Kevelaer hält zusammen

Erst in der Krise zeigt sich, ob man sich aufeinander verlassen kann. Angesichts der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bieten viele Menschen an, dass sie für Kranke, Ältere und Alleinstehende einkaufen gehen und Besorgungen erledigen, wenn diese das Haus nicht mehr verlassen können oder wollen. Koordiniert wird diese private Unterstützung vor allem über die sozialen Netzwerke.

UPDATE: Melden Sie sich bitte hier www.kevelaer-aktiv.de. Auf dieser Seite versuchen wir vom KB die Hilfs-/Serviceangebot für eine solidarische Nachbarschaftshilfe in Kevelaer und Umgebung zentral zu sammeln sowie die Lieferservices aufzulisten. Dies ist ein kostenfreier Service.

Dort bietet auch Marie Noel Brehl ihre Hilfe an. So schreibt die Winnekendonkerin: „Falls hier irgendwer gelegentlich Hilfe beim Einkaufen oder Gassi gehen braucht während der Quarantäne, ich würde helfen.“

Sich nicht nur in die Ecke hocken und darauf warten, was da kommt, dazu haben sich Silke Rosenetzke und ihre beiden Mitstreiterinnen der Kervenheimer Initiative „Mitfahrbank“ entschlossen (das KB berichtete). „Wir haben diese Gruppe vor ein paar Monaten gegründet, mit dem Wunsch, Mitfahrbänke zu organisieren.“ Bisher habe sich da in der Hinsicht noch nicht viel getan. Aber daraus sei nun die Whatsapp-Gruppe „Kervenheimer – WIR helfen“ entstanden. Die drei Frauen bilden das Administrator-Team. „Durch diese Aktion ist ein Netzwerk entstanden aus uns und dem Heimatverein. Und da gibt es noch die Gruppe „WIR für Kervenheim“, die auch schon länger existiert und mit der wir uns auch aktiv vernetzen.“

Praktische und schnelle Hilfe

Über die facebook-Gruppe „Kervenheimer“ werden alle gebeten, sich zu melden. „Die bekommen dann einen Link für die jetzt aktive Gruppe „Kervenheimer – WIR helfen“, erklärt Silke Rosenetzke. Dazu gibt es im Ort an allen öffentlichen Plätzen (der Burg, am Sportplatz, im ehemaligen Dorfladen, bei der Bäckerei Kürvers) Aushänge mit den notwendigen Informationen. „Wir sammeln erstmal Leute, die helfen wollen“, sagt die engagierte Frau. Dabei gehe es aktuell darum, „praktische und schnelle Hilfe anzubieten, zum Beispiel für alle, die ohne Auto aufgeschmissen sind.“ Denn es fährt ja kein Bürgerbus mehr nach Kervenheim. „Es gibt im Dorf nicht nur viele Ältere, sondern auch einige ohne Auto. Und hier kommt man halt nicht mehr weg.“

Es gehe dabei nicht um „Freizeitgestaltung, sondern, wenn jemand einkaufen, zum Arzt oder zur Therapie muss. Dass die, die helfen wollen, dann auch dann fahren, das wird über diese Whatsapp-Gruppe alles gesteuert.“ Neben diesen Personen gehe es auch um die „Leute, die nach Möglichkeit nicht mehr selbst einkaufen sollten, die Alten, aber auch die gesundheitlich Vorbelasteten, die Immunschwachen, die unterstützen wir genauso.“ Die sollten ihnen sagen: „Wir brauchen dies und das. Dann fahren wir los, kaufen ein, holen Rezepte beim Arzt, Medikamente in der Apotheke…“

Rosenetzke und Co. haben natürlich auch alle im Blick, die schon betroffen sind: „Diejenigen, die in Quarantäne sind, weil es einen bestätigten Corona-Fall gibt. Diese Leute brauchen auch Hilfe, haben vielleicht ein Haustier zum Ausführen, da helfen wir.“ Für alle sei die Geschichte rund um Corona „eine ganz neue Situation“, sagt Rosenetzke. Da gelte einfach eins: „Wir müssen jetzt gemeinsam zusammenstehen und da gemeinsam durch.“ Praktische Hilfe bringe da eine ganze Menge. „Zusammen stehen und zusammen helfen.“ Denn dass das keine leichte Zeit wird, von der keiner weiß, wie lange sie dauern wird, ist mittlerweile allen bewusst.

Es gehe halt darum, die Älteren und vorbelasteten Menschen „ob mit Covid-19, mit Herzinfarkt oder was auch immer“ zu schützen. „Da sollte sich jeder dazu aufgerufen fühlen. Wir hoffen, dass sich da ganz viele anschließen, wir da viel Solidarität bekommen. Und dass sich viele auch über die ‘Kervenheimer’-Gruppe mit einem Anliegen melden.“

Positive Resonanz

Die erste Resonanz ist auf jeden Fall positiv und das nicht nur in Kervenheim. So meldet sich zum Beispiel Ralf Schröder: „Super Idee und nochmal lieben Dank an Michael Holtmann, der mir schon vor einigen Tagen solch ein Angebot gemacht hat, obwohl ich mittlerweile in Weeze wohne. Zum Glück bin ich versorgt, für viele Bürger gerade in Kervenheim ist das so wichtig. Toll.“

Eingestellt auf die neue Situation durch das Coronavirus haben sich inzwischen auch die ersten Geschäftsleute. So bietet das Restaurant „Zum Einhorn“ eine kontaktlose Lieferung nach Hause an. Mittags und abends „Freihaus-Essen“ bietet nun auch die Pizzeria Elio an. Der Börgermeister hat ebenfalls kurzfristig einen Lieferservice auf die Beine gestellt. Und auch die Winnekendonker Schnitzelschmiede bringt das Essen bis vor die Haustür. Dort wird es abgestellt und der Besteller kurz telefonisch kontaktiert.

Alexander Florié-Albrecht & Christian Schmithuysen