Großveranstaltungen bis Ende August abgesagt
Eine genaue Festlegung der Teilnehmerzahl einer „Großveranstaltung“ seitens des Landes gebe es immer noch nicht, erklärte der Kevelaerer Verwaltungschef Dominik Pichler am Montagmittag. Dennoch gehe aus den Anordnungen aus Düsseldorf klar hervor, dass Veranstaltungen wie Kirmes, Stadt- und Dorf-, Sport- und Schützenfeste „definitiv verboten“ worden seien. Die Anordnung gelte bis 31. August. Für Kevelaer bedeute dies, dass beispielsweise die Keylaerer und die Twistedener Kirmes oder der Marketingpreis theoretisch auf wackeligen Füßen stünden. Möglicherweise könnten sie stattfinden – doch was passieren würde, wenn etwa die Twistedener Kirmes als erste nach langer Zeit des „Shut-Downs“ wieder zum Treffpunkt werden würde, mag sich in Kevelaers Verwaltung noch niemand ausmalen.
Kevelaerer Kirmes, Stadtfest, die Eröffnung des Solegartens, die Puppenspieltage, das Ballonfestival – die Liste der Volksfeste in Kevelaer, die nun offiziell abgesagt werden müssen, ist lang. Allen Veranstaltungen sei eines gemein: „Da lässt sich nicht mehr nachvollziehen, wer da Kontakt mit wem hatte.“ Die momentan niedrigen Infektionszahlen ließen „Lockerungsmaßnahmen zu, aber eben mit Augenmaß“, erklärt der Bürgermeister zu den getroffenen Entscheidungen.
Auch Dirk Janßen, Chef des Schaustellerverbandes Kleve-Geldern, hat bezüglich der Kirmes „bis zuletzt gehofft, dass wir da durchschlüpfen können“, hat über besondere Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen nachgedacht. Doch er sieht ein, die Absage der Kirmes sei „die einzig mögliche Entscheidung“, auch ohne Angabe von Teilnehmerzahlen, „wir tragen Verantwortung für unsere Besucher und unsere Familien“. Sonst hätte „jeder versucht, sich die Sache schönzurechnen“.
Für die Schausteller sei die Situation ebenso schwierig: Zwar bekämen einige als Freiberufler oder Soloselbstständige finanzielle Unterstützung von Land und Bund, aber das reiche nicht weit. Zudem habe die Branche in den vergangenen Jahren aufgrund des niedrigen Zinsniveaus Kredite aufgenommen, um in ihr Geschäft zu investieren. Die müssten sie weiter abbezahlen. Diejenigen, die einen guten Kontakt zu ihren Banken vor Ort hätten, seien da noch am besten dran, könnten manchmal sogar die Tilgung aussetzen. Trotzdem: Mehrere Monate ohne Einnahmen – und das ausgerechnet zur Saison – könne keiner leben. Manche stellten sich deshalb „in ein Gewerbegebiet und verkaufen Bratwurst oder versuchen sich als LKW-Fahrer durchzuschlagen“, sagt Janßen. Der Schausteller hofft auf Solidarität nach der Krise: Man müsse über die Standgebühren nachdenken, sagt er oder sogar über in anderen Bundesländern inzwischen eingeführte Eintrittsgelder für den Besuch eines Festplatzes. Dazu kann Ordnungsamtschef Ludger Holla heute noch nichts sagen, aber: „Wir wollen natürlich im nächsten Jahr die Kirmes, so wie wir sie kennen, wieder aufstellen.“
Auch Peter Tenhaef trifft die Corona-Krise gleich doppelt: Einerseits macht er als Getränkegroßhändler kein Umsätze mehr, andererseits muss er als Präsident der Geselligen Vereine über einen Umbau der Traditionsveranstaltung nachdenken. Im Präsidum habe man sich „seit langem große Gedanken um das kommende Jahr gemacht“. Gerade den Swingenden Doppelzentnern und ihrem Festkettenträger Jürgen Völlings, die in diesem Jahr zum ersten Mal festgebender Verein seien, wolle man „die Möglichkeit bieten, das angemessener Weise zu feiern“. Deshalb werde das Präsidium bei der Mitgliederversammlung der Geselligen Vereine vorschlagen, „die Kirmesfeierlichkeiten um ein Jahr versetzt stattfinden“ zu lassen. „Ich glaube, dass jeder Verständnis dafür hat.“
Öffnung der Spielplätze
Die Spielplätze sind laut Verwaltung ab dem heutigen Donnerstag wieder geöffnet. Es herrschen allerdings Auflagen für die Benutzung, die aus einer Beschilderung ersichtlich sein werden. Bürgermeister Dominik Pichler und Ordnungsamtschef Ludger Holla appellieren an die „freiwillige Selbstkontrolle“ der Eltern und sehen die Öffnung als einen „weiteren Zwischenschritt“ auf dem Weg zur möglichen Öffnung von Kitas und Schulen.
Aktuelle Zahlen
In der Corona-Krise ist es nicht leicht, auf dem aktuellen Stand zu bleiben: Ein Beispiel sind die aktuellen Fallzahlen für Kevelaer. Die werden der Kevelaerer Verwaltung am Sonntag mitgeteilt, am Montag informiert uns Ordnungsamtschef Ludger Holla darüber (Stand 3. Mai gibt es in Kevelaer seit Beginn der Krise 225 Verdachtsfälle, 53 Menschen wurden positiv getestet, davon sind 2 verstorben und 13 in Quarantäne. 38 gelten als genesen. 2 nicht positiv getestete Reiserückkehrer befinden sich in Quarantäne, sowie 17 nicht positiv getestete Kontaktpersonen.