Lebensperspektiven für die Kinder schaffen

Seit 2015 führt der Weg von Hans-Herman Pieper und seiner Frau Annemarie für die Stiftung „Aktion pro Humanität“ nach Afrika. Vor einigen Wochen waren sie mit einem medinizischen Team zum dritten Mal in den Benin gereist.
„Man trifft dort so viele Menschen und es passiert so viel Zwischenmenschliches“, schildert Anne­marie Pieper ihre Eindrücke.  Auch wenn sie das Gefühl hat, das ist vielleicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sei, wäre das Bisschen, was man tun könne, doch sehr erfüllend.  Allerdings sei es schon „sehr strange“, wenn sie nach so einer Reise in ihren Job auf der Intensivstation mit Hightech-Geräten zurückkehre.
Der Antrieb zu der Arbeit ist für Hans-Herman Pieper ganz einfach: „Man wird Arzt, weil man sowas wie ein Helfersyndrom hat. Als Kinderarzt ist das nochmal anders.“So hat der 50-Jährige auch schon „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt hat: „Als Arzt hat man  wenig Möglichkeiten, sowas zu realisieren. Das Feld hier ist so unbeackert, da kann man noch was erreichen.“
In dem von der Stiftung aufgebauten Krankenhaus in Gohomey behandelten sie eine Woche lang Kinder und loteten dabei die Möglichkeiten aus, wie man vor Ort eine Fachabteilung für Pädatrie (Kinderheilkunde) aufbauen kann. Die Vorsitzende der „Aktion pro Humanität“ begrüßt diese Absicht, Elke Kleuren Schryvers, nachdem die Chirurgie und die Radiologie vor Ort gewachsen seien. Schließlich seien 50 Prozent der Menschen in Afrika unter 18 Jahre alt. Und somit auch gut die Häfte aller Patienten in Krankenhäusern.  Zumal es in der unmittelbaren Nähe in der Region Mono/Couffo so eine Einrichtung  nicht gäbe: „Das ist wichtig, um Kindern eine Perspektive zu verschaffen, genauso wie den Jugendlichen eine Ausbildung.“
Man wolle das Haus, das bisher als Kinderkrippe genutzt wurde, aber dafür einfach zu groß sei, dafür baulich umrüsten. Dazu müsse man das spezifische Fachpersonal vor Ort noch ausbilden, hofft sie, dass die dortige Kinderärztin ihre Ausbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde recht bald abschließen kann: „Der Umbau soll in der zweiten Jahreshälfte losgehen.“
Kinder hätten in Afrika eine ganz andere Lobby, lautet die Erfahrung des Xantener Arztes, der in  Moers praktiziert. „Die  Geburtenrate liegt bei acht bis zehn Kindern. Fünf davon überlebten in der Regel. Es gibt weniger Geburtenkontrolle. Viele sterben als ganz kleine Kinder. Da haben die Eltern einen ganz anderen emotionalen Bezug.“
Dazu komme, dass es keine soziale Absicherung. Das müssten die Eltern komplett entrichten. „Die Eltern müssen immer überlegen, ob man die eigene Familie versorgt- oder mit dem Geld das Kind behandelt“, laute oft die grausame Alternative. Oder es würde in der Kinderkrippe landen.

Hans-Hermann Pieper hilft Kindern in Afrika.


Die Krankheitsbilder ließen sich in drei Kategorien einteilen: Frühgeborene, für die es einen eigenen Bereich aufgrund der Hygiene und der Technik geben soll, mangelernährte  Kinder und allgemeine Krankheitsbilder von Malaria über Lungen- und Mittelohrentzündungen bis zu Brandwunden.
„Weil die Behandlung viel Geld kostet, kommen viele gar nicht“, sagt Pieper. Deshalb wolle man versuchen, die Behandlungen unabhängig von den Erwachsenen und ihrem Geldbeutel zu gestalten, so Elke Kleuren-Schryvers.
Das ganze Projekt sei aber so schon eine Herausforderung: Auch ohne den Umbau, nur mit der Beschaffung notwendiger technischer Ausrustung und Möbel, liegt man nach Kleuren-Schryvers Schätzung schon bei rund 70.000 Euro, die man aus Spenden generieren muss.
Da mache man laut Pieper schon Abstriche: „Wir sind da auf der Suche nach guten, auch gebrauchten Sachen.“ So könne man zum Beispiel kein hochdifferenziertes Atemschutzgerät, sondern eher eine einfache Atemhilfe mitnehmen, die auch vor Ort einsetzbar wäre.
Er sei schon in seinen vier Partner-Universitätskliniken unterwegs und knüpfe Kontakte. So braucht er unter anderem Wärmebetten, Lampen zur Behandlung für Neugeborene, Infusions- und Beatmungsgeräte. Aber alles habe seinen Preis. „Wir planen selbst, zehn Spritzenpumpen anzuschaffen“, sagt Pieper. Allein die kosten pro Stück schon gut 2.000 Euro.