Hochzeit planen trotz Covid-19?

Es sollte der schönste Tag im Leben vieler Paare werden: der Hochzeitstag. Doch die Planungen für dieses besondere Ereignis werden für viele Paare während der Corona-Krise aktuell zum Albtraum. Wird die Hochzeit stattfinden können? Müssen wir ohne Gäste feiern? Bleiben wir bei einer Absage auf den Kosten sitzen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich angehende Brautpaare derzeit. Patricia J. ist als freie Traurednerin tätig und steht den Paaren mit Ratschlägen zur Seite. Im Interview mit dem KB spricht sie über mögliche Alternativen zur klassischen Trauung und  gibt Ratschläge, worauf die Paare bei einer Absage oder Verschiebung der Trauung achten sollten.

Wie erleben Sie als Traurednerin aktuell die Stimmung bei den Hochzeitspaaren?

Man merkt eine ganz, ganz große Verunsicherung. Die Vorfreude vieler Paare ist verflogen, stattdessen hängen sie in der Luft. Das liegt vor allem daran, dass es im Moment keine bundesweiten Regelungen für Trauungen gibt: Was ist erlaubt, was nicht? Für viele Paare tritt auch eine wesentliche Frage mehr und mehr in den Vordergrund: Selbst wenn es erlaubt sein sollte, unsere Trauung im Sommer zu feiern, wollen wir das dann überhaupt unter den Voraussetzungen? Die meisten haben verstanden, dass ihre Hochzeit wahrscheinlich mit gewissen Einschränkungen verbunden sein wird. Ein Paar hat mir auch von der großen Angst berichtet, am Ende mit ihrer Feier vielleicht verantwortlich zu sein, wenn nach der Hochzeit jemanden an Covid-19 versterben sollte. Da sind schon große Ängste im Spiel. Es gibt natürlich auch Paare, die noch relativ entspannt sind – das sind dann die, die im Spätsommer/Herbst heiraten würden. Aber im Allgemeinen ist die Verunsicherung schon sehr, sehr groß.

Auch auf dem Standesamt machen die Paare derzeit keine schönen Erfahrungen:  Eine Hochzeit alleine, maximal mit den Trauzeugen, teilweise hinter Plexiglas, mit Mundschutz verhüllt und auf die Hälfte der normalen Trauzeit reduziert – so stellt sich kein Paar den romantischsten Tag in seinem Leben vor. Viele schätzen besonders den Moment, vor ihren Liebsten „Ja“ zu sagen. Das fällt alles weg. Paare, die eigentlich nur standesamtlich heiraten wollten, fragen aus diesem Grund derzeit verstärkt bei freien Traurednern an, ob nicht doch eine kleine Trauung vor den Liebsten in diesem Jahr möglich sein könnte – quasi, um den romantischen Moment nachzuholen.

Gesetzlich ist es aktuell nicht so richtig geregelt. Leider können auch die Ordnungsämter im Moment keine verlässlichen Prognosen für den Sommer stellen, dennoch rate ich den Paaren, sich beim Ordnungsamt der Gemeinde zu erkundigen, in der die Hochzeit stattfinden soll.

Viele Paare haben sicher auch Angst, die Hochzeit vorzeitig abzusagen und dann festzustellen, dass die Feier doch hätte stattfinden können.

Ja, viele haben das Gefühl: Wie sie es machen, können sie es eigentlich im Moment nicht richtig machen und das ist natürlich der allgemeinen Situation geschuldet. Deswegen rate ich meinen Brautpaaren im Moment, sich vorsorglich einen Plan B zu überlegen. Das gibt ihnen etwas Kontrolle zurück und das Gefühl, in dieser Situation wenigstens irgendetwas tun zu können. Die finale Entscheidung über Plan A oder Plan B zu fällen, empfehle ich ungefähr sechs Wochen vor der Trauung. Und solange würde ich mir das auch immer offen halten, sonst ist die Enttäuschung umso größer, wenn die Trauung doch hätte stattfinden können.

Was raten Sie den Paaren, die sich mit ihrer Entscheidung noch unsicher sind?

Auf jeden Fall Ruhe zu bewahren und sich auch darauf zu besinnen, worum es eigentlich bei der Hochzeit geht. Und da geht es natürlich um die Liebe zwischen dem Brautpaar. Mit dem Plan B in der Tasche fällt es vielen Paaren auch leichter, die Unsicherheit bis zum Sommer auszuhalten. Ein Plan B könnte zum Beispiel sein, einen anderen Termin zurechtzulegen. Dazu würde ich empfehlen, eine Rangliste der involvierten Dienstleister zu erstellen und abzufragen, wie es mit Alternativterminen aussieht. Und dann muss die Entscheidung getroffen werden: Auf welchen Dienstleister wollen wir auf keinen Fall verzichten, für welchen würden wir notfalls auf einen Wochentag oder einen Sonntag ausweichen?

Einige Paare freunden sich im Moment auch mit einer Winterhochzeit an. Das hat den Vorteil, dass die Dienstleister möglicherweise auch an den Wochenenden noch Kapazitäten haben und keine Umbuchungskosten berechnen. Ich sage auch: Keine Angst vor solchen Terminen. Die Gäste werden sich unter diesen Voraussetzungen ganz sicher Zeit nehmen für das Brautpaar.

Eine Absage birgt auch finanzielle Risiken. Wer trägt die Kosten einer Verschiebung?

Viele Dienstleister zeigen Kulanz: Für Dienstleistungen, die innerhalb von 2020 verschoben werden, werden oft keine zusätzlichen Gebühren berechnet. Manchmal wird eine kleine Aufwandsentschädigung verlangt. Anders sieht es für Paare aus, die mit einem Termin in der nächsten Hochzeitssaison 2021 liebäugeln: Ein neuer Wochenendtermin in der Hochsaison von Mai bis Oktober kommt nicht selten einer neuen Buchung gleich. Was zunächst wenig entgegenkommend klingt, muss man sich so erklären: Hochzeitsdienstleister verdienen ihr Jahreseinkommen an einigen wenigen Wochenenden im Jahr. Eine kostenlose Übertragung auf die nächste Saison kommt dem Entfall eines gesamten Jahreseinkommens gleich. Aber auch das regeln die meisten Dienstleister so, dass es für beide Seiten mit möglichst wenig Schmerz verbunden ist. Ich berechne beispielsweise 20 Prozent Aufschlag für einen komplett neuen Termin im Sommer 2021, was von den Paaren sehr positiv aufgenommen wird. Man kann alternativ auch auf Termine im März oder April 2021 gehen oder auf einen Freitag.

In den Verträgen mit den Dienstleistern sind außerdem Storno-Bedingungen geregelt. Diese gelten auch in Coronazeiten. Einzige Ausnahme: Wenn zum Beispiel die Location aufgrund einer gesetzlichen Regelung nicht öffnen darf, muss das Brautpaar auch nicht zahlen. Der Dienstleister kann seine Leistung nicht erbringen. Ich rate den Brautpaaren auf jeden Fall, offen und verständnisvoll auf die Dienstleister zuzugehen – genauso wie die Dienstleister das mit den Brautpaaren derzeit auch machen. Prinzipiell ist es für die Paare die teuerste Variante, komplett abzusagen. Denn ohne gesetzliche Grundlage erfolgen Stornierungen aus eigenem Ermessen der Brautpaare – und die AGBs greifen regulär.   

Um diese Umbuchungen und eine verschobene Hochzeit zu umgehen, halten einige Paare aktuell trotz der Corona-Krise an ihrem ursprünglich geplanten Hochzeitstermin fest. Was gibt es denn für Corona-gerechte Alternativen zur großen Feier?

Einige Anpassungen an der ursprünglich geplanten Feier wird es sicherlich geben müssen. Ich rate Paaren, sich schon einmal vorsorglich die Gästeliste anzusehen und eine Entscheidung zu treffen: Sollten Hochzeiten bis zu einer gewissen Personenanzahl erlaubt sein, wären wir dann bereit, Gäste aus dem weiteren Bekanntenkreis wieder auszuladen, damit die Trauung stattfinden kann? Dafür werden viele sicher Verständnis haben. Zudem hängen Hochzeiten ja in der Regel davon ab, ob die Location, etwa das Hotel oder Restaurant, wieder öffnen darf. Hier kann sich das Paar fragen, ob eine Alternative vielleicht eine schöne Gartenhochzeit sein kann. Das bietet Unabhängigkeit von einer Location.

„In“ sind seit vergangenem Jahr auch sogenannte „Elopement Hochzeiten“ – das ist Englisch und bedeutet so viel wie „fliehen“ oder „durchbrennen“. Einige besinnen sich derzeit auf sich selbst zurück und können sich vorstellen, eine solche ganz intime Feier nur zu zweit oder im engsten Kreis durchzuführen. Sie planen dafür, wegzufahren, an einen Ort, der dem Paar etwas bedeutet. Man kann ans Meer fahren, wandern gehen, ein Picknick machen. Natürlich kann man zusätzlich noch über eine Feier im kommenden Jahr nachdenken, um das Trauversprechen nochmal vor Gästen zu wiederholen.

Es gibt auch Dienstleister, die Live-Streaming-Optionen anbieten. So kann man die Hochzeit für alle, die nicht dabei sein können – wenn zum Beispiel Risikopatienten nicht kommen können – live streamen oder aufnehmen. Ganz hoch im Kurs ist aktuell auf jeden Fall das Thema „im Freien sein“. Die Paare können sich auch überlegen, eine Art freie Trauung mit ihren Freunden selbst zu gestalten. Das kann man sehr persönlich gestalten – mit guten Wünschen der Freunde an das Paar, Geschichten aus dem Leben des Paares und traditionellen Hochzeitsspielen. Viele versuchen, sich darauf einzustellen, das Beste aus der Situation zu machen.

Worauf sollten Paare achten, wenn sie sich doch dazu entscheiden, die Hochzeit zu verschieben?

Die Paare sollten alles abwägen, kalkulieren und mit allen Dienstleistern sprechen, damit sie eine Basis haben, auf der sie besser entscheiden können. Vielleicht merkt man dann auch, dass die Sachen, die sie einem anbieten, gar keine schlechten Alternativen sind. Es ist auch eine Typfrage: Sind wir grundsätzlich Menschen, die mit der Ungewissheit und einem Plan B bis kurz vor knapp leben können, oder wollen wir von Anfang an Klarheit und verschieben lieber gleich? Und am Ende würde ich es natürlich auch von dem Gefühl abhängig machen, ob man sich die Trauung mit gewissen Einschränkungen vorstellen kann. Kann ich es mir zum Beispiel vorstellen, auf meiner Hochzeit einen Mundschutz zu tragen? Oder kann ich mir vorstellen, notfalls Leute auszuladen? Paare sollten außerdem abschätzen, welchen Wert die Atmosphäre für sie hat. Man freut sich am Ende nur über das beste Essen und das schönste Kleid, wenn auch die Stimmung auf der Feier entsprechend ist.

Das Interview führte Elena Gavriil.

Infobroschüre

Patricia J. hat für angehende Hochzeitspaare eine Infobroschüre zusammengestellt mit Ratschlägen und Informationen zum Thema „Trauungen während der Corona-Krise“. Auf zehn Seiten berichtet die freie Traurednerin aus ihrer Erfahrung und gibt Tipps für die Planung in dieser ungewissen Zeit. Wer Interesse an der Broschüre hat, kann sich per E-Mail unter dietraurednerin@outlook.de melden. Sie lässt den Interessenten dann die entsprechende PDF-Datei zukommen.