Weihrauch, Glockenspiel und Ablass
Bereits vor drei Jahren begeisterte Ulrike Böhmer mit ihrem Program „Die Letzte macht das Licht aus“ zum 150-jährigen Jubiläum der Marienbasilika das Publikum im Petrus Canisius-Haus. Da erschien es der katholischen Frauengemeinschaft St. Marien nur folgerichtig, die Kabarettistin aus Iserlohn im Rahmen der 375-Jahr-Feier mit ihren neuen Programm „Hier stehe ich. Ich kann auch anders“ erneut in die Marienstadt einzuladen.
Gertrud Koenen durfte vor Beginn des Abends noch Grüße vom neuen Weihbischof ausrichten. Rolf Lohmann wäre gerne gekommen. „Vor drei Jahren hatte er hier eine Menge Spaß gehabt“, erinnerte sich Koenen. Viel Spaß gab‘s auch diesmal im vollbesetzten Saal des PCH. Mit „Tach zusammen“, bahnte sich Ulrike Böhmer den Weg durch das Publikum. Alias „Erna Schabiewsky aus Dortmund-Ewig“ kam sie im knallroten Jackett und Rock, schwarzen kurzen Kniestrümpfen und Hut daher. „Die Hütte ist voll, auch auf den hinteren Plätzen“, winkte sie der Pilgergruppe aus Sekant zu.
Sie machte deutlich, dass sie als Kind „die volle Dröhnung Weihrauch“ abbekommen hat, „wo es noch keinen Umweltschutz gab.“ So sei sie zur „Konifäre in Katholisch“ geworden, ohne die in der Gemeinde nix läuft. „Ich bin die rechte und die linke Hand des Pastors.“ Die Volllblutkünstlerin streifte in dem zweistündigen Programm mit vollem Körpereinsatz die Themen rund um die katholische und evangelische Kirche.
„Ich hab im Grunde keine Ahnung von Luther, aber von 1300 Jahren Wallfahrt“, konnte sie eigentlich zu dem „Reform-Luther-Gedöns“ nur was sagen, weil der Obermessdiener („Der Einzigste bei uns“) Ulf Brotschweski für sie recherchiert hatte. Um dann zu behaupten, dass „die Heilige Elisabeth, die von ner Caritas-Konferenz, den Luther auf der Wartburg versteckt hat“ und den Dank auszudrücken, „dass der die Bibel übersetzt hat, sonst versteht die keiner.“
Als bei ihrem Luther-Quiz auf die Frage, was am 31. Oktober Wichtiges war, statt dem Anschlagen der 95 Thesen die Antwort: „25 Jahre orthodoxe Johanneskapelle“ kam, brauchte sie ers mal nen Schnaps. „Sie müssen mal aus Kevelaer rausfahren“, lautete ihre spontane Empfehlung. Spontan war Böhmer auch als das Glockenspiel um 8 Uhr läutete, fragte sie: „Is dat‘n Handy? Hier wird geläutet, wie man lustig ist.“ Entsetzen drückte sie aus, als sie beim Suchen der „Dom-Zeitung“ unter den Heften den „Playboy“ fand und dem Priester Ulf die Schuld gab. „Du merkst, dass so‘n katholischer Pfarrer nicht verheiratet ist wie mein Herbert. Der findet bessere Ausreden.“
Böhmer machte klar, dass es nicht nur bei den Evangelen, sondern „bei unseren Heiligen auch nicht so stimmt“. Sie erläutert, dass mit dem Segen „Urbi et Orbi“ der Ablass „aus dem Fernseher raus zu Dir“ kommt.
Und sie gab einen praktischen Hinweis, wie man diesen „Ablass“ immer wieder originell auffrischen kann, weil ihr Herbert den Segen auf Video aufzeichnet. Denn „wenne über die Stränge schlägst, machste Urbi et Orbi an und kannst am nächsten Tag von vorne anfangen.“ Ein praktischer Hinweis, über den die Gläubigen herzlich lachen konnten.