Amerikareise lief anders als geplant

Entspannen am Strand, Unternehmungen mit Freunden und den Springbreak mal miterleben – so hatte sich Anna Ophey ihre zehntägige Reise nach Amerika mit Freunden vorgestellt. Plötzlich geräumte Strände, geschlossene Bars und keine Springbreak-Partys waren am Ende die Realität. „Wir wussten, dass Reisen nicht so einfach ist zurzeit“, blickt die Kevelaererin zurück und räumt ein, dass sich die sechsköpfige Reisegruppe am 11. März 2020 bezüglich des Coronavirus noch keine großen Sorgen um das Reisen in die Staaten gemacht habe. Am 12. März 2020 dann, kurz nach Ankunft in Amerika, verkündeten die Medien: USA erlassen Einreisestopp aus Europa. Anna Ophey berichtet von der Situation vor Ort und dem „Schock“, den sie bei der Ankunft in Deutschland erlebte.

„Die Leute hatten keine Panik. Die waren trotzdem auf den Straßen. Da waren wir noch gar nicht so besorgt“, sagt Ophey. „In Fort Myers die Situation war so surreal. Alle saßen dicht an den Stränden in der Sonne. Es war so ziemlich jedem egal“, beschreibt die 24-Jährige die Situation vor Ort, wie sie bei uns in Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits undenkbar gewesen wäre. Die Berichte aus Deutschland schienen der Urlauberin in diesem Moment „unwirklich“. „Wir haben auf Social Media die leeren Straßen gesehen. Das war das Gegenteil von dem, was wir in Miami erlebt haben. Es war ein Schock zu hören, was zu Hause abgeht.“

Die Schalter der Flughafenhalle in den USA war leer.

Derweil schlossen in den USA nach und nach die Geschäfte. Gegen Ende des Aufenthalts seien dann die Strände geräumt, Bars und auch Banken geschlossen worden, erzählt Ophey, die mit ihren Freunden versuchte, sich nicht in größeren Menschenmengen aufzuhalten. „Als es losging, war es echt ein komisches Gefühl“, berichtet die 24-Jährige vom Beginn der Corona-Maßnahmen in den USA.

Sich der vorherrschenden Situation in Deutschland bewusst, verbrachte die Gruppe viel Zeit damit, sich um die Rückreise zu kümmern. Dass sie letztendlich wie geplant am 21. März zurückfliegen konnten, da ging keiner mehr unbedingt von aus. „Die Flüge wurden abgesagt, hin und her geschoben und verlegt. Man wurde selber nicht benachrichtigt“, bemängelt Ophey die mangelnde Kommunikation der Fluggesellschaft mit den Passagieren. Es sei schwierig gewesen, überhaupt herauszufinden, wie es um die gebuchten Flüge steht. „Es war ein riesiges Hin und Her. Dann wurde uns ein Flug am 1. Mai angeboten.“ Sieben Wochen in Miami – unter den gegebenen Umständen für die Reisenden aus Deutschland gar keine schöne Vorstellung.

Abgeschottet von daheim

Da Ophey und ihre Freunde nicht über einen Reiseveranstalter gebucht hatten, gab es keinen konkreten Ansprechpartner vor Ort. Die Hotline ihrer Fluggesellschaft „SAS“ sei nicht erreichbar gewesen. „Dadurch hatten wir total das Gefühl, dort festzusitzen“, erzählt die Kevelaererin, die aktuell in Düsseldorf wohnt. Durch die Medien und Telefonate mit Verwandten wurde den Urlaubern auch die Situation in der Heimat immer deutlicher. „Ich glaube, die haben echt Panik in Deutschland“, seien ihre Gedanken gewesen, sagt Ophey. In Miami habe sie sich gefühlt wie in einer kleinen Blase – abgeschottet von den drastischen Entwicklungen daheim.

Über das Krisenmanagement haben Ophey und ihre Freunde schließlich die Möglichkeit eines Rückfluges am 21. März bekommen. „Die haben uns angerufen und dann mussten wir schon zum Flughafen“, berichtet die 24-Jährige. Am Flughafen folgte der vergebliche Versuch, eine verantwortliche Person der Fluggesellschaft bezüglich einer Erstattung des Fluges zu sprechen. Dort seien jedoch sämtliche Flüge der SAS von den Tafeln verschwunden und auch kein Mitarbeiter aufzufinden gewesen. Bis jetzt – über die Hotline konnten sie nach wie vor niemanden erreichen – haben die Urlauber keine Informationen über eine mögliche Erstattung oder ähnliches erhalten.

Der Großteil der Flüge wurde annulliert.

Am Flughafen in Miami sei die Situation verrückt gewesen, sagt Ophey. „Alle liefen mit Atemmasken rum. In Frankfurt angekommen, war alles normal.“ Es habe nicht einmal Kontrollen in Form von Fiebermessen oder Wärmebildkameras gegeben. Die Reise von Frankfurt in die Heimat zeigte ihr dann aber doch recht schnell, welche Auswirkungen das Coronavirus mit sich bringt. Die Menschen seien alle angespannt gewesen, erzählt Ophey von ihren Eindrücken. „Jemand hustet und die Leute haben sich umgedreht und sind weggegangen.“ An das alles habe sie sich erst einmal gewöhnen müssen. „Jeder, dem du begegnest, hält den Abstand.“

Die Situation realisieren

Von überfüllten Stränden, an denen die Leute dicht an dicht lagen, zurück nach Deutschland zu kommen, war ein Schock für die 24-Jährige. An die Auflagen bezüglich des Abstandes habe man anfangs oft einfach nicht gedacht. „Die Leute haben einen blöd angeguckt, wenn man denen zu nahe gekommen ist.“ Die Notwendigkeit der Maßnahmen erachtet auch die Kevelaererin als sinnvoll – in den ersten Momenten nach der Ankunft in Deutschland sei das aber alles viel auf einmal gewesen, „dass sich so viel verändert hat in zehn Tagen hier in Deutschland.“

Aktuell befindet sich Ophey mit ihrem Partner in häuslicher Quarantäne. Nach der Ankunft hat sich das Paar bei der Hotline des Uniklinikums in Düsseldorf informiert und befolgt nun den Hinweis, dass man sich nach einer solchen Reise möglichst vorerst zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben solle. Erholung war die Reise für die Kevelaererin nicht. „Das war gar kein Urlaub“, weil sich die Gedanken fast immer um das Coronavirus, die Rückreise und Sorgen zur aktuellen Situation drehten. Vergessen wird Anna Ophey diese Reise sicher nicht. „Ich fand‘s mit meinen Freunden trotzdem schön. Aber es war kein Urlaub, den ich nochmal erleben möchte.“