arbeitsverhältnisse zusammenzubringen, hat das Team der Wirtschaftsförderung in Kevelaer einen Tag zu Gast bei Star-Koch Björn Freitag für den Hauswirtschaftskurs der Kevelaerer Gesamtschule organisiert (das KB berichtete). Nun war es so weit.

In Dorsten angekommen, begrüßte Björn Freitag gemeinsam mit seinem Küchenchef David Grigo die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte der Gesamtschule, Martina Boudewins (didaktische Leitung) und Sonja Johnson (Fachvorsitzende Hauswirtschaft). Seit 25 Jahren betreibt Freitag das Restaurant „Goldener Anker“ in Dorsten. David Grigo ist seit vier Jahren Küchenchef dort und erkochte 2021 einen Michelin Stern für das Restaurant – Sterneküche also. Neben dem Gastraum gibt es zudem eine integrierte Show-Küche für Kochkurse und Fernsehaufnahmen. 

Leidenschaft ist gefragt

Freitag erklärte dem Hauswirtschaftskurs zunächst etwas über den Beruf als Köchin/Koch oder Servicekraft in der Gastronomie. Auch für ihn als Arbeitgeber sei es aktuell schwer, Nachwuchskräfte zu finden. Gerade die Ausbildung als Koch/Köchin bringe Arbeitszeiten mit sich, die mitunter schwer mit Freundinnen, Freunden und Familie zu vereinbaren sind. Aktuell, so Freitag, schließe sein Restaurant am Wochenende, damit es als Ausbildungsstätte attraktiv bleibe. „Der Job wird euer Leben umkrempeln. Ihr müsst wirklich für diesen Job brennen“, mahnte der Star-Koch.

Küchenchef David Grigo gibt Hilfestellung beim Entgräten des Fisches. Foto: Wallfahrtsstadt Kevelaer

Danach ging‘s ans Eingemachte: Spargel schälen, Gemüse schneiden, Fleisch vorbereiten und Fisch entgräten. Die Schülerinnen und Schüler waren fasziniert von den Lebensmitteln und der Ausstattung der Küche. „Im Hauswirtschaftskurs ist es ein bisschen anders. Fisch stand da bisher noch nicht auf der Speisekarte“, schmunzelte ein Schüler. Bevor gekocht wurde, gab‘s eine Kontrolle der Profis. Einige Spargelstangen fielen unter dem scharfen Auge von Björn Freitag tatsächlich durch und mussten noch einmal bearbeitet werden. Während das Gemüse köchelte und das Roastbeef im Ofen garte, war der Fisch dran. Teamwork war angesagt: Während die Schülerinnen und Schüler den Fisch in Mehl wälzten, briet Björn Freitag ihn an. „Bei unserem Job arbeitet man ständig im Team. Teamwork ist in der Gastro sehr wichtig“, betonte der Restaurantinhaber. Im Anschluss wurde aufgetischt. Von der anfänglichen Zurückhaltung der Kevelaererinnen und Kevelaerer war am Nachmittag nichts mehr zu spüren. Sie tauten auf, fühlten sich wohl in ihren Rollen und meldeten sich freiwillig für verschiedene Aufgaben.

Als nach dem Essen alle Beteiligten wieder beisammen waren, wurde resümiert: Nicht nur das Essen selbst, auch das Anrichten und Dekorieren der Teller gefiel den Schülerinnen und Schülern. „Es ist ein tolles Gefühl, das alles hier selber zu machen“, freute sich eine von ihnen. Die Mehrheit kann sich sogar vorstellen, eine Ausbildung zum Koch oder zur Köchin zu absolvieren. „Es heißt ja auch nicht, dass man nach der Ausbildung als Köchin oder Koch arbeitet. Viele gehen danach in die Lebensmitteltechnik und entwickeln Gerichte oder neue Lebensmittel oder ihr Weg führt sie in die Hotellerie“, sagte Freitag.

Mehr als „nur“ Jobmessen

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich begeistert von dem Besuch. Und auch Björn Freitag freute sich, dass alle einen guten Einblick gewinnen konnten. Einen reinen Schulkurs hatte er bisher noch nie zu Gast in seiner Show-Küche. Auch die begleitenden Lehrkräfte sind von dem Ergebnis begeistert: „Es ist wirklich toll, dass die Kinder hier so viel selber machen durften und so wirklich die Arbeit kennenlernen“, sagte Sonja Johnson. Sogar den Abwasch mussten sie zwi- schendurch erledigen – eben wie in der echten Gastro-Küche. „Das ist genau das, was wir von der Wirtschaftsförderung mit diesem Projekt erreichen wollten. Wir möchten viel mehr Schnittstellen zwischen Schüler*innen und Unternehmen herstellen und Angebote schaffen, die über die üblichen Jobmessen hinausgehen“, erklärt Hans-Josef Bruns, Wirtschaftsförderer der Wallfahrtsstadt Kevelaer.