Den Landwirten reicht’s

Georg Biedemann ist kein Mann, der leicht auf die Barrikaden zu bringen ist. Der 55-jährige Winnekendonker ist quasi „von Kindheit an“ Landwirt , betreibt auf seinem Hof eine Schweinezucht. Doch auch ihm bereitet die aktuelle Situation der Landwirte Sorgen. „Wir müssen wissen, wie es für uns weitergeht“, sagt er, der sich als regionaler Pressesprecher der bundesweiten Bewegung „Land schafft Verbindung“ zur Verfügung gestellt hat.
„Ausgegangen ist das Ganze von Whatsapp-Gruppen, die gebildet wurden. Da haben sich innerhalb kurzer Zeit bis heute 30 000 Landwirte zusammen gefunden. Die kommen aus ganz Deutschland.“ Das habe sich jetzt soweit runtergebrochen, „dass wir in fast jeder Region eine Gruppe haben – wir zum Beispiel bei niederrhein-lokal.“

Um ihren Unmut deutlich zu machen und ihre Argumente in die Öffentlichkeit zu bringen, plant diese Bewegung für den kommenden Dienstag bundesweite Demonstrationen mit einer Zentralveranstaltung auf dem Münsterplatz in Bonn. Und auch für den Niederrhein ist eine Aktion vorgesehen.

Treckerfahrt von Wesel nach Rees

Bereits früh am Morgen um 7 Uhr werden sich nach Biedemanns Angaben zwischen 150 bis 200 Landwirte aus der Region mit ihren Treckern an der Niederrheinhalle versammeln.
„Wir starten von da aus über die Rheinbrücke rüber und von da aus nach Rees. Wir fahren ein kleines Stück über die B 8, kommen nachher über Menzelen und da dann rechts auf die B 57 Richtung Reeser Rheinbrücke.“ In Rees ist gegen Mittag die Ankunft auf dem Parkplatz an der Realschule am Westring vorgesehen.

Dass das Ganze den kompletten Vormittag über für erhebliche Verkehrsbehinderungen sorgen wird, ist den Akteuren bewusst. „Das ist Sinn und Zweck der Übung“, sagt Biedemann. „Wir bitten da natürlich um Verständnis, wir wollen die Bevölkerung nicht verärgern. Aber um wahrgenommen zu werden, muss man was machen.“

Die Gründe für den Unmut

Der Unmut richtet sich zum einen gegen das von Bundesumweltmininsterin Svenja Schulze und der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf den Weg gebrachte Agrarpaket mit dem Insektenprogramm und den Pflanzenschutzauflagen, die die Landwirte gefährdeten, weil es dafür keinen finanziellen Ausgleich gebe, so Biedemann.
Dazu Kämen die EU-Meldungen über Strafzahlungen wegen der Nitrat- und Güllebelastungen, obwohl die 2018 beschlossene Düngemittel-Anwendungsveordnung in der Umsetzung sei – und die „Mercusor“-Handelsvereinbarung, die mit Billigimporten den heimischen Markt gefährden könnte. „Wenn die dort Rindfleisch produzieren, wo vorher wahrscheinlich der Regenwald für abgeholzt wird – und dann die Produzenten hier vor Ort mit den Preisen nicht mehr mithalten können“, dann mergebe das keinen Sinn, so Biedemann.

Dialog statt „Bauern-Bashing“

Deshalb wollen sich die Landwirte mit Klöckner, Schulze , den NGO´s und allen anderen Verbänden an einen Tisch setzen. Statt „Bauern-Bashing“ wolle man den gemeinsamen Dialog, um „die Probleme zu lösen“, so Biedemann. „Wir haben mit die strengsten Auflagen der Welt, das machen wir auch gerne und kommen damit schon klar. Aber irgendwann muss man einen Punkt setzen und sagen: Wir müssen davon leben können.“
Dem Winnekendonker Bauern ist wichtig, dass die Gruppe ausdrücklich nichts mit irgendwelchen Verbänden oder Parteien zu tun habe, sondern eine völlig unabhängig agierende Gruppe sei. Es könne sein, dass Leute aus dem Bauernverband dabei sind, so der Sprecher. „Aber die machen das ehrenamtlich. Wir alle machen das alles freiwillig. Wir wollen ausschließen, dass wir vor irgendeinen Karren gespannt werden.“
Niemand sei im Vorfeld ausgeschlossen worden, unterstreicht Biedemann. Einen entsprechenden „taz“-Artikel von Freitag, in dem stehe, dass AFD-Mitglieder in der Organisation seien und der somit die demonstrierenden Bauern in die Nähe von politisch Rechten rücke, bezeichnet er als „totalen Quatsch“ und „sowas von diskriminierend.“