Nachwuchs braucht Chancen
Kevelaer. Peter Hohl, seit 1975 im Kreistag, seit 1994 Mitglied der Landschaftsversammlung LVR und im Fachausschuss Zweckverband VHS Goch, Uedem und Kevelaer, hat sich im Laufe der jüngsten Zeit von allen parteipolitischen Ämtern innerhalb der CDU zurückgezogen.
1945 in Benkendorf, Sachsen-Anhalt geboren, verbrachte er die Kindheit in Uedemerbruch und seine Jugend in Uedem. Nach dem Abitur in Goch absolvierte er für ein Theologiestudium die Sprachsemester an der evangelischen Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Nachdem er als Assistent von Peter Michael König (zunächst SPD, dann CDU) im Bundestag gearbeitet hatte, war er von Politik infiziert und studierte in Münster und Bonn Pädagogik und Politik fürs Lehramt. Als Lehrer unterrichtete er evangelische Religionslehre, Deutsch und Geographie. 1972 zog es ihn wieder an den Niederrhein zurück, wo er an der Hauptschule in Weeze unter anderem Roland Pofalla und Ulrich Franken unterrichtete. Nach kurzer Zeit im Rat der Stadt Kevelaer („Da war ich eine Schwangerschaft lang“, schmunzelt Hohl), ging er in den Kreistag und übernahm zunehmend viel leitende Funktionen auf Kreisebene.
Das Kevelaerer Blatt führte ein Gespräch mit dem engagierten Politiker:
KB: „Herr Hohl, Ihr Leben ist bisher eng mit der Politik und politischen Ämtern verbunden gewesen. Wie wir gehört haben, haben Sie jetzt das letzte parteipolitische Amt abgegeben, warum?“
Hohl: „Damit die nachwachsende Generation auch ihre Chance bekommt, habe ich zuletzt den Kreisvorsitz der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) in der CDU im Kreisverband Kleve abgegeben. Auch der Beisitzerposten im Kreisvorstand der CDU und der Bezirksvorsitz des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU gingen in jüngere Hände über. Stellvertretender Vorsitzender der CDU Kevelaer wurde ein jüngerer Parteikollege. Was ich nicht abgebe, ist mein inneres und äußeres Engagement für die CDU, dafür braucht man kein Amt zu bekleiden, das geht auch ohne.“
KB: „Welches der Ämter lag Ihnen besonders am Herzen?“
Hohl: „Die KPV, weil man dort am engsten an der Umsetzung der neuen kommunalpolitischen Verfassung in NRW (gemeinsame Spitze der Verwaltung und der Repräsentation) beteiligt ist und sich einbringen kann. 260 Mandatsträger im Kreis Kleve wurden durch eine Fortbildung „Fit fürs Mandat“ geschult. Außerdem konnte ich dort Einfluss auf die Systematik der Kommunalfinanzierung nehmen, zum Beispiel beim Kindergarten-Gesetz. Ich habe dort ein regelmäßiges Treffen der Rats- und Kreistagsfraktionen eingeführt, um sich zu Themen auszutauschen und sich abzusprechen.“
KB: „Was war Ihr wichtigstes politisches Ziel, was Sie erreichen wollten?“
Hohl: „In der Politik gibt es ständig fortschreitende Prozesse. Die muss man kritisch begleiten und schleichende Veränderungen sehr genau im Auge haben, damit man darauf aufmerksam wird, wenn etwas in die falsche Richtung läuft.“
KB: „Gibt es etwas, was Sie im Rückblick auf Ihre Tätigkeit heute anders machen würden?“
Hohl: „Ich würde, glaube ich, alles gleich machen. Die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden der Kreis KPV ist für mich hierbei eine Bestätigung. Besonders die Mitgestaltung in der überörtlichen Politik (Landesvorstand KPV) wo ich den Kontakt und den Austausch in der kommunalen Familie fördern konnte, würde ich heute auch wieder durchführen.“
KB: „Was geben Sie Ihren Nachfolgern mit auf den Weg?“
Hohl: „Ich würde Ihnen empfehlen, die Aus- und Weiterbildung weiter zu fördern. Die Mandatsträger müssen fitgehalten werden. Aber ein Mensch wie zum Beispiel Matthias Reintjes, Fraktionsvorsitzender der CDU in Emmerich, hat in seinen jungen Jahren schon so viel gelernt, dass er keine großen Ratschläge von mir braucht. Der Generationenwechsel in der CDU ist gelungen, denn wir sind nicht nur dazu willig, sondern auch fähig. Mir ist es heute fast wichtiger, die Meinung über die Politik zu verbessern, als die politische Meinung lauthals zu verkünden.“
KB: „Was bleibt nach so vielen Jahren Einsatz?“
Hohl: „Dankbarkeit, dass man nicht nur ertragen, sondern getragen wurde. Neben meinem Mandat im Kreistag, das noch bis 2020 geht, kann ich mich gut beschäftigen. Mein Hobby Malen wird wieder etwas intensiviert, meinen Flügel werde ich häufiger bespielen und ich freue mich, dass ich noch mehr Zeit für die Arbeit als 1. Vorsitzender des Fördervereins für das Niederrheinische Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V. habe.“
KB: „Vielen Dank, dass Sie uns für unsere Leser Auskunft gegeben haben. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.“
Das Gespräch führte
Jörg von der Höh