Kevelaerer Stab für „außergewöhnliche Ereignisse” tagt täglich

Sowas hat auch Ordnungsamtschef Ludger Holla in seiner 34-jährigen Tätigkeit bei der Stadt Kevelaer noch nicht erlebt: Zum ersten Mal sei der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ einberufen worden. Außer dem Bürgermeister Dominik Pichler und ihm gehören diesem Stab Mitarbeiter des Ordnungsamtes, der zentralen Dienste der Stadt und je nach Bedarf anderer relevanter Ämter, Gruppen und Organisationen an. Gerade seien dies etwa das Jugendamt für die Besprechung der Notgruppen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen in schul- und kitafreier Zeit gewesen, oder die Stadtwerke, bei denen die Spielplätze in Kevelaer organisatorisch angesiedelt sind und mit denen eine praktische Lösung für deren angekündigte Schließung besprochen werden musste, erklärt der Bürgermeister. „Wir tagen täglich und nach Bedarf“, sagt Holla.

Aufgabe des Stabes ist es, intern die Funktions- und Geschäftsfähigkeit der Verwaltung aufrecht zu erhalten sowie externe Maßnahmen zu beschließen und zu veröffentlichen. Bedarf ergibt sich in Zeiten der Pandemie häufig, Pichler verweist auf die Leitlinien der Bundesregierung, die dann in Erlasse der Landesregierung umgesetzt würden. Dann könnten die Kommunen eigentlich reagieren – doch eine Solo-Lösung mache in diesen Zeiten wenig Sinn, sagen Bürgermeister und Ordnungsamtschef.

Der Bürgermeister steht daher in engem Kontakt mit seinen Amtskollegen im Kreis. Pichler: „Das führt doch bei den Bürgern zu Unverständnis, wenn wir anders handeln als beispielsweise Geldern oder Weeze.“ Das sei auch der Grund, warum die Stadt nicht mit Scheuklappen vorpresche und und Maßnahmen anordne – was sie rein rechtlich durchaus tun könnte.

„Eine kreisweite Koordinierung wäre hilfreich”

Auch der Landrat habe noch ein Wörtchen mitzureden, sagt Pichler, denn die Kommunen hätten keine eigenen Gesundheitsämter. Und das Kreisgesundheitsamt sei natürlich eine gefragte Größe bei der großen gesundheitlichen Komponente der derzeitigen Lage. „Wir sind aber eine reine Ordnungsbehörde.“ Er plädierte deshalb am Dienstag dafür, im Kreis einen Krisenstab nach BHKG (Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz) einzurichten. „Eine kreisweite Koordinierung wäre hilfreich.“

Wie kann man sich über die von der Stadt beschlossenen Maßnahmen informieren? Ludger Holla verspricht, die aktuellen Informationen auf der Homepage der Wallfahrtsstadt Kevelaer (www.kevelaer.de/de/aktuelles/eindaemmung-der-coronapandemie/) zeitnah zu veröffentlichen. Holla: „Die Lage ist ernst. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir sie durch die Maßnahmen in den Griff bekommen.“

Es gehe derzeit hauptsächlich darum, die gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Krise in den Griff zu bekommen, sagt Dominik Pichler: „Wenn die Fallzahlen nicht exponentiell steigen, haben wir schon gewonnen.“ Dass die wirtschaftlichen Folgen eklatant und „für manche auch existenzbedrohend“ sein werden, weiß auch der Bürgermeister. Doch er will angesichts der möglichen gesundheitlichen Ausmaße der Pandemie keinesfalls die Zahl von Menschenleben oder Todesfällen wirtschaftlichen Daten gegenüberstellen. Und er lobt die Kevelaerer: Sie reagierten überwiegend besonnen auf die Corona-Krise und die beschlossenen Maßnahmen. Und er hofft, dass dies so bleibt, denn „wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange“ dieses Katastrophenfalls.