Abschied vom Antoniuskindergarten nach 42 Jahren als Erzieherin

Den St.-Antonius-Kindergarten kennt niemand so wie sie: Schon als Kind hatte sie diesen Kindergarten besucht und nach der Schulzeit gleich das Anerkennungsjahr als Erzieherin dort gemacht. 42 Jahre sollte sie am Ende als Erzieherin, Gruppenleiterin und Kindergartenleiterin die Geschicke des größten katholischen Kindergartens der Stadt mitbestimmen: Hildegard Holtmann. Am 16. Januar 2020 nimmt sie Abschied von „ihrem“ Kindergarten und von ihrer langen Berufslaufbahn und tritt in den wohlverdienten Ruhestand ein.

In 42 Jahren Arbeit als Erzieherin hat Hildegard Holtmann die Arbeit mit Kindern durch und durch kennen und auch lieben gelernt. Auf die Frage, ob sie, wenn sie nochmal die Wahl hätte, wieder diesen Beruf ergreifen würde, bejaht sie ohne Zögern. „Jeder Tag brachte neue Überraschungen mit sich. Kinder haben so viele Ideen, fordern unsere Flexibilität und Kreativität. Die Arbeit mit Kindern hält einfach jung, sie macht Spaß und man kann Kindern so viel für ihr Leben mitgeben!“ Tag für Tag begegnen ihr in der Stadt auch frühere Kindergartenkinder, die jetzt zum großen Teil alle erwachsen sind. Oft haben sie auch schon die eigenen Kinder im Antoniuskindergarten.

In den gut vier Jahrzehnten hat Hildegard Holtmann viele Änderungen miterlebt und mit dem Kindergarten auch mitgetragen, nicht alle nur zum Positiven. Gab es früher meistens nur die Betreuung zwischen 8 und 12 Uhr, besteht heute durch die Berufstätigkeit meist beider Eltern großer Bedarf an Ganztagsbetreuung und der Kindergarten hat deshalb von 7.15 Uhr bis 16.45 Uhr geöffnet. Viele Kinder essen auch im Kindergarten. Neben einem gemeinsamen Frühstück, das der Kindergarten stellt und das als richtiges Büffet eine große, gesunde Auswahl bietet, gibt es täglich ein Mittagessen vom Petrusheim, das frisch zubereitet ist und bei Bedarf auch vegetarisch ist oder für muslimische Kinder kein Schweinefleisch enthält.

Zwei Räume für jede Gruppe

Wurden früher die Kinder erst mit vier Jahren und trocken in den Kindergarten gebracht, so kommen heute schon die meisten Kinder mit zwei Jahren und noch nicht trocken. Aber mit der Einrichtung von Wickelräumen und der Bildung einer eigenen U-3-Gruppe wurden auch die neuen Umstände bedacht. Vor etwa 20 Jahren wurde zudem ein (halb-)offenes System eingeführt. Neben den Stammgruppen beim Morgen- und Abschlusskreis können die Kinder jeden Tag auch frei entscheiden, was sie machen möchten und dafür den Bastel-, Bau- oder Turnraum aufsuchen. War früher nur eine Erzieherin, teils mit einer Praktikanten, für die Gruppe zuständig, sind es heute meistens drei Erzieherinnen pro Gruppe. Hatte jede Gruppe früher nur einen Raum, gibt es heute in jeder Gruppe zwei Räume.

Auch eine eigene Turnhalle gibt es heute, während früher zum Turnen alle Kinder zur Antoniusschule gehen mussten. Glücklicherweise konnte der Kindergarten immer wieder erweitert werden und gerade der große Garten mit Fußballwiese, Trampolin, einigen Obstbäumen, Gemüsebeeten und eigenem Insektenhotel ist ein kleines Paradies für die Kinder. Dort können sie klettern, toben und die Natur entdecken. Auch eine eigene Natur-AG und andere AGs gibt es für die Vorschulkinder und ein Imker brachte ihnen kürzlich die Welt der Bienen näher. Eine Vorleseoma kommt einmal in der Woche, um den Kindern die Welt der Bücher nahe zu bringen. „Kinder sind heute durch die Medien etwas unruhiger geworden, nicht alle Eltern haben Zeit, ihnen zuhause vorzulesen“, weiß Hildegard Holtmann aus langjähriger Erfahrung. Besonders freut die Leiterin, dass der Elternrat des Kindergartens dieses Jahr wieder Plätzchenbacken angeboten hat, zu dem alle Kinder mit ihren Eltern eingeladen waren. Unter Leitung von Ernährungsberaterin Stefanie Balzen können sich so die Eltern, die meist vielen Nationen angehören, beim gemeinsamen Backen austauschen und kennenlernen.

Vieles muss heute dokumentiert werden

Gerne hilft und unterstützt Hildegard Holtmann mit ihrem ganzen Team auch ausländische Familien, manche kommen auch als Flüchtlinge nach Kevelaer und haben Probleme mit der Sprache oder mit dem Ausfüllen der Formalien. „Oft gehe ich mit Familien auch zum Amt und helfe, wo ich kann. Viele sind sehr dankbar und danken mir noch nach Jahren für die Unterstützung“, freut sie sich. Einmal im Monat gibt es einen Wortgottesdienst in der nahe gelegenen Antoniuskirche, der immer von den Kindern fleißig mitgestaltet wird. Neben allen positiven Änderungen hat die Dokumentationspflicht jedoch gewaltig zugenommen, vieles muss heute schriftlich festgehalten werden. Seit aber der Kindergarten im gemeinsamen Verbund mit vier anderen Kindergärten ist, hat Rudolf Just einige organisatorische Aufgaben abgenommen und durch die verstärkte Zusammenarbeit mit den anderen Verbundkindergärten ist ein reger Austausch möglich.

Fehlen wird ihr neben dem täglichen Kontakt mit den Kindern auch ihr Team. „Ich hatte immer ein super tolles Team, jeder konnte von den Fähigkeiten der anderen profitieren, wir hatten immer eine gute Mischung von jungen und erfahrenen Erzieherinnen und zuletzt freuen wir uns immer wieder über einen männlichen Erzieher oder Praktikanten, die auch ganz andere Ideen einbringen.“

In ihrer langen Zeit am St.-Antonius-Kindergarten, so weiß Verbundsleiter Rudolf Just, lernte Hildegard Holtmann etwa 1550 Kindergartenkinder kennen, 125 Pädagogen und 42 Anerkennungspraktikanten arbeiteten mit ihr. Sie erlebte drei Pastöre, 70 Kirchenvorstandsmitglieder und hatte insgesamt 9675 Arbeitstage im Kindergarten. Am Donnerstag, 16. Januar 2020, wird Hildegard Holtmann mit einem Gottesdienst um 15 Uhr in der St.-Antonius-Kirche und einem anschließenden Empfang im Pfarrsaal verabschiedet. Zu diesem sind alle herzlich eingeladen!