Hendriks Albtraum

Positiv – Negativ. Mit diesen beiden Reizwörtern könnte man derzeit auch unser aktuelles Leben in Kevelaer zusammenfassen. Wobei wir lernen mussten, dass „positiv“ durchaus negativ sein kann. Also kann ich es erstmal aufgeben, nach Themen zu suchen, die außerhalb dieser beiden Vokabeln liegen könnten.

Und was gäbe es zurzeit in Kevelaer alles zu bedenken, zu diskutieren und zu beratschlagen. Aber man kann es drehen und wenden, wie man will, jedes Gespräch, jede Überlegung dreht sich immer wieder um dasselbe Thema mit dem großen Buchstaben „C“, also um etwas eigentlich Negatives.

Was hat z.B. der Peter-Plümpe-Platz damit zu tun? Er verfolgt mich als eingefleischten Kevelaerer bis in meine Träume. Und dass letztens auch noch ein richtiger Albtraum daraus geworden ist, aus dem mich meine Mechel gottlob geweckt hat, sei hier berichtet: Ich sah es also vor mir, dass man scheinbar zur Umgestaltung des P-P-P eine positive, sprich, beinahe allgemeinverträgliche Lösung gefunden hatte; aber kein Albtraum spielt sich ohne unüberwindbare Hindernisse ab:

Noch bevor es mit dem Platz losgehen konnte, erschien mir zum aktuellen C-Problem, das den Anfang der Bauarbeiten erheblich verzögern kann, ein weiteres, das auf den Platz und auf mich zukam: Die Kirmes stand vor der Tür. Unsere „Gemeinsame“ sollte zum Problem werden?

Neue Überlegungen standen plötzlich an: Wer werden die Beschicker sein? Wie viele von ihnen dürfen ihr Fahrgeschäft, ihre Buden aufbauen? Wie viele Menschen lässt man auf den Platz? Ist die Kirmes eine Großveranstaltung zu nennen, die man nie mehr, wirklich nie mehr genehmigen kann? Und noch mehr Fragen türmten sich auf, zum traditionellen Umzug zum Beispiel oder zum Festzelt und so weiter….

Segg, Mann, word es wacker! Mechel hat wohl gemerkt, dass ich mich mit irgendwelchen Problemen herumgewälzt habe und rüttelt mich wach. „Sij’e dann noch wis, so eröm te knoje!“ Jetzt bin ich auf einmal hellwach. Was habe ich da für einen Quatsch geträumt? Bin ich jetzt auf einmal auch von der allgemeinen Lockerungswut befallen, dass sie mir solche Träume beschert?

Trotz tiefster Nacht fängt mein Denkapparat wieder an zu arbeiten: Was ist für die Gesundheit wichtiger: ein Volksfest, wenn auch seit 100 Jahren traditionsbehaftet, oder das Weiterführen einer bisher gut funktionierenden Disziplin? Das bedrohliche, aktuelle Problem muss man doch erst mal beherrschen (können), bevor man in das Leben vor Corona zurückkehren kann (will man das wirklich?). Die umgekehrte Reihenfolge scheint mir mehr als riskant, beinahe unverantwortlich.

Mechel schüttelt den Kopf über meinen Albtraum und meint: „Nauw rägt ow mer ni op, se hebbe doch alles bes hoß in dän Härs affgebloase. Schloap ma gerust wier, onse Börgermäster sall et wäll ducke.“

Euer Hendrick