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Die neuen Alten begeistern im Bühnenhaus

So ganz „taufrisch“ sind sie nicht mehr. Und dennoch stürmen sie lauthals ihr neues Zuhause. „Wir sind die Neuen“ schreien sie ein bisschen auch die Erleichterung darüber hinaus, im Alter gemeinsam ihre Studenten-WG neu aufleben zu lassen. Als Film relativ erfolgreich, hat die von Komödien-König René Heinersdorff inszenierte gleichnamige Schauspielfassung inzwischen einige Bühnen erobern können.

Große Namen

Das liegt sicherlich zu einem großen Teil auch an großen Namen: Simone Rethel, Lutz Reichert und Joachim H. Luger spielen die in allen Ehren ergrauten Alt-68er so locker-leicht, als hätte es nie eine Mattscheibe oder eine Yellow-Press zwischen ihnen und dem Publikum gegeben. Fast schon ein wenig zu euphorisch wuseln sie durch gute anderthalb Stunden reine Spielzeit und haben dabei immer die Lacher auf ihrer Seite. Einzig die stillen Momente kommen in der Inszenierung ein wenig zu kurz. Das bleibt vor allem Lutz Reichert vorbehalten, in der Rolle des Eddie, bei dem man diese Nachdenklichkeit am Wenigsten erwartet.

Der olle Charmeur, die schleiereulenverliebte Biologin und der für das Recht des „kleinen Mannes“ kämpfende Anwalt sind jedoch nicht die einzigen, vielleicht ein klein wenig zu holzschnittartigen Figuren, die die Spielräume andeutende Bühne beleben. Da gibt es noch die Über-WG der jungen Studierenden (Katarina Schmidt, Julie Stark und Florian Gierlichs), die quasi den eindimensionalen Gegenpart bilden. Ein wenig Zeit brauchen sie, um von ihren Laptops aufzusehen und außer der Ruhe- und Alltagsablaufs-Störung noch ein bisschen mehr von sich und den neuen Alten zu Kenntnis zu nehmen. Dann aber kommt‘s, wie‘s kommen muss: Die Alten drehen den Spieß um, helfen den Jungen aus der zwanghaften Seite der Spießigkeit in eine souveräne Gelassenheit, die das Alter scheint‘s so mit sich bringt.

Auch die jungen Schauspielerinnen und der junge Schauspieler haben sichtlich Spaß an der Aufarbeitung der Generationenfragen und entwickeln ihre Rollen zu gleichwertigen Bühnencharakteren.

Kein Ende, aber absehbar

Auch wenn das Ende kein Ende, aber absehbar ist – das ist halt ein wichtiger Wesenszug der Boulevard-Komödie – bietet die Handlung genug komische und anrührende Wendungen für einen kurzweiligen Theaterabend. Das Kevelaerer Publikum belohnte die wunderbaren Schauspielerinnen und Schauspieler mit begeistertem, langanhaltendem und dankbarem Applaus.

Die Neuen werden die Letzten sein

Die Aufführung einer lebensklugen Komödie mit viel Humor, die von einem Generationenkonflikt der etwas anderen Art handelt, bildet am Sonntag, 5. Mai, das Ende der laufenden Theatersaison. Die Theaterbesucher werden die Schauspieler Simone Rethel, Lutz Reichert und den TV-Star Joachim H. Luger, der seit 1985 den Hans Beimer in der „Lindenstraße“ spielt, in der Komödie „Wir sind die Neuen“ erleben.

Alte Studenten-WG

Die Geschichte scheint schön schräg zu sein: Wer sagt eigentlich, dass man mit 60 alt ist? Anne, Eddi und Johannes bestimmt nicht. Ihre Studentenzeit ist zwar schon lange vorbei, aber im Herzen sind sie jung geblieben und Geld haben sie noch immer keines. Darum beschließen die drei Alt-68er, nach vielen Jahren erneut in einer WG zusammenzuziehen – sie gründen einfach ihre alte Studenten-WG neu. Alles soll so sein wie früher: Bis spät nachts bei Wein und Musik um den Küchentisch herumsitzen und über Gott und die Welt philosophieren – das ist ihre Vorstellung.

Im Stockwerk über ihnen leben die Studierenden Barbara, Katharina und Thorsten. Die drei sind für ihre jungen Jahre erstaunlich spießig und legen größten Wert auf die Einhaltung von Nachtruhe und Kehrwoche. Und sie können lustige 60-Jährige, die sich nicht an die Regeln halten, gar nicht gebrauchen. Die lebenslustigen Oldies gehen ihnen bald auf die Nerven – und der Generationen- und Nachbarschaftsstreit ist vorprogrammiert.

Eintrittskarten zum Abschluss

Eintrittskarten für den Saisonabschluss mit der Komödie „Wir sind die Neuen“ am Sonntag, 5. Mai, sind beim Service-Center im Erdgeschoss des Rathauses, T.: 02832/122 – 991, oder an der Abendkasse erhältlich.

Neue Spielzeit beginnt im September

Die Spielzeit 2019/20 startet dann nach der Sommerpause im September (das KB berichtete). Bereits jetzt können Kultur-Interessierte ihr Abonnement für die Theaterreihe und die Reihe „Puppenspiel 18+“ vormerken lassen.

Puppenspiel 18+

Michael Kohlhaas mit lebensgroßen Puppen. Foto: Menke

Die Reihe „Puppenspiel 18+“ beginnt am Freitag, 27. September, mit dem Figurentheater Christiane Weidringer mit „Die Zauberflöte“. Tierischer Besuch kündigt sich im Forum der Öffentlichen Begegnungsstätte am 22. November an: „Rattenscharf – Rendezvous mit der Liebe“ wartet auf alle Komödien-Begeisterten. Emotional wird es auch beim „Puppenspiel 18+“, denn das Theater Artisanen bringt das Stück „Anne Frank“ am 27. März 2020 auf die Bühne. Eine Premiere gibt es zum Abschluss der Reihe am 6. Juni 2020: Bühne Cipolla ist mit dem Stück „Michael Kohlhaas“ als erstmalige Aufführung der Reihe auf der Bühne des Konzert- und Bühnenhauses zu sehen. Mit den menschengroßen Puppen wollen sie mit dem Klassiker die Puppenspiel-Fans überzeugen.

Ode an das Buch und das Leben

Schon im Programmheft fand sich ein mehr als deutlicher Hinweis dafür, dass die beiden  Aufführungen der Theater- und Musik-AG der Städtischen Realschule und der Gesamtschule Kevelaer-Weeze im Bühnenhaus etwas sehr Besonderes waren. „Wir wollen weiterführen, was Michael Cuypers an der Real- und Gesamtschule mit Begeisterung und Herzblut von Beginn an aktiv als Orchesterleitung unterstützt hat“, hieß es dort in dem Abschnitt „Musik“ mit Verweis auf den Tod des früheren Direktors. 

Und noch etwas kam schon in den Zeilen deutlich zum Ausdruck, „Der große Verlust von Michael Cuypers hat uns aber auch gezeigt, wie viele Schülerinnen und Schüler sich mit dem Projekt verbunden fühlen.“

Das drückte sich nicht nur darin aus, dass ein ehemaliger Schüler die Musiker unterstützte und der Schüler Luca Wuttke ein eigenes elektronisches Stück dazu verfasst hatte, sondern dass mit Levin Ripkens ein ehemaliges Orchestermitglied die Leitung desselben übernommen hatte. „Ich dachte mir, was passiert jetzt mit dem Orchester und dem Theater“, war seine erste Reaktion auf den Tod von Cuypers gewesen. „Er hat das Projekt jahrzehntelang verkörpert“, sagte Ripkens und es war für ihn selbstverständlich, da zu helfen.

Dementsprechend konnte man auch die Motivation spüren, die eigentlich jeden einzelnen der Akteure in diesem Jahr bei der Inszenierung von Cornelia Funkes „Tintenherz“ mit trug. Die Proben seien da schon „sehr emotional“ gewesen, beschrieb Hauptdarsteller Luca Wuttke die Gefühlswelt der Gruppe. „Er bleibt in unseren Herzen.“

Momente mit Michael Cuypers, die bleiben

Und Regisseurin Saskia Reinkens hatte eine besondere Anekdote beizusteuern: „In Xanten ist ihm in einem Antiquariat vor seinem Tod ein Drehbuch mit Bildern zum Film in die Hände gefallen, dass er mitnahm, damit die Schüler sich das angucken können. Das sind Momente mit Michael, die bleiben werden.“  Das Buch selbst zeige ja, „wie wichtig Erinnerungen und Geschichten sind.“

Dass das „Herz“ weiterschlägt – und auch das „Herz“ des Buches im übertragenen Sinne, machte die Tanzgruppe gleich zu Beginn der Aufführung mehr als deutlich. Sie ließ mit Händen und Klatschen das Herz „schlagen“ und bezog das Publikum aktiv ein. Später wiederholte sich dieses Motiv noch einmal – eine in dieser Vieldeutigkeit berührende Idee der Inszenierung. Und das Tanzensemble von Claudia Kanders überzeugte auch später mit Neon-Tanzeinlagen und starken Choreografien.

Vor dem Hintergrund des von Eva Tannhäuser, Ralf Lottermoser und Anke Brauers mit Helfern fabelhaft gestalteten Bühnenbildes entfaltete das Ensemble die wunderbar spannend dargebotene Geschichte von Mo (Luca Wuttke) und seiner Tochter Meggie (Ronja Diebels), der er aber nie etwas vorlesen möchte.

Großartige Darsteller: Foto: AF

Mit der Ankunft der Figur „Staubfinger“ (Anna Woyte), die vor dem bösen Capricorn warnt, gewinnt das Stück zunehmend an Dynamik und Komplexität der auftretenden Figuren. Gemeinsam mit der Großtante Eleanor (wunderbar kess von Fiona Marie Ehren verkörpert) versuchen sie zu flüchten.

Als Capricorns Schergen (stark: Leonard Davies-Garner als „Basta“ und Hezar Hajraschid als „Flachnase“) plötzlich auftauchen, um das „Tintenherz“-Buch mitzunehmen, wird nach und nach erkennbar, dass Mo derjenige ist, der Geld oder auch Figuren aus Büchern „herauslesen“ kann. 

Aus Büchern herausgelesen

Deutlich wird das, als er in Capricorns Gegenwart aus der „Schatzinsel“ und „1001 Nacht“ vorliest und einmal Gold und dann Figuren aus dieser Welt auftauchen. Denn er hatte Capricorn, Basta, Flachnase und Staubfinger aus dem „Tintenherz“ herausgelesen – und Meggies Mutter Teresa verschwinden lassen.

Die Familie vereint. Foto: AF

Später merkt Meggie selbst, dass sie diese Gabe besitzt, als sie die „Tinker Bell“ aus „Peter Pan“ quasi „hervorliest“. In Abwandlung des Originals löst das Ensemble das Stück dahingehend auf, dass der böse „Schatten“, den sie dann herbeilesen soll, die bösen Schergen zur Strecke bringt – nachdem der Autor des Buches auftaucht und das Ende des Buches umschreibt. Und die Familie mit Mo und Meggie wird durch die Mutter vereint.

Das Orchester trug mit sehr atmosphärischen Interpretationen von „Somooth criminal“ von Michael Jackson, „Memory“ aus „Cats“, „Alles brennt“ von Johannes Oerding als Ausdruck der Verzweiflung von Staubfinger über das Verbrennen der „Tintenherz“-Bücher und dem tollen „Zaubermotiv“ zu dem Gesamtbild der Aufführung bei.

Am Ende kamen alle Schaupieler, Beteiligten und Helfer mit auf die Bühne und Regisseurin Saskia Reinkens dankte allen für die gelungene Darbietung. Der kollektive Jubel des Ensembles hinter dem geschlossenen Vorhang verriet die Erleichterung. Und es galt das, was Michael Cuypers‘ Zwillingsbruder Joachim schon in der Pause gesagt hatte: „Es hätte ihm gefallen.“

Eine Komposition des Lebens

Sich so einfach mal eben in die Hotelhalle zu setzen, einen Kaffee oder Cocktail zu schlürfen und sich zwei Stunden lang dem eigenen Müßiggang und der anderen Anwesenden Seelenstriptease hinzugeben – das funktioniert hier nicht. Mag das vielleicht noch die Intention des 1929 erschienenen Romans „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum gewesen sein, mag das in der – Verzeihung – Eindimensionalität der schwarz-weiß-Verfilmung mit Great Garbo noch ganz gut möglich gewesen sein, nimmt die Regisseurin Marlene Anna Schäfer in ihrer gleichnamigen Inszenierung für das Rheinische Landestheater Neuss dem Theaterzuschauer diese Distanz gleich auf mehrfache Weise. Und so durften die Besucher im Bühnenhaus in der vergangenen Woche einen anstrengenden, wiewohl gleichermaßen lohnens- wie lobenswerten Theaterabend erleben.
Da friert zunächst einmal das Bühnenbild die „goldenen 20er“ in wenigen metallisch-harten Formen ein. Und als ob das nicht reichte, die Menschen in diesen, nur noch entfernt an ein Hotel erinnernden Spielflächen hervorzuheben, sind sie alle noch herausragend bis clownesk kostümiert. Sie sprechen mit sich, mit den anderen Protagonisten, aber auch mit dem Publikum gleichermaßen. Das zieht hinein in diese gleißend-zwielichtigen Szenarien, in die Konstellationen der Personen untereinander, die wechseln, und dabei vom Zuschauerraum aus den Eindruck einer Drehbühne vermitteln, ohne dass sich der Boden bewegt. Die Lebenswege verschlingen sich für einen kurzen Moment einer Begegnung ineinander, um sich dann wieder voneinander zu lösen. Aber jede der Figuren scheint gleichzeitig auch Tentakel zu besitzen, die in den Zuschauerraum greifen, ein symbolhaftes Bild des Charakters hinterlassen, bevor sie sich wieder in die Figur zurückziehen. Man kann sich kaum dieses Angriffs der „Menschen im Hotel“ erwehren, so leise und klug sind diese Ausleger gebaut und inszeniert. Besonders deutlich wird das bei den von drei Musikern wunderbar illustrativ unterfangenen Songs, die sich derart logisch in die Abläufe einfügen, dass man sich fragt, wie eine Inszenierung ohne sie auskommen kann.
Und gleichzeitig wird die Vielschichtigkeit, oft auch die Unbestimmtheit der Personen deutlich. Den Schauspielerinnen und Schauspielern gelingt es, ihre Charaktere der Zeiten zu entkoppeln, ohne dass man zu erkennen glaubt, aus welcher der Schubladen sie stammen, die man sich selbst in seinem Auge wohl eingerichtet haben mag. Damit schaffen sie das, was den Roman einst zu etwas Besonderem machte: Die Personen erscheinen unwillkürlich, die Szenen nicht einer Komposition der Autorin, sondern der des Lebens zu entspringen. Und da ist es folgerichtig egal, welches Jahrhundert und genau genommen sogar welcher Ort.

Kolping macht wieder Theater

Schon lange vorher wurde es angekündigt: Die Kolpingsfamilie macht wieder Theater. Unübersehbar prangten die Plakate in der gesamten Kevelaerer Innenstadt. Am vergangenen Wochenende war es dann soweit; der „Aufruhr in Hoppenstedt“ konnte beginnen.
Im Petrus-Canisius-Haus waren sämtliche Stuhlreihen belegt, an der Theke standen Getränke, Kuchen und Würstchen bereit und die Besucher freuten sich auf eine humorvolle und spritzige Theateraufführung. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Hildegard van Aaken begrüßte das Publikum mit einer kleinen Rede. „Nach vier Jahren Pause ist es nun endlich wieder soweit“, sagte sie strahlend und teilte mit, dass vier neue junge Akteure und -innen dabei seien und man sich freue, dass das Kolping-Theater sich um Nachwuchs keine Sorgen machen müsse. Zudem bedankte sie sich als zuständige Organisatorin für alles, was vor und hinter der Bühne zu regeln war, bei den vielen Helfern, wie der Hostienbäckerei, die die Mikrofone ausleiht, der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze, die finanziell unterstützt hat und auch bei diversen ehemaligen Mitgliedern des Kolping-Theaters.
Der Bürgermeister und seine Frau

Nun konnte es losgehen: Der Bürgermeister von Hoppenstedt (gespielt von Franz Girmes), ein echter Macho, möchte seine Frau (Ursula Ries) nur in der Küche sehen. Diese hat jedoch andere Pläne; sie möchte eine Agentur für Nachbarschaftshilfe gründen. Ihr zur Seite stehen Dora (Tanja Koppers), Ida (Annika Diehl) und Else (Hildegard van Aaken), die ihr dabei helfen.
Durch viele Irrungen und Wirrungen denkt der Bürgermeister jedoch, dass seine Frau gegen ihn kandidieren möchte und versucht, mit Hilfe seines Stadtrates (Rudi van Aaken), dessen Frau (Brunhilde Kersten) und seinem Sekretär (Nick Meiners) herauszufinden, was seine Frau im Schilde führt. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch ständig die „rasende“ Reporterin Hilda Klappmann (Nicole Ganss) ein, die mit Falschmeldungen in der Zeitung das Chaos perfekt macht.
Die Zuschauer waren begeistert und sparten nicht mit Applaus. Auch Zwischenrufe aus dem Publikum wurden von den Akteuren „mit ins Programm“ genommen. Bewundernswert war, dass sich alle Schauspieler nicht aus der Ruhe bringen ließen. Und war doch mal ein „Hänger“ da; im versteckten Häuschen saß Souffleuse Lisa Koenen, die mit den passenden Worten aushalf.
Alle unter einem Hut

In der Pause, in der die Zuschauer sich stärken konnten, berichtete Hildegard van Aaken bei einem kleinen Interview, dass bereits im vergangenen Sommer die Manuskripte zum Lernen des Textes ausgegeben worden waren, die Proben im November angefangen hätten und viel Organisatorisches zu regeln gewesen sei, vor allem, zu den Probenzeiten alle unter einen „Hut“ zu bekommen, da auch einer der jungen Akteure im Schichtdienst arbeite.
Nach dem Ende des Stückes und großem Applaus bedankte sich Franz Girmes, der die spielerische Leitung dieses Stückes übernommen hatte, beim Publikum, dem Thekenteam, den Bühnenbauern, den „Vorhangkindern“ und allen, die mitgeholfen hatten, dass diese Aufführung so erfolgreich werden konnte.

Sagenhafte Fantasiewelt

Die Theater- und Musik-AG der Städtischen Realschule Kevelaer und der Gesamtschule Kevelaer-Weeze zeigen am 10. und 11. April um 19 Uhr als öffentliche Aufführungen und am 11. April, vormittags, vor eingeladenen Schulklassen aus Schulen der Umgebung als nicht-öffentliche Veranstaltung „Tintenherz“ als musikalisches Theaterstück nach dem gleichnamigen Roman von Cornelia Funke im Kevelaerer Bünenhaus. Die diesjährige Inszenierung basiert auf dem gleichnamigen Fantasyroman von Cornelia Funke, dem ersten Band der Tintenwelt-Trilogie. Cornelia Funke ist mit weit über 20 Kinder- und Jugendromanen eine auch international überaus erfolgreiche Autorin, die für ihr Oeuvre inzwischen mehr als zwei Dutzend Preise und Auszeichnungen erhielt, darunter das Bundesverdienstkreuz.
Die Bühnenfassung entführe „in eine sagenhafte Fantasiewelt, in der Figuren aus Büchern herausgelesen und zum Leben erweckt werden. Ein Stück, das deutlich macht, wie wichtig es ist, sich Momente und Menschen zu bewahren“, heißt es von den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern. Man wolle weiterführen, „was Michael Cuypers an der Real- und Gesamtschule mit Begeisterung und Herzblut von Beginn an aktiv als Orchesterleitung unterstützt hat“.

Levin Ripkens Foto: GKW


Der Instrumentalpädagoge und Musiker Levin Ripkens konnte für die Orchesterleitung gewonnen werden. Er hat bereits als Schüler der Realschule im Orchester von Michael Cuypers gespielt und fühlt sich sehr mit dem Projekt verbunden. Nachdem die Musik-AG aber erst mit dem 2. Halbjahr die Probenarbeit aufnehmen konnte, wird es in diesem Jahr zunächst weniger musikalische Einsätze als in den vergangenen Jahren geben.
Engagierte Schülerschaft
Der große Verlust von Michael Cuypers habe aber auch gezeigt, wie viele Schülerinnen und Schüler sich mit dem Projekt verbunden fühlten. Die Sorge, nicht genügend Stücke arrangieren und proben zu können, habe zu einem „beeindruckenden Engagement unserer Schülerschaft“ geführt. So werde es neben einigen Instrumentalstücken und Songs, die solistisch begleitet werden, auch erstmals einen elektronischen Titel geben, der von einem Schüler passend zum Stück entwickelt und produziert wurde.
Zahlreiche Titel sollen nach choreografischen Ideen des Tanzensembles unter der Leitung von Claudia Kanders tänzerisch „in Szene gesetzt“ werden.
Beteiligt an dem Projekt sind 100 Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgangsstufen im Orchester, im Chor, im Tanzensemble, als Schauspieler und im Bereich Bühne (Souffleuse, Requisite, Maske) sowie diverse Lehrerinnen und Lehrer.
Karten kosten 4 Euro für Kinder und Jugendliche, 7 Euro für Erwachsene. Es gibt sie im Vorverkauf in der Bücherstube im Centrum und in der Gesamtschule in der 1. großen Pause.

Puppenspiel mit Hand und Fuß

Auch wenn die Reihe den Namen „Puppenspiel 18+“ trägt: An diesem Abend bekam der Name nochmal eine ganz neue Bedeutung. Denn die 46-jährige Frau, die aus der fränkischen Schweiz stammt und seit über zwanzig Jahren mit ihrer ganz speziellen Art des Kleinkunst- Theaters die ganze Welt bereist, zeigte, wie man mit ganzem Körpereinsatz für außergewöhnliche Bühnenmomente sorgen kann.
Ihre Kunst lockte so viele Menschen in die öffentliche Begegnungsstätte, dass man fast hätte anbauen können. „Ausverkauft – das hatten wir zuletzt nur beim „Besuch der alten Dame“, staunte Stefan Reudenbach von der Stadt Kevelaer als Gastgeber nicht schlecht.
Die eigenen Füße als Handwerkszeug
Klinges „Handwerkszeug“ sind hauptsächlich ihre eigenen Füße, die sie vor den Augen des Publikums auf dem Rücken liegend quasi als „Figuren“ zum Leben erweckt, was allein schon eine bemerkenswerte körperliche Leistung darstellt. Dazu kommt noch die Koordination mit den Händen – und das „Umkleiden“ der Figuren inmitten des Stückes auf offener Bühne.
„Ich habe Pantomime in Erlangen gelernt. Da gab es viele Maskenspiele und Experimente mit dem Körper“, erzählte sie nach der Vorstellung. In dem Kontext entwickelte sie die Idee, die Füße als eigenständigen künstlerischen Akteur zu nutzen. „Da bin ich dann dran geblieben. Es gab keinerlei Vorbilder, das musste man selbst entwickeln.“ Und so transportierte sie über die Jahre „ die Schauspieltechniken in die Füße.“ Dass sie damit schlicht-schöne Geschichten erzählen kann, bewies sie in den gut 85 Minuten ihres Spiels.
Da ist beispielsweise die alternde Chansonette, die für einen windigen Galan zu „You sexy thing“ und „Sex machine“ mal ihre Reize zeigt – eine Affäre, die dann allerdings „tödlich“ mit der Küchenrolle endet. Zauberhaft gestaltete Klinge die Figur des Anglers, der sich an die See setzt, ohne zunächst erfolgreich zu sein – ehe er den Fang seines Lebens macht.
Klinges Hände und Füße verblüfften als „Zauberer“ mit tatsächlichen Karten- und Tuch-Kunststücken das Publikum, das in der Pause staunend über das Gesehene diskutierte. „Man vergisst, dass es Füße sind und taucht in die Figuren ein“, meinte eine Zuschauerin – und traf damit den Kern der ganzen Darbietung.
Nach der Pause sorgte „Rudis Restaurant oder das Schicksal eines alleinerziehenden Kellners“ immer wieder für Gelächter und die Beschreibung von Lebensrealitäten auf der Bühne.
Da kämpft der alleinstehende Kellner mit Klebestreifen gegen das Loch in der Tischdecke, muss die schreiende Schöpfkelle als sein Kind immer wieder beruhigen, weil das „Kind“ eine „Mama“ will.
Dann kommt der zweite Fuß wieder ins Spiel – die Frau fürs Leben, die gleich den klassischen „Hausfrauenreport“ darstellt – und wo waschen, kochen, bügeln, telefonieren zur selben Zeit erfahrbar wird.
Hausfrauenreport und Herzensangelegenheit

Dass dann komischerweise das Ei, das in die Pfanne geschlagen werden soll, um Gnade bettelt und sich als Mini-Küken entpuppt, wirkte genauso originell wie der sexy Strip, den die Hausfrau ab-zieht, bis nur noch der Fuß quasi übrigbleibt – und die junge Frau zu Recht frenetisch minutenlang mit Beifall gefeiert wurde.
Im Rahmen des Abends nutzte Klinge die Gelegenheit, auf ihr „Herzensanliegen“ und ihre Mitarbeit in dem Verein „Child Care Initiative“ für Kinder in Uganda hinzuweisen – eine soziale Komponente in dem Wirken einer kreativen Frau mit einem großartigen Vortrag an diesem Abend.

„Oh, wie schön ist Panama“

Das Rheinische Landestheater Neuss zeigte in seinem Gastspiel im Bühnenhaus den Klassiker „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch.
Allein schon das zauberhafte Bühnenbild von Amelie Hensel mit seinen beweglichen Requisitenteilen – Kisten, Urwaldbäumen, der Leiter und den vielen anderen Kleinigkeiten – bot dem Zuschauer eine visuelle Anregung, die zu der Phantasie des Originals durchaus passte.
Schlicht schön

Dazu kamen noch die schlicht-schönen Kostüme, die den vielen unterschiedlichen Tieren – vom Raben bis zum Löwen, die von Emilia Haag dargestellt wurden, die jeweils passende Gestalt verliehen.
Und da war noch die eigentliche Geschichte, die von Sehnsucht und Neugier nach der Ferne, der Suche nach Glück und einer besonderen Freundschaft handelt.
Denn eigentlich sind ja der kleine Bär (gespielt von Katharina Dalichau) und der Tiger (Hubertus Brandt) glücklich, finden Pilze, gehen gerne angeln – bis der Bär auf einmal eine Kiste entdeckt, die aus Panama stammt und von oben bis unten nach Bananen riecht.
Beide beschließen: Panama ist das Land unserer Träume – und so machen sie sich zu zweit auf die Suche nach diesem ihnen unbekannten, aber in ihren Gedanken wunderschön erscheinenden Land mit Palmen und Bananen und Fischen und allem, was man sich nur denken kann.
Ihr Weg führt dabei über den Fluss, zum Bauern und durch den Wald bis in die höchsten Höhen.
Dabei begegnen sie immer wieder unterschiedlichen Tieren – von der sprachlich „britisch“ angehauchten Maus über den sie immer wieder begleitenden Frosch, den Löwen, der sich mit dem Bären ein lautes Brüllduell liefert, bis zu dem federnden Raben, der sich zu „Fly away“ von Lenny Kravitz an der Gitarre begleitet und ihnen zumindestens einen Aussichtsplatz in Richtung Panama verschafft.
Panama bedeutet Mut und Glück

Und die Tier-Figuren erinnern den Zuschauer immer wieder daran, was die eigentliche Botschaft des Stückes ist – ob sie nun den alten Rühmann-Klassiker „Ein Freund, ein guter Freund“ zu hören bekommen oder den Gedanken, dass „Panama“ eigentlich „Mut und Glück“ bedeutet.
Den Kindern und ihren Etern machte das Stück jedenfalls sehr viel Freude – und das größte Kompliment dafür, dass den Schauspielern es gelungen war, das alles rüberzubringen, steckte in der Antwort der sechsjährigen Johanna aus Kevelaer auf die Frage, welches Tier und was ihr überhaupt am besten gefallen hatte: „Panama“.

Im Endspurtmodus

Es sieht gelassen und zugleich konzentriert aus, wie sich die Schauspieler des Kolping-Ensembles in den Kulissen auf der Bühne des Petrus-Canisius-Hauses bewegen.
Von außen nutzt Co-Regisseur Franz Girmes die Gelegenheit, die Akteure auf der Bühne auf einen wichtigen Aspekt aufmerksam zu machen: „Gewöhnt euch daran, laut zu sprechen“, macht er deutlich.
Danach schlüpft er wieder in die Rolle des herrischen Bürgermeisters, der seine Umgebung so sehr terrorisiert, dass sich seine Sekretärin von ihm abwendet und die Ehefrau (gespielt von Ulla Ries) entschließt, sich zu emanzipieren und eine Agentur zu gründen – inklusive weiterer heiterer Verwicklungen. In einer anderen Szene merkt der Schauspieler Girmes mit einem Mal, was er nicht getan hat: seinen Part spielen. „Ich hab meinen Einsatz vergessen“, sagt er. Die Mitspieler nehmen es alle gelassen.
Alle zwei Jahre wieder

Die Kolping-Schauspieler sind schon mächtig im Probenstress. Foto: AF


Alle zwei Jahre zaubert das Kolping-Ensemble ein heiteres Stück auf die Bühnenbretter des Canisius-Hauses. „Im November 1994 haben wir unser erstes Stück aufgeführt“, erzählt Hildegard van Aaken, die zweite Co-Regisseurin und einziges noch aktives Gründungsmitglied.
In dieser Zeit hat das Ensemble zwölf verschiedene Stoffe dargeboten – in diesem Jahr ist es die Komödie „Aufruhr in Hoppenstedt“. „Das hat uns allen auf Anhieb gefallen“, erzählt ihr Mann Rudi van Aaken.
Die Vorbereitungen zu dem Stück laufen seit Ende 2018. „Intensiv proben wir seit Januar, und jetzt geht es richtig los“, formuliert Hildegard van Aaken ihre Hoffnung, dass alles klappen wird. „Nächste Woche proben wir jeden Tag, das wird schon“, sagt die Leiterin der Gruppe.
Für dieses Mal hatte das Ensemble mit Umbrüchen zu kämpfen: einige Ensemblemitglieder schieden altersbedingt aus, sodass jüngere Interessierte wie Tanja Koppers dazukamen. „Ich hab vor Jahren schon gesagt, ich komme dazu, wenn die Kinder größer sind.“ Jetzt ist sie erstmals mit dabei und „es macht mir sehr viel Spaß“, auch wenn es „im Moment etwas viel ist.“
Nick Meiners hat einen besonderen Part: „Es gibt in unseren Stücken immer einen, der nicht richtig hören oder sehen kann, und einen Betrunkenen. Diesmal hab ich die Besoffenenrolle.“
Der Abschied von Heinz Peters machte es erforderlich, dass sich Hildegard van Aaken und Franz Girmes die Regiearbeit teilen. „Das ist schon schwierig, weil man nur situationsbedingt agieren kann, sobald man spielt“, meint Girmes. Auch van Aaken spielt in dem Stück eine kleine Rolle.
Aufführungen am 5. und 6. April
Beide sind sich aber einig: Bangemachen gilt nicht. Und sie freuen sich auf die Aufführungen, die am 5. April um 20 Uhr und am 6. April (15 und 20 Uhr) im Petrus-Canisius-Haus stattfinden werden. Dann wird übrigens auch das „Kevelaerer Blatt“ eine ganz besondere Rolle spielen.

Theatersaison bringt viel Komödiantisches

Das Lachen müssen sich die Kevelaerer Theaterfans in der kommenden Spielzeit 2019/2020 im Bühnenhaus nun wirklich nicht verkneifen. Mehr als die Hälfte der geplanten Stücke tragen, diesbezüglich einem Prädikat gleich, das Genre „Komödie“ im Untertitel; das Musical „Der keine Horrorladen“ rückt zudem mit seinen Comedy-Untiefen und Horror-Höhen ganz in die Nähe.
Einzig Schillers Räuber kommen etwas weniger komisch vor, sondern eher mit klassisch geschwellter Brust daher. Sollen sie doch, sie lassen dafür bei den Verfechtern klassischer Bühnenliteratur die Mundwinkel nach oben wandern. Man darf gespannt sein auf das Gewand, das die in den vergangenen Jahren so erfolgreiche Burghofbühne Dinslaken dem Intrigenspiel überwerfen wird.
Eröffnet wird die Saison mit einer Komödie von René Heinersdorff. Als „Komplexe Väter“ kriegen sich Hugo Egon Balder als leiblicher und Jochen Busse als Ziehvater einer Tochter höchst amüsant in die Köppe, als diese mit einem wesentlich älteren Freund ankommt.
Noch komplizierter wird es, wenn das „Chaos auf Schloss Haversham“ ausbricht. Dabei will die studentische Theatergemeinschaft doch einfach nur einen Krimi auf und über die Bühne bringen. Doch bei dem, was alles schiefgeht, wird ganz schnell eine Komödie draus.
Kriminell wird‘s erst danach wirklich: „Der Fremde im Haus“ ist ein veritabler Psychothriller von Agatha Christie, weit entfernt von ihren sonst so schön verschrobenen Krimi-Ermittlern, aber gerade deshalb so spannend.
Auf eine spannende Spurensuche begeben sich auch zwei Reporter: Der wohl beliebteste Fernsehsketch Deutschlands, „Dinner for One“, ist Namensgeber für die Komödie, in der die beiden die möglichen Hintergründe des so gerne und oft wiederholten 90. Geburtstags-Essens erkunden. Und wie immer werden dabei natürlich Tränen gelacht.
Letztere mögen auch hernach fließen, doch eher durch Rührung: „Dieses bescheuerte Herz“ heißt die Tragikomödie von Lars Amend und Daniel Meyer – nach einer wahren Begebenheit und Verfilmung von Marc Rothemund. Nach einem beachtlichen Kinoerfolg im vergangenen Jahr und basierend auf dem gleichnamigen Bestseller des herzkranken Teenagers und seines Co-Autors bringt d9e Lanesbühne Rheinland-Pfalz nun eine Bühnenfassung zur Uraufführung.
„Der kleine Horrorladen“ ist schon fast ein Klassiker des Musical-Genres. Das Stück spielt mit skurrilen Horro-Elementen, saftigem Slapstick-Klamauk und toller Musik. Man darf wirklich gespannt sein, was das Landestheater Detmold aus diesem von Musical-Bühnen manchmal etwas zu sehr schmonzettiertenPflanzensalat machen wird. Lustig wird das auber in jedem Fall – beziehungsweise wird es bleiben.
Die Stücke 19/20
Komplexe Väter: 20. September 2019, Produktion: René Heinersdorff
Chaos auf Schloss Haversham: 29. Oktober 2019, Tourneetheater Thespiskarren
Der Fremde im Haus: 19. November 2019, Theatergastspiele Fürth
Dinner for One: 21. Januar 2020, Comödie Dresden
Die Räuber: 11. März 2020, Burghofbühne Dinslaken
Dieses bescheuerte Herz: 6. April 2020, Landesbühne Rheinland-Pfalz
Der kleine Horrorladen: 14. Mai 2020, Landestheater Detmold
Abo und Karten
Abonnements (55 bis 90 Euro) und Einzelkarten 9 bis 16,50 Euro) gibt es beim Service-Center Stadtmarketing und Kultur im Rathaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer, Peter Plümpe-Platz 12. Hier gibt es auch Karten für die beiden kulturellen Reihen „Puppenspiel 18+“ und „Kultur für Kinder“. T.: 02832- 122 – 162, E-Mail: kultur@kevelaer.de