Mit Maria in der Hauptrolle

Zweieinhalb Stunden Spieldauer. Mehr als 250 Mitwirkende. Und nicht zuletzt: 2200 Zuschauerinnen und Zuschauer. Wenn alles klappt. Es ist kein Wunder, dass Elmar Lehnen langsam Angst kriegt. Denn was der Kevelaerer Basilikaorganist plant, der gemeinsam mit dem Theologen Dr. Bastian Rütten (Text) im Kern das Kreativ-Team bildet, soll nicht weniger werden als die Darstellung der „größten Geschichte der Menschheit auf dem Kapellenplatz“.
Kann es einen besseren Rahmen für diese „Welturaufführung“ geben als das Wallfahrtsjubiläum im kommenden Jahr? Gibt es einen passenderen Ort für ein Mysterienspiel um die Gottesmutter Maria als den Kevelaerer Kapellenplatz? Wohl kaum! Und wer die beiden treibenden Kreativ-Kräfte Rütten und Lehnen einmal in „Aktion“ erlebt hat, der weiß, dass beide für dieses Projekt „brennen“, wie sie selber sagen. Man muss kein tiefgläubiger Katholik sein, um die Dimensionen dieses Projekts um das Leben der Maria zu erkennen. Zwar sagt Bastian Rütten, er sei „der Falsche für ein zweites Oberammergau“, wolle kein „zweites katholisches Disneyland“ aufbauen. Es gehe um die „normalen Lebensumstände“ der Hauptfigur Maria, auf einer „sehr menschennahen Ebene“. Aber er erzählt auch, dass er um die „Schätze der Tradition“ wisse, man sie vielleicht heute jedoch „neu und anders erklären“ müsse. Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann stimmt zu, das sei auch die Idee des Wallfahrtsjubiläums: „Wir wollen es nicht nur historisierend feiern. Das hat ja was mit dem Jetzt zu tun.“
Ein bisschen erklärt das alles der Titel der Aufführung. „Mensch! Maria! – Ein Mysterienspiel zu einem ganz normal-besonderen Menschen“ lautet der und aus dem Leben dieser Maria werden Lebensstationen gezeigt. Von der Geburt, der Verkündigung durch den Engel Gabriel, über den Besuch bei Elisabeth. Auch der pubertierende Jesus wird seine Mutter auf die Probe stellen. Weitere Stationen sind die Wallfahrt nach Jerusalem, die Hochzeit zu Kana, der Kreuzweg und der Tod ihres Sohnes.
Während des Stückes wechseln sich unterschiedlichste stilistische Formen ab. Das Mysterienspiel wird von Anfang bis Ende musikalisch untermalt. Das alles habe sich, nachdem sich Lehnen und Rütten gefunden hatten, „beim Schreiben so entwickelt“, erinnert sich der Basilikaorganist. „Und zack, wird ‘ne Oper draus“, schmunzelt Elmar Lehnen, der neben seiner anstrengenden Organistentätigkeit „jede freie Minute schreibt“. Im Gespräch mit den beiden Köpfen des Projekts spürt man viel von der Kreativität, aber auch vom Respekt vor der Arbeit des andern. Und ein wenig ahnt man schon, dass ihre Ideen, ihre Texte und ihre Musik im kommenden Jahr den Kapellenplatz mit Leben – einem ganz bestimmten Leben – erfüllen werden. (nick)