Erst Fakten schaffen, dann planen

Liebe Mitkevelaerer, wer von Euch hat seine Wohnung auch so eingerichtet: Erst mal fürs Kinderzimmer die Möbel aussuchen, dann dort den Teppich verlegen. Für den Flur die Fliesen aussuchen und Topfpflanzen aufstellen. Dann noch ein Konzept für die Modernisierung der Wohnküche überlegen und – ganz zum Schluss – sich Gedanken über eine einheitliche Gestaltung der Wohnung, Stilvorgaben für Wand- und Bodengestaltung machen? Wenn für viele Details schon unabhängig von einander Fakten geschaffen sind? Vermutlich niemand, denn das kann nur in die Hose gehen.
Genau so machen es aber unsere Stadtverantwortlichen. Die Pläne für den Mechelner Platz samt Wegen, Aufteilung und Spielgeräten ist beschlossen. Der Plan für die Neugestaltung der Hauptstraße steht im Wesentlichen, selbst das Pflaster ist faktisch vorentschieden. Für den Kapellenplatz gibt es ebenso ein Konzept wie die Marschrichtung für die Umgestaltung des Forum Pax Christi.
Und jetzt präsentiert die Stadt der Politik und auch der Öffentlichkeit den „Masterplan historischer Ortskern und öffentlicher Raum in Kevelaer“. Jetzt, wo wesentliche Orte der Innenstadt im Wesentlichen schon abgehandelt sind, folgt das Gesamtkonzept? Ich glaube, die Wohnungen unserer Stadtplaner möchte ich nicht von innen sehen. Vielleicht verliert das Ganze ein wenig von seiner Absurdität, wenn man sich klar macht, dass der „Masterplan“ faktisch „Leitlinien und Gestaltungshinweise“ geben soll, mehr nicht. Wer in den nächsten Monaten, teils öffentlich gefördert, eine Fassadensanierung plant, erhält so eine modernisierte Schrift an die Hand, die die teils veralteten Denkmalsbereich- und Gestaltungssatzungen ablöst.
Blöd nur, wenn die Sanierung der öffentlichen Flächen diesem Masterplan nicht folgt, weil diese Beschlüsse unter dem vermeintlichen Zeitdruck der Antragsfristen für eine Förderung längst gefallen sind.
Und überhaupt: Ob die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss dem „Masterplan“ zustimmen – oder vielleicht gar nichts davon halten und eine Überarbeitung fordern – entscheidet sich erst am 29. Juni um 18.30 Uhr im Ratssaal. Die Sitzung ist öffentlich. Also schaut gerne mal vorbei, wie die Verwaltung unser aller „Wohnung“ einrichtet.
Euer Hendrick