Die Corona-Pandemie gefährdet Familiennachzug von Flüchtlingen

Wenn in diesen Tagen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie gesprochen wird, dann fällt in diesem Zusammenhang selten das Wort Kriegsflüchtlinge. Denn tatsächlich gibt es in den Gebieten wie Syrien Menschen, die auf die Zusammenführung mit ihren Familien, die die Flucht nach Europa geschafft haben, hofften – und die nun durch die Schließung der Grenzen nicht mehr die Chance bekommen, zu ihren Verwandten, Kindern und Ehefrauen nach Deutschland zu gelangen. Einen dieser Fälle hat Gudrun Blumenkemper vom Caritasverband Geldern-Kevelaer vor Kurzem noch begleitet und miterlebt.

Dabei handelte es sich um einen syrischen Vater, der für Deutschland das Visum bekommen hatte und für den der in Kevelaer wohnende Sohn den Flug schon gebucht hatte, er aber nicht kommen konnte, weil der Flug storniert wurde. Aufgrund der Grenzschließung wegen der Corona-Pandemie war es nicht mehr möglich, den Flug von Beirut nach Düsseldorf am 20. März zu nehmen. Die Buchung eines früheren Fluges scheiterte an der fehlenden Grenzübertritts-Bescheinigung von Syrien in den Libanon.

Familie sparte das Geld für den Flug des Vaters

Der 16-Jährige hat den Vater seit sieben Jahren nicht gesehen, mit der Mutter zeitweise in der Türkei gelebt, ehe ihnen die Flucht nach Deutschland gelang. Für den Flug des Vaters hatte die Familie die ganze Zeit gespart, im Reisebüro das Geld auf den Tisch gelegt. So war es auch kein Wunder, dass die Familie von der Situation emotional tief berührt und den Tränen nah war.

Das Geld der Familie sei jetzt weg. „Da können wir vom ‚Runden Tisch‘ und der Caritas sicher was machen“, sah Blumenkemper den Aspekt nicht als das größte Problem. Sie befürchtet eher, dass es zum „worst case“ kommt und die Grenzen solange dicht sind, bis das Visum, auf das der Vater über ein Jahr gewartet hatte, nun abgelaufen ist.

Fallen Regelungen unter den Tisch?

Der Fall berührt indirekt auch die Frage des Familiennachzuges zu subsidiär Geschützten, zu dem sich die Bundesregierung verpflichtet hat: Pro Monat 1000 Menschen sollen eigentlich den Weg zu ihren Familien nach Deutschland finden dürfen. Diese Quote habe die Bundesregierung ohnehin nicht eingehalten, sagt Blumenkemper. Sie fragt sich, ob das Coronavirus soweit alles überlagern wird, dass diese Regelungen für die Menschen unter den Tisch fallen.

Aber vielleicht wird ja auch so verfahren wie im Fall der unbegleiteten minderjährigen Kinder aus Moria. Da hat Bundesinnenminister Horst Seehofer angekündigt, einen kleinen Teil trotz Corona-Pandemie nach Deutschland holen zu wollen.