Nachbarn

Ich bin eigentlich sehr froh, dass ich nicht „weitab der Zivilisation“, sondern rechts und links und auch gegenüber mit Menschen zusammen lebe – mit Nachbarn eben.

Ein kurzes Wort, aber besetzt mit vielen Gedanken an Tradition und frühere Zeiten, wo das Miteinander noch einen viel höheren Stellenwert hatte, als es heute aussieht. Da half man sich gegenseitig bei größeren Dingen wie dem Hausbau oder auch kleinen wie dem Tragen helfen nach dem Einkaufen. Fragen und Bitten wie „Kannste mal eben rüber kommen? Ich hab da ein Problem…“ stellte man ebenso selbstverständlich, wie es die prompte Hilfe gab, die darauf erfolgte.

Solche Dinge erlebt man heutzutage gefühlt immer weniger. Ein Generationenproblem ist das nicht, wohl aber, so scheint’s, eine Frage der Generationen. Doch auch bei den jüngeren Altersgruppen sind gottlob noch traditionsbewusste und –bemühte Ausnahmen zu finden.

Monate und Jahre gehen dahin, in denen man den Nachbarn zur Rechten fast täglich sieht, sich freundlich mit dem auf der Linken unterhält, sich zu Geburtstagen und zum Nachbarschaftsfest ebenso wie zu traurigen Anlässen trifft.

Alles läuft seinen gewohnten Gang, bis ein Möbelwagen in der Straße steht und die liebe Nachbarin – zwar lange angekündigt – aber gefühlt plötzlich und unerwartet wegzieht. Ein letztes Mal „Kannste mal eben kommen – ich krieg den Wasserhahn im Keller nicht zu.“ Natürlich geht man hin, leistet auf diese Weise dem unvermeidlichen Abschied auch noch Vorschub.

Was dann noch bleibt, ist ein letzter Händedruck, eine Umarmung noch, und das Motorengeräusch des abfahrenden Wagens will man gar nicht hören. Tja – das sind Nachbarn.

Mechel verdrückt ein Tränchen und seufzt: „Ek hoap, dat in dat läge Hüß wehr enne guije Noaber intrekkt.“

Euer Hendrick