Seit über 25 Jahren berät Lothar Teeuwsen in Sachen „Rente“

Seit über 25 Jahren berät Lothar Teeuwsen als einer von zehn Versichertenberatern im Kreis die Menschen in Sachen „Rente“. Der Versicherungskaufmann und vierfache Familienvater wurde jetzt in Berlin von der Vertreterversammlung der deutschen Rentenversicherung in Berlin für weitere sechs Jahre in das Ehrenamt gewählt. Das KB sprach mit dem 57-Jährigen über seine Arbeit und die verschiedenen Aspekte von „Rente und Vorsorge“.

KB: Wie sind Sie an diese Aufgabe gekommen?
Lothar Teeuwsen: Ich war ja von 1975 bis 1978 bei der Deutschen Rentenversicherung tätig. Nach meinem Wechsel zur Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK wurde es mir als Ehrenamt angetragen. Es war damals ein Service der DAK, dass die Leute mit Rentensachen kommen. Ich hatte ja den Background. Das war 1991, und seitdem bin ich ununterbrochen Berater.

Wie und wo finden diese Beratungen statt?
LT: Das sind so in der Woche acht bis zehn Stunden. Ich berate hier zu Hause freitags von 16 bis 20 Uhr. Hinzu kommt als Service für meinen Arbeitgeber monatlich an einem Freitag eine Beratung für den Arbeitgeber in der Debeka-Geschäftsstelle. Der Termin wird auch in der Zeitung veröffentlicht und ist dann für zwei Monate ausgebucht. Da ich im Außendienst arbeite, kann ich das gut in den Arbeitsalltag integrieren.

Wie kommt der Kontakt mit den Leuten zu Stande?
LT: Das zuhause hier geht nur über Mundpropaganda, weil ich das schon seit über 20 Jahre mache. „Ich muss das mal langsam mit der Rente machen, da geh ich mal zum Teeuwsen“, heißt es da schon mal. Auch die Bestatter wissen, dass ich die Hinterbliebenenanträge aufnehmne, die melden sich bei mir. Das mache ich vormittags, dass ich zu den Leuten fahre. Da ich ja im Außendienst tätig bin, lässt sich das in den Arbeitsalltag integrieren.

Mit welchen Fragen kommen die Menschen zu Ihnen?
LT: Die meisten Menschen kommen entweder wegen Kontenklärung, dass Zeiten ungeklärt sind oder weil es rentennahen Jahrgänge sind. Diese wollen wissen, wann sie mit welchen Abschlägen in Rente gehen können. Und dann sind da noch die, die aus gesundheitlichen Gründen in Rente gehen müssen. Schul- und Studienzeiten werden nicht automatisch gemeldet. Die Kindererziehungszeiten kommen nicht automatisch rein. Oft müssen noch die Lehrzeit nachgemeldet werden oder die Auslandszeiten.

Woran liegt das?
LT: Der Arbeitgeber meldet ja die Beschäftigungszeiten, bis die Rentenversicherung mich anschreibt und sagt: „Guck mal dein Konto durch, da und da sind Lücken.“ Und bei Frauen besteht die Frage: „Sind da Kinder in der und der Zeit erzogen worden? Die Geburt wird an die Rentenversicherung gemeldet. Aber es ist nicht bekannt, ob die Frauen die Kinder drei oder zehn Jahre zuhause erzogen haben oder wird die Zeit dem Vater angerechnet, weil der zuhause geblieben ist. Es gibt halt Zeiten, da geht es nur mit der Hilfe des Versicherten.

Wie ist das mit den Personen, die früher in Rente gehen wollen?
LT: Die haben oft keine Lust mehr. Der Druck wird größer im Berufsleben. Es gibt immer mehr Leute, die kommen und sagen: „Ich komme gegen das Arbeit nicht mehr an.“ Wenn die Leute auf die 60 zugehen, überlegen sie: „Will ich wirklich bis 66 oder 67 Jahre arbeiten? Habe ich die Möglichkeit, vielleicht schon mit 63 aufzuhören? Was habe ich für Abschläge? Kann ich mir das leisten oder ab wann kann ich abschlagsfrei in Rente gehen?“
Dann gibt es noch die, die wegen Krankheit aufhören müssen, Krebs, psychische Erkrankungen oder Knochenbeschwerden.

Wieviele Beratungen machen Sie pro Jahr?
LT: Das sind rund 500 Beratungen im Jahr. Manchmal bin ich irritiert, wenn jemand kommt und sagt: „Ich bin ja bei Ihnen vor einem halben Jahr gewesen, wie war das noch?“ Dann antworte ich: „Ich hab pro Woche zehn Leute. Ich muss mal in die Unterlagen gucken.“

Welche Altergruppen besuchen Sie?
LT: Das geht so ab Mitte 30 aufwärts.

Ist das mit der Rente komplizierter oder einfacher geworden?
LT: Defintiv einfacher. Ich kann mehr online machen, die Leute brauchen nur die Rentenversicherungsseite aufrufen und einsehen. Früher hat man mehrere Anforderungen rausgeschickt, heute kann man sich die über die Internetseite holen. Wir sind aus der Zeit raus, wo man noch Versicherungskarten hatte.

Welche Ratschläge können Sie in Sachen „Vorsorge“ geben?
LT: Vorsorge ist nicht mein Thema. Da mache ich einen Cut, dann sage ich: „Ich komme als DBK-Vertreter zu Ihnen, das trenne ich konsequent.“ Das ist sonst heikel, als Versiherungsvertreter und dieses Ehrenamt. Das weiß ich aber klar zu trennen. Die Menschen bekommen ab 27 Jahren ihre erste Renteninformation. Nachdem sie fünf Jahre eingezahlt haben, erhalten sie die erste Info. Da sollten sie überlegen, ein zweites oder drittes Standbein für die Rente aufzubauen. Das spricht aber mehr der Versicherungskaufmann.

Kommen die Leute mit der Rente finanziell insgesamt noch klar?
LT: Die wenigsten Menschen sagen: „Ups, ich hab so wenig, ich weiß nicht, wie ich klar komme.“ Das deutet darauf hin, dass die Leute zu 90 Prozent damit klar kommen. Es gibt ganz Wenige, die da sitzen oder sagen, dass sie nicht klar kämen. Ich hatte mal jemanden hier sitzen, der sagte: „Das sieht ja gut aus. Da kommt noch was von der Firma, was mache ich mit dem Geld?“ Und ich sagte: „Ich kenne da einen Familienvater mit vier Kindern, der das gebrauchen kann.“ Da war dann Ruhe.

Gibt es aber auch schon mal den einen oder anderen Härtefall?
LT: Die gibt es auch. Da sage ich: „Du hast einen Anspruch auf Grundsicherung.“ Die hängt ja von der Familien- und Wohnsituation ab.

Wo gibt es konkrete Probleme?
LT: Probleme gibt es immer bei Scheidungen. Dann gibt es einen Versorgungsausgleich. In der Regel gibt der Mann die Rentenansprüche ab. Ihm fehlt das Geld. Sie bekommt es. Dann sind da noch die Frauen, die noch nicht voll gearbeitet haben. Da reicht der Anteil auch mal nicht voll zum Leben aus.

Kommt man da auch mal in die Verlegenheit, beide Ehepartner zu beraten?
LT: Das kommt selten vor. Aber ich sag, wie es geregelt ist, und fertig aus. Ich hab mich dann dazwischen gesetzt. Da kann ich keine Hinweise geben, da geht es nur um die Rentenansprüche, wie es mit dem Versorgungsausgleich dann läuft. Das läuft ja dann auch über das Familiengericht.

Wo gibt es denn häufiger Konflikte mit der Rentenversicherung?
LT: Die gibt es, wenn es um Erwerbsminderung geht und die Leute klagen. Da hört meine Arbeit aber auf. Dann verweise ich an den Sozialverband VdK, der hilft dann weiter. Ein Beispiel wäre, wenn jemand meint, mit seinen Knochenbeschwerden könnte er nicht mehr arbeiten und die Versicherung sagt, „aber leichte Arbeiten kannst Du noch.“ Oder eben bei psychische Krankheiten, die man nicht so gut packen kann. Ich nehme den Rentenantrag auf, schau mir die Unterlagen an. Den Rest macht die Rentenversicherung, die dann entweder Arztberichte einholt, zum Gutachen einlädt oder eine Kur genehmigt.

Was sind die heftigsten Situationen?
LT: Das ist bei Todesfällen und Leuten, die man gut kennt und die sagen: „Ich will jetzt alles regeln.“ Die sitzen bei mir und fragen: „Was passiert nach dem Tod?“

Wie wird sich die Zukunft der Rente entwickeln?
LT: Die Jahrgänge, die jetzt in Rente gehen, kommen damit aus. Alles danach ist pure Spekulation, das kann ich jetzt nicht beurteilen. Aber nur auf die gesetzliche Rente zu gucken, das wird knapp im Alter, da sollten die jüngeren Leute schon gucken. Jungen Frauen, die auf 450-Euro-Basis arbeiten, rate ich: „Auf jeden Fall aufstocken.“ Ich darf ja dann vollwertigen Beitrag bezahlen. Der Arbeitgeber zahlt 15 Prozent in die Rentenkasse ein. Es fehlen noch 3,6 Prozent. Das kann man sich vom Lohn abziehen lassen, dann fließt ein vollwertiger Beitrag in die Kasse ein. Da habe schon mal ein bissschen was getan.

Wie lange wollen Sie dieses Ehrenamt noch ausüben?
LT: Ich bin ja gerade für sechs Jahre gewählt. Ich werde das sicher auch als Rentner weiterführen und in sechs Jahren wieder zur Wahl stehen. Das hängt natürlich von der Gesundheit ab. In fünf Jahren bin ich Rentner, ich hab dann meine 45 Jahre zusammen.