Eine besondere Erzähl-Reise
Zwei durchdringende Stimmen und ein Klavier erschallten – und andächtig verfolgten Peter van Aar und Dorette Ploegmakers das Spiel und den Gesang des wunderbaren Trios vor ihren Augen. Bereits Ende November faszinierten Tom Löwenthal, Wolfgang Baumann und Daniela Rothenburg bei einem Hauskonzert in der Wohnung Löwenthals das Publikum mit einem Eisler-Abend.
Schon damals stand die Idee im Raum, die Musik von Hanns Eisler einem größeren Publikum zu vermitteln, sollte die „Preview“ erfolgreich sein. „Wir haben das ,tryout‘ gemacht, und jetzt wollen wir damit weitergehen“, unterstrich Tom Löwenthal im Gespräch mit dem KB, wie sehr das Projekt die Beteiligten mittlerweile gefangen hat.
„Ich habe seit Jahren eine Verbindung zu Eisler – und ich habe Sänger kennengelernt, die eigentlich aus total anderen Welten kommen und die zugesagt haben, da mitzumachen“, zeigte sich der bald 65-jährige, in den Niederlanden geborene Kevelaerer Musiker erfreut darüber, dass er dafür zwei so begeisterungsfähige wie kompetente Stimmen gefunden hat.
„Ich mache jetzt schon seit Jahrzehnten Musik, aber wir machen hier das erste Eisler-Programm, soweit ich weiß“, zeigte sich Daniela Rothenburg, die eigentlich vom Jazz her kommt, gespannt auf die erneute Herausforderung. „Die Eisler-Musik ist großartig, was für schöne Melodien. Er ist so verkannt, was das Musikalische angeht.“
Als ehemaliges Kind der „DDR“ sei ihr der Komponist nicht fremd. „Klar kannten wir sowas wie das „Solidaritätslied“ oder die Nationalhymne. Aber „Auferstanden aus Ruinen“ durften wir wegen der Zeile „Einig Vaterland“ nicht singen“, erinnerte sie sich im Gespräch. So richtig präsent, das sei Eisler selbst im Osten nicht wirklich gewesen. „Und als ,Kommunist‘ war er in den 50ern im Westen verpönt“, ergänzte Bariton Wolfgang Baumann, der eigentlich eher in der Klassik zu Hause ist. Beide können das nicht so ganz verstehen, erweise sich doch die Musik genau wie die von diversen Textern dazu verfassten Zeilen als „kabarettistisch, politisch, sehr unterschiedlich und so vielfältig.“ Und „nur Kunst zu machen“, das habe Eisler nie gereicht, so Baumann. „Er wollte immer die Menschen emotional ansprechen. Das versuchen wir deutlich zu machen.“
Gerade heute habe Eisler den Menschen mit seinen Liedern eine Menge zu sagen und auf unterschiedliche Weise zu erzählen, findet der Sänger. „Das müssen wir heute machen in der aktuellen Situation, wo wir uns heute für die Demokratie bewegen müssen“, ist Baumann überzeugt. „Und dazu macht es einen Riesenspaß.“
Für den Abend hat das Trio mit Löwenthals langjährigen Weggefährten Peter van Aar und Dorette Ploegmaakers ein Regisseurduo dazugeholt, das in Nuancen nochmal „die Intensität von Musik und Text“ verstärkt aus den Beteiligten herauskitzeln und das Dialogische noch mehr betonen möchten.
Peter van Aar zeigt sich von dem Material mehr als fasziniert und überzeugt: „Es packt dich einfach.“
Löwenthal denkt ernsthaft darüber nach, mit dem Programm auch andere Städte zu bereisen und mit Chor und Orchester eine CD-Aufnahme zu machen. Jetzt hoffen die Beteiligten aber erst mal, dass auch ein größeres Publikum in Kevelaer am 27. Januar ab 16.30 Uhr in der Öffentlichen Begegnungsstätte von dem Material des so verkannten Komponisten überzeugt werden kann.