Der Busman

Meine Straße – Teil II

Jetzt ist erstmal ein „posthumer“ Dank fällig an die Stadtoberen, die nach WK II auf die gute Idee kamen, die ehemalige Küstereistraße in Busmannstraße umzutaufen. Vorher hieß sie zwölf Jahre lang „Hindenburgstraße“.

Nach einem Blick auf die erwähnte „Süße Ecke“ verfolge ich meinen Weg zurück auf der gegenüberliegenden Seite. Da war doch mal was am Giebel von Sinsbeck: Die goldenen Buchstaben waren zeitweilig verschwunden und durch grüne ersetzt worden. Jedenfalls hat das nicht allzu lange gedauert und sie kamen wieder in Gold zurück.

Bereits 1934 gründete die Familie Heystermann nebenan ebenfalls ein Schuhgeschäft, baute neu, renovierte und erweiterte mehrmals. Somit habe ich für meine armen Füße Auswahl satt auf meiner Straße. Wenige Schritte weiter in Richtung altes Rathaus muss ich wieder an die damalige Bewohnerin im Haus Nr. 29 denken. Ich stehe nämlich, mich gut 60 Jahre rückwärts erinnernd, beim Fotogeschäft Tebartz. Mie (Maria) Tebartz war eine sehr gute Freundin ihrer Nachbarin von gegenüber, Sie wissen schon, Nr. 29. 

Was die zwei bei ihren langen Gesprächen an Zigaretten „verpöfft“ haben, ließ wohl im Lebensmittelgeschäft Linssen nebenan oft die Kasse klingeln. In diesem Lebensmittelgeschäft soll auch ein Lehrer der damaligen Marktschule Kunde gewesen sein, zumindest indirekt. Er schickte oft einen seiner Schüler rüber, um Schoko-Linsen einzukaufen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Nun stehe ich vor der Volksbank und mir fallen u.a. Liebesschmöker und Karl May-Bücher ein: An der Stelle neben dem alten Rathaus hat es mal in den 1950ern und auch noch teilweise in den 60ern eine kleine Treppe gegeben, deren paar Stufen zu einer kleinen Leihbücherei führten. Die Volksbank kannte man damals noch unter dem Namen „Spar- und Darlehenskasse“ auf der Marktstraße, später übernahm die DAK die Räumlichkeiten.

Zurück zu der Leihbücherei und ihrer Inhaberin, Frau Paessens (Schreibweise des Namens hoffentlich korrekt, der richtige Vorname Johanna ebenso?). 

Nun ist auch mal ein Wort zu Erinnerungen allgemein angebracht:

Sie sind immer subjektiv gefärbt, haben auch oft Lücken, dem eigenen privaten Gedächtnis geschuldet. Daher werden Sie, liebe/r Leser*in, viele Ergänzungen finden können. Eine ähnlich gemütliche Leihbücherei gab es parallel auch auf der Venloer Straße. Beide sind leider seit Langem Geschichte. Aber heutzutage wissen wir ja die Canisius-Bücherei zu finden – auf, na ja, an meiner Straße natürlich!

Zum Schluss bin ich am alten Rathaus angelangt, dem Schatzkästchen aus dem Jahre 1903. Es ist zwar in die Jahre gekommen, hat viele Einrichtungen und Büros an den „1970er-Bau gegenüber“ abgegeb müssen, aber es bleibt mein Rathaus – und wo liegt es?  Natürlich an meiner Straße!

Ich grüße herzlich die Menschen, die heute dort leben und arbeiten, kann sie natürlich nicht alle mit Namen erwähnen; und erinnere mich sehr gerne an manche Gesichter „von früher“ auf meiner Straße. 

Euer Hendrick