„Hand-icap“ und „Blind Dates“

Zur 4. Wallfahrt für Menschen mit neurologischen Erkrankungen hatten Spiritual Care Kevelaer, die Caritas-Konferenz St. Marien und der Rektor der Wallfahrt, Domkapitular Gregor Kauling eingeladen und gut 50 Menschen mit Handicap und deren Angehörige und Betreuer waren zur Gnadenkapelle gekommen. „Wir wollen mit Maria auf Gott schauen, auf den Heiland, der Liebe schenkt und den Menschen berühren kann“, so Kauling zur Begrüßung.

Am Beispiel der verdorrten, gelähmten Hand, die Jesus heilt (Mk. 3,5), die Symbol für das abgestorbene Leben, die nicht mehr vorhandene Lebensfreude und die Ausgrenzung Kranker steht, wollten sie ihre Hände in die Hände Gottes legen. Gerade dann, wenn der Lebensweg beschwerlich ist, wollten sie vertrauensvoll ihre Hände in die Hände dessen legen, der immer einen liebevollen Blick auf die Menschen richtet. In die Hände dessen, der sie, in all ihren Grenzen, heraus aus der Enge in die Weite und in die Fülle des Lebens führt und sie heilen kann.

Die Macht des vertrauensvollen Gebets, so wie im Jakobusbrief 5,13-18 beschrieben, „wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten.“ Mit dieser Zusage verbrachten die Pilger den Tag. Sylvia Rommen-Ahlbrecht, Vorsitzende der Caritas Konferenz St. Marien, versteht diese Kraft durchaus weitreichend. Für sie ist auch heute noch neben der Stärkung der Seele körperliche Heilung möglich und Kauling wies darauf hin, dass wir als Menschen die Türe zu unserem Leben nicht verschließen dürfen – glauben müssen – damit Gott darin wirken kann.

Nach der Messe in der Sakramentkapelle wurde das Sakrament der Krankensalbung durch Domkapitular Kauling gespendet. Durch die Krankensalbung soll der Kranke Stärkung und Ermutigung empfangen, Anteil am Heiligen Geist erhalten und Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit geschenkt bekommen. Nach katholischem Verständnis hat sie eine Sünden vergebende Wirkung und verbindet den Kranken mit dem Leiden, dem Kreuz und der Auferstehung Jesu Christi.

Im Anschluss gab es dann ein Blind Date, ein Treffen, bei dem man nicht so genau weiß, was auf einen zukommt. Hiermit sollte darauf hingewiesen werden, dass Blind Dates im Leben mit „Hand-icap“ häufig vorkommen. Jeder neue Tag mit Erkrankungen ist oft wie ein Blind Date. Unvorhersehbare Entwicklungen oder Probleme, veränderte Situationen oder Befindlichkeiten, neue Symptome …

Das Blind Date war der Film „Mein linker Fuß“ aus dem Jahre 1989 mit Sir Daniel Michael Blake Day-Lewis (britisch-irischer Theater- und Filmschauspieler der dafür den Oscar als bester Hauptdarsteller erhielt). Er stellt den schwergehandicapten Christy Brown in der Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Romans von Christy Brown aus dem Jahre 1954 dar. Ein beeindruckendes Dokument vom Leben eines Menschen mit Handicap.

Anwesende Eltern eines ebenfalls mit Athetose und Spastik gehandicapten Kindes, das auch an der Wallfahrt teilnahm, bestätigten die realistische Spiegelung des Lebens, äußerten sich jedoch auch kritisch. Das Leben von Christy Brown sei nur deshalb dokumentiert, weil er letztlich doch nur durch Leistung anerkannt gewesen sei. Menschen würden nicht nur durch Leistung wertvoll. Der Gehandicapte würde auch ohne Leistung ein wertvoller Mensch sein, der es „verdient“ habe, geliebt zu werden.

Mit einem kleinen Abendimbiss im Priesterhaus, bei dem sich viele der Teilnehmer noch zusammensetzten und unterhielten, endete die 4. Wallfahrt für Menschen mit neurologischen Erkrankungen und mit guten Wünschen reichte man sich zum Abschied die Hände.