Projekt Mitfahrbank in Kervenheim

Seit einem Jahr wohnt Steffi Tilch-Wagner mit ihrer Familie in Kervenheim. Aus Weeze wagten sie den Sprung in das Dorf. Einmal dort sesshaft geworden, fällt ihr jedoch auf: Aus Kervenheim wegzukommen und wieder dorthin zurück, erweist sich oft als schwierig. Nicht für sie selbst – Tilch-Wagner hat ein Auto. Doch was ist mit jungen und älteren Leuten oder Bürgern ohne Führerschein? „In Weeze kannten wir bis dahin eine relativ gute Infrastruktur und mussten feststellen, dass man aus Kervenheim schlecht wegkommt“, erzählt Tilch-Wagner.

Irgendwann dachte sie sich: „Mensch, ich sitze immer allein im Auto“ – jedes Mal, wenn sie zur Arbeit nach Geldern ins Krankenhaus fährt. Daraufhin habe sie im TV einen Bericht über eine sogenannte Mitfahrbank gesehen. Dabei handelt es sich um eine herkömmliche Bank, auf der Menschen Platz nehmen können, die eine Mitfahrgelegenheit suchen. Vorbeifahrende können dann halten und sich erkundigen, ob sich eine Mitnahme anbieten würde.

Als Tilch-Wagner das Thema Mitfahrbank in einer Kervenheimer facebook-Gruppe ansprach, erhielt sie viele positive Rückmeldungen, erzählt sie. Dann wurde das Projekt zum Selbstläufer. Sie habe eigentlich gar nicht vorgehabt, solch ein Projekt selbst zu stemmen, lacht die Wahl-Kervenheimerin. Schließlich stellte sie das Projekt dem Verein „Wir für Kervenheim – Dorfmarketing e.V.“ vor. Der Stein ist ins Rollen gebracht, jetzt stehen unter anderem Formalitäten an. Dann wird sich zeigen, ob Kervenheim eine Mitfahrbank bekommt. 

Nicht in Vergessenheit geraten

Bis dahin möchte Steffi Tilch-Wagner versuchen, über die öffentliche facebook-Gruppe „Mitfahren von und nach Kervenheim“ Fahrgelegenheiten zu vermitteln. Die Gruppe zählt inzwischen 64 Mitglieder. Es kamen bereits Angebote und Nachfragen rein. Um mit dem Projekt nicht allein dazustehen, hat sie sich Unterstützung geholt. Silke Rosenetzke und Melanie Lüdemann aus Kervenheim helfen aktuell bei der Organisation. „Irgendwie wollen wir anfangen, damit das Projekt nicht in Vergessenheit gerät“, erklärt Tilch-Wagner. In diese Gruppe kann jeder Mitfahrangebote oder Mitfahrgesuche einstellen.

Eines ist Tilch-Wagner bei all den positiven Rückmeldungen wichtig: „Den Bürgerbus wollen wir auf keinen Fall madig machen. Der ist super.“ Man wolle „jungen Leuten, alten Leuten Mobilität geben“ und „das ist auch der Umweltgedanke“. Wenn das Projekt „Mitfahrbank“ in Kervenheim etabliert wird, wolle man damit das Angebot des Bürgerbusses ergänzen – die Bürger noch flexibler machen. Silke Rosenetzke hat in der Vergangenheit bereits des Öfteren Bekannte mitgenommen, weil sie selbst mobil ist. Es sei allerdings abzuwarten, ob die älteren Bürger Kervenheims das Angebot annehmen würden. Vor allem für die Bürger ohne Affinität zum Internet wolle man eventuell Pläne aushängen, auf denen Mitfahrgelegenheiten angegeben sind, die stets zu festen Zeiten fahren.

Sicherheit steht an erster Stelle

Melanie Lüdemann betont, dass es „unkompliziert für beide Seiten“ bleiben solle. Dennoch, so die Organisatorinnen, denke man über eine Registrierung oder Ähnliches nach. Der Fahrdienst bleibe kostenlos und wäre, sofern das Projekt ins Laufen kommt, nicht gewerblich. Im Falle eines Versicherungsfalles trete die Haftpflichtversicherung ein. Der kleine Fahrplan mit festen Mitfahrgelegenheiten, der aktuell bereits existiert, schützt die Anbieter durch eine anonyme Veröffentlichung. Denn biete ein Bürger an festen Tagen zu festen Uhrzeiten Mitfahrgelegeneheiten an, so wisse am Ende jeder Leser des Plans, wann das Haus oder die Wohnung leer steht. Das wolle man vermeiden, so Tilch-Wagner.

Für Vorschläge und Hilfe sind die Organisatorinnen dankbar. Um am Ende mehrere Mitfahrbänke in Kervenheim aufzustellen, bedarf es noch einiger Organisation. Bei Interesse oder Vorschlägen sind die Organisatorinnen zu erreichen unter Tel. 0173-6936789 (Steffi Tilch-Wagner), 02825-5392539 (Melanie Lüdemann), 02825-938110 (Silke Rosenetzke).