Die neuen Alten begeistern im Bühnenhaus

So ganz „taufrisch“ sind sie nicht mehr. Und dennoch stürmen sie lauthals ihr neues Zuhause. „Wir sind die Neuen“ schreien sie ein bisschen auch die Erleichterung darüber hinaus, im Alter gemeinsam ihre Studenten-WG neu aufleben zu lassen. Als Film relativ erfolgreich, hat die von Komödien-König René Heinersdorff inszenierte gleichnamige Schauspielfassung inzwischen einige Bühnen erobern können.

Große Namen

Das liegt sicherlich zu einem großen Teil auch an großen Namen: Simone Rethel, Lutz Reichert und Joachim H. Luger spielen die in allen Ehren ergrauten Alt-68er so locker-leicht, als hätte es nie eine Mattscheibe oder eine Yellow-Press zwischen ihnen und dem Publikum gegeben. Fast schon ein wenig zu euphorisch wuseln sie durch gute anderthalb Stunden reine Spielzeit und haben dabei immer die Lacher auf ihrer Seite. Einzig die stillen Momente kommen in der Inszenierung ein wenig zu kurz. Das bleibt vor allem Lutz Reichert vorbehalten, in der Rolle des Eddie, bei dem man diese Nachdenklichkeit am Wenigsten erwartet.

Der olle Charmeur, die schleiereulenverliebte Biologin und der für das Recht des „kleinen Mannes“ kämpfende Anwalt sind jedoch nicht die einzigen, vielleicht ein klein wenig zu holzschnittartigen Figuren, die die Spielräume andeutende Bühne beleben. Da gibt es noch die Über-WG der jungen Studierenden (Katarina Schmidt, Julie Stark und Florian Gierlichs), die quasi den eindimensionalen Gegenpart bilden. Ein wenig Zeit brauchen sie, um von ihren Laptops aufzusehen und außer der Ruhe- und Alltagsablaufs-Störung noch ein bisschen mehr von sich und den neuen Alten zu Kenntnis zu nehmen. Dann aber kommt‘s, wie‘s kommen muss: Die Alten drehen den Spieß um, helfen den Jungen aus der zwanghaften Seite der Spießigkeit in eine souveräne Gelassenheit, die das Alter scheint‘s so mit sich bringt.

Auch die jungen Schauspielerinnen und der junge Schauspieler haben sichtlich Spaß an der Aufarbeitung der Generationenfragen und entwickeln ihre Rollen zu gleichwertigen Bühnencharakteren.

Kein Ende, aber absehbar

Auch wenn das Ende kein Ende, aber absehbar ist – das ist halt ein wichtiger Wesenszug der Boulevard-Komödie – bietet die Handlung genug komische und anrührende Wendungen für einen kurzweiligen Theaterabend. Das Kevelaerer Publikum belohnte die wunderbaren Schauspielerinnen und Schauspieler mit begeistertem, langanhaltendem und dankbarem Applaus.