Ringen um die Zukunft der Plätze

Sowohl Gregor Kauling als Wallfahrtsrektor als auch Bürgermeister Dominik Pichler freuten sich über den regen Zuspruch im vollbesetzten Petrus-Canisius-Haus.
„Das zeigt, dass das Ihnen ein Herzensanliegen ist wie uns allen“, erinnerte Pichler an den bescheidenen Start vor ein paar Monaten im Petrus-Canisius-Haus. „So können wir in einen regen Austausch miteinander einsteigen“, unterstrich Kauling.

„So stelle ich mir Bürgerbeteiligung vor“, ging Pichler in seinem Eingangsstatement nochmal auf den Sinn der ganzen Aktion ein. „Warum unterhalten wir uns über die drei Plätze? Ist doch schön hier“, ging er auf die Perspektive der Erneuerung ein, die auch mit den Förderungen für die bessere Barrierefreiheit zu verbinden ist.

Und er rekapitulierte die Entwicklung vom „ersten spärlich besetzten Workshop“ im Januar mit dem Planungsbüro bis zu dem Projektbeirat, wo Pichler von dem „einhelligen Votum“ von Verwaltung und Politik sprach, dass die Bäume am Luxemburger und am Kapellenplatz möglichst erhalten werden sollen.

„Es ist mir unverständich, dass soviel Wirbel in den sozialen Medien gemacht wurde, weil das Ergebnis dort so eindeutig war und der Eindruck vermittelt wurde, es wäre nicht so gewesen. Die Fraktionsvorsitzenden haben alle gesagt, was sie davon halten“, entgegnete er einem von einem Bürger dazu erhobenen Widerspruch. „Dann hätten sie besser aufpassen müssen. Dass sie das anders sehen, ist ihr gutes Recht“, wurde er dabei sehr deutlich.

Es habe danach weitere Treffen mit dem Kirchenvorstand und der Kommunalpolitik gegeben – zuletzt vergangene Woche. Den Ausfluss dieser Beratungen sehe man jetzt.
Danach war es Stephanie Janning als Projektleiterin und stellvertretende Abteilungsleiterin des Planungsbüros IPW Wallenhorst vorbehalten, ausführlich zunächst auf die Situation der Bäume einzugehen und dann die Perspektive für die drei Plätze zu beschreiben. Sie bekam eine Menge Gegenwind. Ihre ersten Planungen seien „ohne Gefühl für Kevelaer“ aufgelegt worden, es fehle „eine Vision für Kevelaer“. Einmal wurde sie sogar noch persönlich angegangen. „Es kann nicht sein, dass Sie mir unterstellen, dass ich lüge“, musste sie sich vehement verteidigen.

Sie machte deutlich, dass von den 95 Bäumen nur diejenigen beseitigt werden sollen, die verkehrsgefährdend sind – einer am Luxemburger Platz und vier am Kapellenplatz, die einem schlicht „auf den Kopf fallen“ könnten, wie es der Bürgermeister plastisch ausdrückte.
Dazu sollen noch weitere am Johannes-Stalenus-Platz kommen, wie eine kleine Esche dort oder auch die beiden „wirklich schönen“ Kirschbäume, wie sie selbst zugestand, wo man Kirschbäume oder ähnliche Bäume an der gleichen Stelle einpflanzen sollte. „Die könnten da dann 80 Jahre alt werden“, äußerte sie gegenüber dem KB später.
Die Bäume seien an dem Platz teilweise krumm und schief. „Die Maßgabe ist hier, da durchaus was zu verändern, weil die Bäume außer der Platane abgängig sind“, sagte Bürgermeister Dominik Pichler.

Dass möglichst alle Bäume „erhalten werden sollen, hab ich ganz klar verstanden“, machte Janning deutlich. „Aber die Baustandorte sind zurzeit in einem miserablen Zustand. Sie haben kaum Platz, sich zu entfalten.“ Und es handele sich um einen dynamischen Prozess, der immer wieder überprüft werden müsse.

Die Baumscheiben seien „extrem klein und verdichtet, weil sie zum Teil befahren werden wie in der Busmannstraße, um den Altbauten auszuweichen. Dazu komme noch das ständige Begehen.

Die Möglichkeiten, den Bäumen mehr Lebenraum zu geben, seien relativ vielfältig. „Um sie zu erhalten, ist es wichtig, den unverdichteten Bereich zu vergrößern, zu lockern und die Bäume tief zu belüften, zu düngen und sie möglicherweise zu gießen im Sommer.“
Wenn möglich, sollte man das so machen, „dass man große, offene Baumscheiben hat, wo keiner drüber geht.“ Das sei aber am Kapellenplatz „illusorisch, weil dort der Platz einfach auch gebraucht wird und sonst der Bewegungsraum einfach zu stark eingeschränkt würde.“

Sie schlug vor, durch Roste die Baumscheiben vor Verdichtungen zu schützen. „Das schwebt sozusagen über den Wurzeln drüber. Wenn man die vorher gelockert hat“, könne man die Wurzeln lüften, düngen und so sinnvoll pflegen. „Wenn man so große Roste aber überall hätte, sähe das unschön aus.“ Man benötige also eine Kombination mit gepflasterten Baumscheiben. So könne man auch eine durchgängige Begehbarkeit erreichen.

Die Diskussion zeigte ein differenziertes Bild. Matthias Werth bezeichnete das „Festhalten an den Bäumen für die Kreativität“ bei der Gestaltung der Plätze als „tödlich.“
Jutta Pesch vom „Goldenen Apfel“ beschwerte sich über die geplante „Autobahn“ entlang des Kapellenplatzes, wenn die großen Kübel dort wegfallen. „Das ist eine Verschlechterung der Lage“, warb sie vehement für die Außenbestuhlung in dem Bereich – auch angesichts der älter werdenden Geschäftsleute und der Notwendigkeit, „neue Geschäftsleute an den Kapellenplatz zu locken.“

Gregor Kauling war wichtig, dass die Plätze ihre Transparenz und Durchlässigkeit behalten. „Das kirchliche Zentrum soll nicht abgeriegelt wirken“, meinte er. Der Kapellenplatz habe viel Charakter und lebe von den Blickbeziehungen. Das müsse erhalten bleiben.

Die Gäste konnten auf drei verschiedenen Karten Anregungen und Fragen zu den drei Plätzen notieren, die auch in die Debatten von Kirche und Verwaltung mit einfließen sollen. Am 10. Juli sollen im Stadtentwicklungsausschuss Eckpunkte für die Gestaltung der Plätze beschlossen werden. Im Spätsommer oder Herbst soll dann eine weitere Bürgerversammlung mit dem Entwurf der Planung folgen. Der notwendige Förderantrag soll dann Ende des Jahres eingereicht werden.