„Horizonte“ nehmen Abschied

Die Musikgruppe „Horizonte“ hört auf – und blickt auf eine 20-jährige Geschichte voll Vitalität und Ereignisse zurück. Damals ging die Gruppe aus den früheren Musikern der Instrumental- und Singgruppe Kevelaer hervor, die unter anderem im Jahr 1992 aus Anlass des damaligen Wallfahrsjubiläums das Musikspiel „Wenn einer anfängt“ geschrieben und mehrfach aufgeführt hatte.

„Die Gruppe bestand seit 1972, da gab es drei bis vier Instrumentalisten zu Beginn und nachher 50 Kinder als Sänger, überwiegend Mädchen aus der Grundschule und älter“, erinnert sich Gitarrist und Sänger Hubert Lemken. „Das gab´s bis 1995.“

Die Grundidee der Musiker war es, Gottesdienste zu gestalten und das neue geistliche Liedgut den Menschen nahezubringen. „Damals war das noch neu, die Musik war überwiegend von Peter Janssens aus Telgte“, der das Terrain mit seinen Kompositionen und Musiken bearbeitete. „Das hieß „Jazz-Messen.“ Janssens führte auch Musicals wie „Ave Eva“ in Kevelaer auf, worin es um Maria geht – im gut besetzten Chorgesang mit Keyboard, Bass, Gitarre und Schlagzeug. „Das hieß dann Peter Jannssens Gesangsorchester.“

Das Ziel der Gruppe bestand darin, die Liturgie wieder zu beleben, mit Liedern über Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. „Wir haben das neue geistliche Lied in Kevelaer stark verbreitet und bekannt gemacht.“

1992 schrieben sie ein Musikstück mit dem Titel „Wenn einer anfängt“ zum 350-jährigen Bestehen der Wallfahrt in Kevelaer. „Dabei waren Josef Pauls mit den Texten, Alois van Doornick, der Pfarrer in St. Antonius, Peter Leenders und ich“, erinnert sich Lemken. Dabei waren aber auch schon Musiker, die später „Horizonte“ mitprägten wie Anton Koppers am Keyboard, Rainer Killich an der Querflöte und Ludger Fedke am Bass. „Wir haben die Stücke in Walbeck im Studio einstudiert und das Stück am 3. Juni 1992 vor über 1000 Zuschauern im Forum Pax Christi uraufgeführt, mit Bühnendarstellung – das war schon einiges. Da war sogar das ZDF da.“

Der überwiegende Kern von „Horizonte“ war als Sechs-Mann-Gruppe – Rainer Killich, Ludger und Karl Fedke, Hans Ries, Anton Koppers und Hubert Lemken – schon damals miteinander unterwegs, musizierte auf Pfarrfesten, machte Karnevalsmusik und spielte auf Hochzeiten bis 4,5 Uhr morgens, „um unsere Instrumente zu finanzieren“, so Lemken.

1998 kam eine Anfrage von der Xantener Eine-Welt-Gruppe, ob die Musiker für Misereor einen Gottesdienst musikalisch begleiten könnten. „Das war der Startschuss für Horizonte“, erinnert sich Lemken. Damals bildeten Hubert Lemken (Gitarre, Gesang), Anton Koppers (Keyboard), Rainer Killich (Querflöte), Ludger Fedke am Saxofon, Klarinette und später Bass sowie Jutta Stammen, Andrea Moll und Susanne Rütten am Gesang die Gründungsformation.

Die Band entwickelte im Verlauf ihrer 20-jährigen Karriere eine vielfältige musikalische Aktivität und schuf viele Anlässe und Höhepunkte, auf die die Musiker heute mit Stolz zurückblicken. Die Musiker begleiteten mit dem Abschlusskonzert im Forum Pax Christi seit 1998 die Wallfahrt der Kommunionkinder nach Kevelaer.

Anlässlich des 1250-jährigen Bestehens der Gemeinde St. Willibrord in Kellen entstand im Jahr 2000 das Singspiel „Ein Mann in Gottes Namen“; Lieder auf den Spuren des heiligen Willibrord. Es folgte das Singspiel „Das Mädchen und der Engel“, das im Dialog-Verlag Münster erschien und vor mehr als 10 000 Zuhörern gespielt wurde.

Und auch „Der Regenbogenfisch“, geschrieben zum 100-jährigen Bestehen des Marien-Kindergartens, ergänzt mit Workshops im Kindergarten und mit Texten von Josef Pauls, war ein schönes Erlebnis für beide Seiten. Um 2002/2003 herum löste Monika Hyna dann Jutta Stammen ab – die erste personelle Veränderung.

Die Band weihte 2006 die Hubertusstatue mit ein, spielte auf Jubiläumsmessen wie 150 Jahre Krankenhaus, 50 Jahre Caritas Geldern-Kevealer, diversen Silber- und Goldhochzeiten, Tauffeiern, Beerdigungen und gestaltete die Messfeier am Heiligabend in der Clemenskirche.
2008 waren die Musiker bei der „Nacht der offenen Kirchen“ mit einer „Zeitreise durch 40 Jahre Neues geistliches Lied“ in Rees-Mehr zu hören, spielten seit 2006 regelmäßig bei der „Woche für das Leben“ im Xantener Dom. „Kann sein, dass wir das 2019 noch mal machen. Dann aber vielleicht nicht mehr als ,Hozizonte‘“, unterstreicht Hubert Lemken.

Die Gruppe wiederbelebte 2008 die „besinnliche Stunde im Advent“, nachdem die frühere Instrumental- und Singgruppe Kevelaer diese Tradition erstmalig in der Kapelle der Clemensschwestern an der Sonnenstraße 1975 begründet hatte. Diese Stunde wurde von 1978 bis 1995 mit neuen geistlichen Liedern und Texten zum Zuhören und Mitsingen jährlich am vierten Adventssonntag gestaltet, war danach aber „eingeschlafen“.

Seit 2012 mussten Anton Koppers (Keyboard), Hubert Lemken (Gitarre, Gesang), Rainer Killich (Gesang, Querflöte), Andrea Moll, Susanne Rütten-Gietmann und Moniky Hyna (Gesang) ohne den in jenem Jahr verstorbenen Ludger Fedke auskommen. „Bei der Beerdigung haben wir auch gespielt. Das war festlich, aber sehr schwer“, erzählt Lemken.

Ergänzt wird das musikalisch vielfältige Engagement durch die Ü-30-Gottesdienste bei den Clemensschwestern. Die Türkollekte der „besinnlichen Stunde“ und der Ü-30-Gottesdienste geht an die Kinderhilfe Bethlehem und ein Krankenhaus in der Region entlang des Gaza-Streifens. „Dafür haben wir sicher weit über 15 000 Euro zusammengespielt“, meint Lemken sichtlich stolz.

Auch bei der Übergabe des KB an die damalige WAZ Mediengruppe waren sie mit dabei, sangen plattdeutsche Lieder.

Anton „Töni“ Koppers war nun der, der den Anstoß gab, dass es jetzt genug damit sei, dass der Terminkalender von „Horizonte“ den Urlaubsplan bestimmt. „Ich habe gesagt, ich setze ein Zeichen und ich höre auf“, erläutert der 65-Jährige mit Blick auf seine vier Enkel.

Wehmut komme aber trotzdem auf, und dass ihnen etwas fehlen werde, daran lassen Koppers und Lemken keinen Zweifel. „Je näher es auf‘s Ende zugeht, desto häufiger kommt das Gefühl. Mich hat die Musik sehr ausgeglichen“, sagt der Keyboarder. „Zwei Stunden mit der Musik im Keller und man kommt als neuer Mensch nach oben.“ Aber „aufzuhören, wenn es einigermaßen vernünftig klappt“, sagt Koppers, das sei nach 20 Jahren dann auch eine Leistung. „Das ist sicher der richtige Zeitpunkt.“

Am Sonntag, 23. Dezember, kann man um 17 Uhr in der Clemenskirche im Klostergarten die Gruppe „Horizonte“ bei der „besinnlichen Stunde“ an der Sonnenstraße noch einmal erleben, und wie sich das so anfühlt, wenn die Musiker die Palette von „The rose“ über „Gabriella´s song“ auf schwedisch bis zu den „Bläck Fööss“ spielen. Die allerletzte Gelegenheit ist dann tags drauf die Heiligabend-Messe .