Das Megafon einer Generation

Alles, was in Winnekendonk Rang und Namen hat, war der Einladung der Katholischen Landjugend als Ausrichter gefolgt, um den Heimatabend in der Öffentlichen Begegnungsstätte miteinander zu erleben.
„Wir haben mit den Vorbereitungen Anfang des Jahres begonnen“, erklärte Lina Rademacher, Vorstandssprecherin der KLJB. „Es sollte definitiv anders sein, wir wollten es lockerer machen“, ergänzte ihr männliches Pendant Mattes Dietrich. Im Verlauf des Abends durfte man feststellen, dass ihnen dieser Ansatz gelang.
Zuvor stand aber der „traditionelle“ Einstieg mit dem Winnekendonker Musikverein unter der Leitung von Markus Aben. Fetzig ging es mit dem Marsch von Ernst Hoffmann und einem Beach-Boys-Medley zur Sache.
Danach nutzte der Präsident der Geselligen Vereine Winnekendonk, Rüdiger Göbel, die Gelegenheit, die Gäste willkommen zu heißen und allen „einen schönen Heimatabend mit vielen Überraschungen und unterhaltsamen Aktivitäten auf der Bühne“ zu wünschen. Er erinnerte alle an den Festakt für den zukünftigen Ehrenbürger Kevelaers, Hansgerd Kronenberg, am 24. Mai. „Es ist vielleicht gut, dass er nicht da ist, er wird ungerne gelobt.“ Aus „privaten Gründen“ blieb Kronenberg dem Heimatabend fern – erstmals seit Jahrzehnten. „Aber nichts Schlimmes“, beruhigte Göbel. Der Präsident rief alle dazu auf, zwei Tage später Kronenberg von 15 bis 17 Uhr in der ÖBS zu feiern.
Bürgermeister Dominik Pichler ergänzte Göbels Ausführungen mit einem wichtigen Gedanken: „Sie sollten am 26. Mai nicht alles sonst streichen. Sie können vorher schon ab acht Uhr ins Wahllokal zur Europawahl gehen.“ Auch lobte er die Ausrichtung der KLJB, die auf ihren T-Shirts die Aufschrift „100 % regionale Aufzucht“ als Motto gedruckt hatte.
Danach durfte Georg Drißen einen beeindruckenden historischen Abriss über die Ereignisse in Winnekendonk – diesmal in Zehner-Jahresschritten von 1919 bis heute – vortragen. Die unterhaltsame dreiviertelstündige Geschichtsstunde wurde dabei garniert mit faszinierenden Fotos früherer Schützenkönige oder Karnevalsumzüge, auch mit Bezug zum KLJB.
Göbel wurde dann vom langjährigen Vorsitzenden und Schützenkönig der Sebastianus-Schützenbruderschaft, Dieter Frerix, bei einer Art „Wer wird Millionär“-Quiz in Beschlag genommen, um mit Hilfe der Fragen vergnüglich auf die Festketten- und Kirmeszeit unter der Ägide der Schützen zurückzublicken. Fragen wie „Was gab es beim Heimatabend 2018 geschenkt?“ oder „Wie viele Personen sind auf dem Kirmesflyer?“ stellten Göbel schon vor das eine oder andere Problem. Hilfe kam via fingiertem Telefon- oder dem Publikumsjoker.
Der Vorsitzende der Seb, Markus Schink, dankte allen Mitwirkenden: „So was können wir hier im Vordergrund nur schaffen, wenn die Partnerinnen oder sogar die Kinder mitwirken.“ Schink unterstrich: „Dass wir hier stehen und jedes Jahr immer ein neuer Verein nachkommt“, zeige, „dass das Dorf lebt und nicht nur zum Schlafen, sondern zum Leben“ da sei.
Er bat dann alle Mitglieder und den früheren Festkettenträger Hans-Gerd Frerix sowie dessen Adjutanten Gerd Looschelders auf die Bühne. „Ihr wart unser Aushängeschild!“ Zum Dank erhielten die beiden jeweils ein Mosaik-Portrait mit 1000 Bildern der Kirmes. Bei Frerix tauchten in seinem linken Auge „seine beiden Leidenschaften“ – seine Frau und die Feuerwehr – bildlich auf. Dazu gab es noch die Ehrennadel.
Hans-Gerd Frerix dankte nach der Pause im Namen beider Paare „der Ehrenwache, den Nachbarschaften, den Geselligen Vereinen und vor allem euch.“ Er wünschte „unseren Nachfolgern genauso viel Freude und Zustimmung. Es war uns eine Ehre.“
Danach übernahm die KLJB mit ihren beiden Moderatoren Gerrit Vermoelen und Jonas Werner das Kommando. Anhand der Buchstaben K-L-J-B arbeiteten sie mit Hilfe von Videoeinspielern mit Ortsprominenten wie dem Pastor Manfred Babel, dem Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg, Rüdiger Göbel und Ex-Mitgliedern wie dem Ehepaar Teller-Weyers die Idee des Jugendverbandes auf, was die Mitglieder motiviert. Ergänzt wurde das Ganze mit Bildern und Videos ihrer Aktivitäten – von der 72-Stunden-Aktion hin bis zur rauschenden Wasserschlacht im Schwimmbecken.
Zum Thema „B“ wie Bewegung trugen später die Jungs der „KLJB Showgroup“ zu Rhythmen wie „Gangnam Style“ bei.

Überraschung für den scheidenden Festkettenträger und seinen Adjutanten.


In einem Sketch mit zwei Berliner Städtern, die auf‘s Land kamen, machte die KLJB deutlich, dass die 160 Mitglieder starke Jugend nicht hinter dem Mond lebt, sondern auch Großevents wie die bevorstehende Scheunenfete mit 1000 Besuchern stemmen kann.
Danach machten es Kins Rademacher und Mattes Dietrich spannend, bis sie schließlich den Namen der neuen Festkettenträgerin Anne Teller-Weyers bekanntgaben.
Der 30 Jahre alten früheren KLJB-Vorsitzenden, verheirateten Veranstaltungskauffrau und Mutter eines Sohnes war die Freude auf der Bühne anzusehen: „Dank an meine Eltern, die noch immer meinen Jahresbeitrag bezahlen, an meinen Mann Jan, der noch immer nicht weiß, was er sich mit mir angetan hat und an meine Schwester, die das Geheimnis der Festkette bewahrt hat.“
Sie versprach allen Abwesenden, die das „graue Shirt anhaben, dass sie später einen Haufen an tollen Geschichten“ erzählen können, sprach von ihrer „letzten Schicht bei der Scheunenfete“ 2017. „An Tagen wie diesen bin ich mächtig stolz darauf, dass ich hier als eine neue Generation Ehemaliger, als Megafon einer Generation stehen darf.“
Sie dankte den Aktiven, die „in den letzten zehn Jahren mit Glaube und Herz so tolle Arbeit geleistet“ haben. „Man wird in der KLJB erwachsen, lernt viele Leute kennen und vor allen Dingen sich selbst. Hier geht jeder für jeden durchs Feuer“, zitierte sie aus Andreas Bouranis Hit „Auf uns“.„Ich freue mich, diese Kirmesgeschichte zu schreiben, mit euch und meinem Adjutanten Christian Ripkens“, bat sie den 32-jährigen Disponenten nach oben. Ripkens hatte mit ihr jahrelang im Vorstand der KLJB zusammengearbeitet.
Beide hoffen, dass die kommende Zeit vor allem eines für sie werden wird: „Eine Erinnerung für die Ewigkeit.“
https://www.kevelaerer-blatt.de/heimatabend-in-winnekendonk-2019/