Kompromiss zu Kapellen- und Stalenus-Platz vorgestellt

Dass Bürgermeister Dominik Pichler nach der 90-minütigen Veranstaltung von einer recht „ruhigen“ und sachlichen „Debatte“ sprechen konnte, hatte sich schon früh abgezeichnet. Mit ihren Wortbeiträgen hatten der Wallfahrtsrektor Gregor Kauling und Dominik Pichler selbst den Ton und damit auch ein Stück die Richtung vorgegeben, in der die Diskussion anschließend verlief. „Das ist im Kompromisscharakter gut gelöst worden“, machte der Wallfahrtsrektor bei der Begrüßung der gut 80 Bürger und Bürgerinnen im Petrus-Canisius-Haus deutlich.

Drei Aspekte wesentlich

Drei Aspekte seien bei der Gestaltung des Platzes letztendlich wesentlich gewesen, sagte Kauling: „Dass es um den Erhalt der ökologischen Substanz geht“, dass der Kapellenplatz städtebaulich von seiner Idee her erhalten wird und „dass es möglich ist, mit Handicap gehgerecht auf dem Kapellenplatz unterwegs zu sein.“

Bei den Zielkonflikten, die dabei entstehen, seien diese Ansprüche „nicht in in allen Faktoren hundertprozentig lösbar“, machte er klar. Er zeigte sich dankbar darüber, dass es „so ein intensiver Prozess“ war, auch wenn es zwischendurch mal „gezuckt und geknallt“ hat, meinte er auch in Bezug auf die Baumdiskussion. „Da muss man dann immer neu drauf gucken und schauen, was ist den Menschen wichtig.“

Bürgermeister Dominik Pichler freute sich über den doch noch regen Zuspruch, machte aber ganz klar deutlich, „dass ich mir mehr Kommunalpolitiker hier gewünscht hätte“, damit sie auch die Stimmungslage der Bürger mitbekommen, wo das Ganze doch noch in den Hauptausschuss und im Rat zur Schlussberatung und Entscheidung ansteht.

„Lohnt es sich, den Platz überhaupt anzupacken oder den zaghaften Versuch zu wagen, in allen Punkten 90 Prozent zu erreichen?“ Diese Frage habe man sich in der Verwaltung und der Politik schon gestellt – und sich am Ende dafür entschieden. Auch Pichler begrüßte den Kompromiss und beschrieb sowas wie die Quadratur des Kreises, die man da angegangen sei, „dass man dem Kapellenplatz nicht ansehen soll, dass er sich verändert hat“, obwohl man ihn verändert. Der Stalenus-Platz, der eh „nicht so ein großer Wurf“ sei, könne eine größere Veränderung erfahren. Er gab dann Stadtplaner Franz Heckens das Wort.

Kopfsteinpflaster glätten

Heckens durfte dann die Pläne zu beiden Plätzen nochmal ausführlich erläutern. Beim Johannes-Stalenus-Platz gehe es um die Schaffung einer Aufenthaltsqualität, statt den Bereich nur als Durchgang zu verwenden. Die Oberfläche soll erneuert, die Hauptkanäle und der Regenabfluss sollen in Angriff genommen werden. Das vorhandene Kopfsteinpflaster soll auf beiden Plätzen mit denselben Steinen, aber etwas glatter, ausgelegt werden. Dazu kommen noch zwei Meter breite Wegestreifen, die auch aus dem gleichen Grauwacke-Naturstein stammen, aber mit einer geschnittenen Oberfläche, um den Platz für Rollstuhlfahrer begehbar zu machen.

Den Kapellenplatz neugestalten, ohne dass man es ihm ansieht – kann das gelingen? Foto: Archiv

Auf Nachfrage räumte Heckens ein, dass es sich bei den Wegestreifen nicht um eine hundertprozentig glatte Fläche handelt, die auch nicht unbedingt der DIN-Norm entspricht. „Dazu müsste man Rippen- und Noppenplatten weiß einlegen. Das würde aber den Charakter des Platzes zerstören.“ Deswegen würden die Flächen also „nicht so sein […], wie es für sehbehinderte Menschen wünschenswert wäre.“ 

Das kritisierte der frühere Verwaltungsleiter von St. Marien, Gottfried Mölders. „Nach spätestens zwei Jahren nimmt man die Unterschiede der Flächen optisch nicht mehr wahr.“ In Sachen Denkmalschutz habe man oft „extrem andere Wege gewählt. Es geht um Sicherheit“, machte er deutlich. „Das ist sonst rausgeschmissenes Geld.“ Heckens beharrte: „Es geht auch um den Platz.“ 

Die Eiben werden beseitigt, neue Bäume kommen

Was den Baumbestand betrifft, sollen die beiden Zierkirschen am Eingang der Basilika und die Platane hinten bleiben. Die Eiben zwischen Toilette und Basilika würden aufgrund der Feuchtschäden-Problematik beseitigt werden, sagte Heckens. „Das Ganze wird heller und freundlicher“, versicherte er. Ergänzend dazu sollen schmalkronige Bäume entlang der Fassaden gesetzt werden, die aber nicht an die Fassaden heranreichen und deren Wurzeln so geschützt werden, dass die nirgendwo tief einwachsen. Doppelbänke und Bewegungselemente sollen das Ensemble ergänzen. „Was da hinkommen kann, das klären wir aber mit der Kirche.“

Ein Anlieferverkehr werde am Parkplatz weiter möglich sein, Pilger werden dort auch mit Rollator aussteigen können, wenn man die Poller dort kurz wegnehme. Nahe der Basilika sollen ebenso Fahrradständer hinkommen.

Keine Rennstrecke

Beim Kapellenplatz werde das gesamte Pflaster aufgenommen und mit barrierearmen Streifen wie bereits beschrieben verlegt.  „Man wird gucken, ob man die Drainagerohre, die unter dem Kapellenplatz liegen, auch herausnehmen muss oder nicht, und die Zuleitungen zur Entwässerung“, so Heckens. Im Bereich der Busmannstraße sollen Heckenstrukturen und Baumpflanzungen entstehen – „keine geschlossenen Hecken, sondern kleinere Heckenbüsche zwischen den Bäumen im Meterbereich“, sagte Heckens. Die gemauerten Pflanzkübel, die dort zur Zeit bestehen, sollen weg. „Wir werden die Pflanzkübel so hinstellen, dass es keine ‚Rennstrecke‘ wird“, versicherte Heckens.   

Das führte zu einer kurzen Debatte aus dem Plenum über die Frage, ob man gerade die Gehbehinderten lieber nicht auf dem Weg entlang der Bäume schicken sollte. Sowohl Pichler wie Kauling machten klar, dass es doch eigentlich der Wunsch sei, dort Fußgänger und Rollstuhlfahrer zu haben und so automatisch auch Autofahrer zur Schrittgeschwindigkeit veranlasst würden.

Interessierte Bürger hörten sich die Pläne zur Umgestaltung des Kapellenplatzes an. Foto: AF

Unter den Bäumen parallel zur Kerzenkapelle sollen Doppelbänke und eine Grünfläche hinkommen. Und im Bereich der Eisdiele soll eine rechteckige Grauwacke-Oberfläche im Läuferverband entstehen, die sich vom Kapellenplatz abgrenzt. Inmitten dieses kleinen Platzes sollen Doppelbänke und drei kleine Bäume platziert werden. Der Verkehr werde dort in einem spitzeren Bogen geführt, „um die Geschwindigkeit da rauszunehmen“, sagte der Stadtplaner. Eine optische Beeinträchtigung der Wege und Geschäfte werde dadurch nicht entstehen, antwortete er auf eine entsprechend kritische Frage.

Keine Kalbshaxe an Karfreitag

Die Frage nach der Außengastronomie im Bereich Busmannstraße beantwortete Gregor Kauling. Es gehe da um die „Transparenz zwischen Welt und Heiligtum“, man werde da einen Weg zwischen Welt und Kirche finden. „Wir wollen das öffnen und haben es im letzten Dreivierteljahr positiv wahrgenommen, dass dort Menschen sitzen, vor allem auch Pilger.“ Zu gewissen Feiertagszeiten sollte es aber Gastronomie draußen nur zu bestimmten Zeiten geben, blickte Kauling auf seine Zeit in Altötting zurück, wo es am Karfreitag Kalbshaxe neben einer Prozession“ gegeben habe.

Bei der Frage, wann die Baumaßnahmen anlaufen sollen, blieb Heckens im Ungefähren. „Wenn alles gut läuft, Ende 2020 – vorsichtig gesagt.“ Einen Hauch präziser äußerte sich Norbert de Ryck, der technische Leiter der Stadtwerke-Tiefbauabteilung. „Wenn wirklich alles gut läuft, so nach dem Winter 20/21 im Frühjahr.“ Die Maßnahme werde man dabei nicht in einem Rutsch machen und sich mit der Kirche absprechen, sagte Heckens. Was die Reihenfolge betrifft, skizzierte de Ryck grob die Schritte, wie er sie sich vorstellen könnte: „Kerzenkapelle, Forum (als separate Maßnahme, wo die feste Bestuhlung durch lockere Bestuhlung ersetzt wird), Busmannstraße, Kapellenplatz, Maasstraße und Amsterdamer Straße bis Eisdiele, Gnadenkapelle bis Priesterhaus und dann Johannes-Stalenus-Platz.“

Angesprochen auf die weiteren Stadtentwicklungsschritte bezüglich des Luxemburger Platzes machte Heckens klar, dass man das für die anderen Maßnahmen zurückgestellt habe und mit der Kirche absprechen wird, „wann wir das aufgreifen.“ Und Dominik Pichler meinte nach der Veranstaltung bezüglich des Peter-Plümpe-Platzes nur: „Da müssen wir viel verändern, da ist Luft nach oben.“