Ein letztes Mal töpfern

Am kommenden Wochenende öffnen Keramik-und Töpferwerkstätten bundesweit ihre Pforten. Bereits zum 13. Mal gewähren sie damit Einblick in ihr schöpferisches Schaffen. Unter dem Motto „schauen – anfassen – staunen“ präsentieren etwa 600 Keramiker am 10. und 11. März in der Zeit von 10 bis 18 Uhr ihr Kunsthandwerk. In Kevelaer öffnet Susanne Stenmans an der Jägerstraße ihr Atelier für künstlerische Keramik für Besucher und Interessierte des Töpferhandwerks.

Allerdings sieht die Kevelaerer Künstlerin diesen „Tag der offenen Töpferei“ mit gemischten Gefühlen entgegen. „Dies wird meine letzte Veranstaltung sein. Ich schließe endgültig meine Werkstatt für die Produktion“, sagt Susanne Stenmans mit bewegten Worten und lässt dabei den Blick über ihre Keramikarbeiten im weitläufigen Garten schweifen.

Schweren Herzens schließt Susanne Stenmans, die nach einem Unfall eine Zwangspause einlegen musste, ihre Keramikwerkstatt in Kevelaer. „Mir fehlt die Kraft noch einmal von vorne anzufangen“, gesteht die 62-jährige Alltagsbegleiterin für Senioren, die zusätzlich eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin machen möchte. „Zudem ist die Nachfrage nach Keramik-Objekten nicht mehr so groß“, weiß die Handwerkerin zu berichten.

Für die Keramikmeisterin geht am kommenden Wochenende ein Lebensabschnitt zu Ende. Mehr noch: Susanne Stenmans verabschiedet sich von ihrem Lebenswerk, von ihrer schöpferischen Arbeit mit Ton. Dieses „alte“ Material hat die Künstlerin begleitet, die wiederum das Material begleitet hat. „In all meinen Arbeiten steckt mein Herzblut“, sagt die Keramikerin, die 1984 die Meisterprüfung ablegte, sich im Westerwald selbstständig machte.

2005 führt ihr Weg an den Niederrhein, zum Potthaus nach Kervenheim. „Ich hatte es gesehen und mich sofort zuhause gefühlt“, gesteht die zweifache Mutter. Mit ihren Keramikarbeiten, seien es Vasen, Krüge, Teller, Tee- und Kaffeeservices, Kugeln, Tier- und Kunstfigurenfiguren, Stelen, Engel oder alles, was das Keramikherz höher schlagen lässt, trifft Susanne Stenmans genau den Geschmack ihrer Kunden. Darüber hinaus lässt sie sich über die Schulter schauen, berichtet vom ältesten Handwerk der Menschheit.

Erstmalig eröffnet sie im Frühjahr am Potthaus die Osterwiese, veranstaltet zu Pfingsten eine Nachtausstellung. Mit Erfolg, den sie auch 2010, nach ihrem Umzug nach Kevelaer, weiterführt. Auch hier gewährt sie Einblick in ihre Werkstatt, bietet Kurse für Erwachsene und Kinder an. „Das Arbeiten mit Kindern berührt Leib und Seele“, schildert die Keramikerin. „Sie sind unbefangen im Umgang mit Ton“, führt sie weiter aus. Zusätzlich lädt Stenmans Gastkünstler in ihren großen Garten ein, veranstaltet Weinfeste mit Flammkuchen, bietet Advents- und Weihnachtsausstellungen an.

Das alles aber gehört nach dem kommenden Wochenende endgültig der Vergangenheit an. Am Tag der offenen Töpferei haben die Besucher im Atelier für künstlerische Keramik letztmalig die Möglichkeit die Arbeiten an der Drehscheibe zu verfolgen und selbst auszuprobieren. „Ich habe sechs Drehscheiben für interessierte Kinder und Erwachsene“, berichtet Susanne Stenmans. Diese können nach dem Tag der offenen Töpferei auch erworben werden. Damit verabschiedet sich in Kevelaer ein altes Kunsthandwerk.