Projektarbeit der Missionare in Ghana

„Ghana – ein Land mit Herz“. Für Michael Schmitz ist dieser afrikanische Staat an der Atlantikküste vor einem Vierteljahrhundert zu einem neuen Zuhause geworden. Seine Heimatstadt Kevelaer besucht der Missionar regelmäßig alle zwei Jahre für mehrere Wochen. Längst hat er sich an das Klima und die Lebensumstände in Ghana gewöhnt.
Als Bruder Michael 1992 als einer der ersten mit seinen Mitbrüdern die Projektarbeit in Ghana begann, fanden sie praktisch nur Busch und Urwald vor. Der Orden der Salesianer Don Boscos ist in 153 Ländern der Erde tätig, mit der Aufgabe, den in Armut lebenden Kindern und Jugendlichen eine Zukunft zu ermöglichen. Ghana war eines der letzten Länder, das dringend Hilfe benötigte.
Am Anfang stand die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser, Handpumpen wurden installiert. Es folgte der Bau von Schulen und Kapellen. Im Jahre 1996 konnte in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein erstes Ausbildungszentrum eröffnet werden. In diesem Berufsschulzentum gibt es heute über 300 Azubis, die in unterschiedlichen Berufen ausgebildet werden z.B. im Maurerhandwerk oder in der Hauswirtschaft. Auf dem Gelände befindet sich auch das Ausbildungshaus des Ordensnachwuchses, in Afrika erfahren die Ordensgemeinschaften einen regen Zulauf.
Für Michael Schmitz reihten sich unterschiedliche Projekte in der Jugendarbeit aneinander. Die Arbeit mit den jungen Menschen war von Beginn an, genau sein Ding. Ganz bewusst hatte er sich für den Orden Don Boscos entschieden und lebt seine Einstellung bis heute. Seit 2008 ist es das Straßenkinderprojekt im 30.000 Einwohner zählenden Bankuman, für das er sich tatkräftig einsetzt. Im dortigen Dominic-Savio-Center besuchen die Kinder die Schule, aber es gibt auch Freizeitaktivitäten, Fußball ist da ein wichtiger Bestandteil. Das jährlich stattfindende Holiday-Camp ist „Ameland-Live“, erzählte Bruder Michael in seinem Vortrag.
Die Menschen in dem Stadtteil am Hafen sind arm. Die Erträge, die sie mit der Fischerei erreichen, sind gering. Durch Japaner, Chinesen und andere, die in großem Maße das Meer ausbeuten, bleibt für die Einheimischen nicht viel übrig. Die meist kinderreichen Familien leben in beengten Verhältnissen. Es ist nicht einfach Arbeit zu finden, es gibt keine Lebenswerte und traurige Geschichten sind an der Tagesordnung. So verschwinden oft ganz plötzlich Kinder oder Eltern. Die Hauptstadtteile sind gegliedert und die Unterschiede zwischen arm und reich sind erheblich. Jedes zweite Kind besucht trotz Schulplflicht nicht den Unterricht, weil es arbeiten muss.
Es herrscht ein ständiger Kampf ums Überleben. Noch vor 10 Jahren gab es weder Strom noch Wasser. Außerdem gibt es auch Alkohol- und Drogenprobleme. Das Mittagessen ist für die meisten Kinder die einzige Mahlzeit am Tag, abends ist kein Fisch mehr übrig.
Politische Verfolgung ist kein Thema und auch das Zusammenleben der unterschiedlichen Religionen ist friedvoll, man respektiert die anderen. Bisher hat es noch keinen Bürgerkrieg gegeben und auch von der damaligen Ebola-Krise ist Ghana verschont geblieben. Bruder Michael berichtet, dass in den betroffenen Nachbarländern auch Mitbrüder in ihrem Einsatz für die Kranken an der Krankheit verstorben sind. Er gibt zu, dass er das nicht hätte machen können.
Ziel der Projektarbeit ist, dass die Menschen im Land bleiben, denn jeder Euro wird für die Kinder gebraucht. Die Einheimischen finden keine Arbeit und verlassen das Land, während die großen Firmen ihre eigenen Arbeiter mitbringen.
„Don Bosco ist am Puls der Zeit“, sagt Bruder Michael, der in Ghana liebevoll „Obolo“ genannt wird, was soviel heißt wie „dicker oder starker Mann“. In Kürze wird er wieder zurück nach Ghana fliegen, gerade noch rechtzeitig, bevor es hier am Niederrhein so richtig usselig wird. In Afrika wird er dann demnächst dorthin zurückgehen, wo er angefangen hat. Seine Zukunft sieht er darin, den heranwachsenden Mitbrüdern im Noviziat das „Bruderbild zu vermitteln, das viele noch nicht kennen.“ In Ghana haben die Brüder und Priester den gleichen Stellenwert.
Aber zunächst einmal wird nach seiner Rückkehr das 25-jährige Jubiläum gefeiert, ganz bestimmt mit viel fröhlichem Gesang. Und sein Herz gehört weiterhin den Kindern und Jugendlichen.